Pelzlabel "Friendly Fur":Fuchs - voll korrekt

Der Berliner Künstler Nikolas Gleber verspricht politisch korrekten Pelzkomfort für modebewusste Szenegänger: Füchse "ohne schlechtes Karma".

Kann man ein Öko sein und trotzdem Pelz tragen? Nikolas Gleber sagt ganz klar: Ja! Der Berliner Künstler findet nichts Anrüchiges daran, wieder Pelz zu tragen. Sein Label "Friendly Fur" - freundlicher Pelz - verspricht politisch korrekten Pelzkomfort. Mit anderen Worten: Füchse "ohne schlechtes Karma".

"Friendly Fur" - Nikolas Gleber

Sehen so glückliche Füchse aus? Der Künstler Nikolas Gleber findet: ja. Er nennt sein Modell "Johnny Blue Eyes".

(Foto: Foto: dpa)

Der 33-Jährige, ein "Mitte-Boy" mit Turnschuhen und nicht ganz ernst gemeintem Schnauzbart, macht aus Füchsen Laptop-Taschen, Nackenstützen und sogar Schlafbrillen. Für seine Objekte verwendet Gleber Füchse aus deutschen Jagdbeständen, die ohnehin zur Strecke gebracht wurden, wie er sagt - eine Art Öko-Pelz also, der zum Zeitgeist passt.

Immer mehr Szenegänger trauen sich mittlerweile, Omas Nerz aus dem Schrank zu holen. Pelzkragen und Jogging-Hose, das ist der Look von Berlin-Mitte. Dem Fuchs-Künstler kommt die kalte Jahreszeit und die aufkommende Pelz-Frage daher gerade recht. Wer das neongrüne Logo "Friendly Fur" trägt, hat aus seiner Sicht eine Botschaft: "Liebe deine Natur".

Füchse ohne "schlechtes Karma"

Gleber findet es besser, dass die toten Tiere aus der Wildpflege genutzt werden, als dass die Kadaver beseitigt würden. "Es ist kein schlechtes Karma um die Füchse", sagt der Berliner. Weder Zucht noch Fallen seien demnach im Spiel. Und eines stellt der Künstler klar: "Fallenjagd ist pfui."

Anfeindungen habe er wegen der Füchse noch nicht erlebt. "Ich bin froh, dass meine Kunst richtig verstanden wird." Gleber ist Künstler, kein Kürschner. Umwelt und Nachhaltigkeit sind Gleber wichtig. Sein Vater ist Förster.

Produziert werden die Teile laut Gleber in der Region. Es handelt sich um ein kleines Projekt, keine Massenware. Um die 30 Füchse hat der Künstler bisher verarbeiten lassen. 80 Euro kostet ein Fuchsschwanz zum Anhängen, 600 Euro eine Handtasche. Für den Rotfuchs mit Kopf zum Umhängen muss man schon mal 1500 Euro hinlegen. Gleber nennt das Tier mit den gewöhnungsbedürftigen eisblauen Augen zärtlich "Johnny Blue Eyes".

"Jagd ist Tierquälerei"

Peta-Sprecher Edmund Haferbeck begegnet der Arbeit des Berliner Künstlers sehr kritisch und sieht "Friendly Fur" als falsches Signal, das bestenfalls der Industrie nutze. "Es spielt überhaupt keine Rolle, wo das Tier herkommt", sagt der Tierrechtler. Die Jagd an sich sei Tierquälerei.

Der Deutsche Jagdschutz Verband ist da anderer Meinung und begrüßt, dass Gleber die toten Tiere für sich verwendet. 530.000 Füchse wurden 2008 hierzulande erlegt - meistens zum Seuchenschutz oder zur Artenpflege, wie es heißt. Normalerweise werden Füchse begraben oder in speziellen Anlagen beseitigt. "Mit den Fellen kann man kein Geschäft machen", stellte ein Sprecher klar.

Doch was tun, wenn man noch einen alten Pelzmantel im Schrank hat, für den die Tiere einmal grausam gestorben sind? Gleber rät, über das Tragen nachzudenken, auch wenn das Karma schlecht sein mag und hofft: "Vielleicht verjährt das ja auch."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: