Stiftung Warentest:Singlebörsen genauso gut wie teure Partnervermittlungen

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Online-Dating wird immer beliebter.

(Foto: Matthew Lloyd/Getty Images)

Die große Liebe im Netz finden? Gar nicht so einfach. Stiftung Warentest hat elf Portale geprüft. Die wichtigsten Ergebnisse.

Der erweiterte Freundeskreis ist abgegrast, die Kollegen sind zu haarig, zu pedantisch oder seit Jahren in festen Beziehungen gefangen - und die Hoffnung, die Liebe des Lebens am Tresen der Stammkneipe kennenzulernen, ist nach dem letzten schlechten One-Night-Stand begraben? Dann willkommen im Jahr 2016: Menschen, die das Wort Online-Dating in den Mund nehmen, werden nicht mehr mitleidig angeschielt. Sie gelten als normal. Allein, weil es Millionen von ihnen gibt.

Das Problem: Mit der gesellschaftlichen Anerkennung des Online-Datings wächst auch die Zahl der Angebote. Es gibt jetzt nicht mehr eine oder zwei Seiten, auf denen sich beziehungswillige Singles im Netz begegnen können, sondern Dutzende. Und was, wenn man am falschen Ort sucht? Die Stiftung Warentest versucht, zu helfen.

Was wurde getestet?

Sechs Singlebörsen und fünf Partnervermittlungen im Internet. Zur Unterscheidung: Singlebörsen könnte man auch als Onlineversion der Kontaktanzeigenseite in der Zeitung beschreiben. Nutzer können Bild und Text hochladen und sich in Eigeninitiative die Bilder und Texte der anderen ansehen. Die Partnervermittlung geht einen Schritt weiter und verspricht, die richtigen Menschen zusammenzubringen (analoge Entsprechung wäre wohl der gute Freund, der den Single mit jemandem verkuppeln will, der "total gut passen würde", weil er auch gerne Sport macht. Oder auf dem Sofa rumhängt. Oder auf italienisches Essen steht.)

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Die Testsieger: Die beste Singlebörse ist laut Stiftung Warentest FriendScout24 (Note 1,8). Neu.de schnitt mit einer Bewertung von 1,9 ebenfalls gut ab. Hier lassen sich unter anderem die meisten Persönlichkeitsmerkmale eingeben, was eine besonders detaillierte Suche ermöglicht. Bei den Partnervermittlungen erreichten Parship (2,3) und Elite-Partner (2,5) die besten Platzierungen.
  • Kosten: Kostenlose Einsteigerangebote bringen wenig, die Kontaktmöglichkeiten sind begrenzt. Allein die werbefinanzierte Singlebörse Finya ist komplett kostenfrei, die es mit einer Bewertung von 2,6 immerhin auf den dritten Platz schaffte. Beim Umstieg auf das Premium-Angebot wird es teuer. Singlebörsen kosten ab 45, Partnervermittlungen ab 180 Euro für jeweils drei Monate.
  • Erfolg: Partnervermittlungs-Angebote bieten mehr Service, sind dafür deutlich teurer - aber kaum erfolgversprechender.
  • Kündigung: Die Kündigung funktioniert am leichtesten bei Friendscout24, Neu.de, eDarling und Prestigesingles. Single.de, Elitepartner und AcademicPartner fordern eine Kündigung mit Unterschrift, was rechtlich umstritten ist. Beim Portal Zoosk ließ sich das Profil erst nach mehreren Nachfragen löschen. Bei Single.de waren zwei der fünf Profile überhaupt nicht löschbar.
  • Beratung: Die Beratung bei Fragen zu AGB und Kündigung wurde bei fast allen Portalen als nicht zufriedenstellend eingestuft. Lediglich Parship und FriendScout24 konnten überzeugen.
  • Funfact: Die meisten Anfragen gingen bei dem Profil "35-jährige Frau mit Kinderwunsch" ein. Das Profil "schwuler Mann" bekam die wenigsten Anfragen, hier verweist Warentest auf andere Seiten.

Wie wurde getestet?

Mit frei erfundenen Profilen zweier Frauen und dreier Männer im Alter zwischen 35 und 55 Jahren, die bei den elf Seiten angemeldet wurden. Sämtliche Verträge wurden nach der Testphase gekündigt, die Löschung der Profile veranlasst. Bei den Singlebörsen wurde dann überprüft, ob die Suchergebnisse zu den angegebenen Kriterien passten. Bei den Partnervermittlungen versuchten zwei psychologische Fachgutachter zu prüfen, ob die Ergebnisse "zum Charakter und den Wünschen der fiktiven Singles passten".

Wie ist der Test einzuschätzen?

Eine schwierige Frage. Über Olivenöl und Türschlösser lassen sich wohl exaktere Aussagen treffen als über Partnerbörsen. Ein Test, bei dem fiktive Charaktere und psychologische Gutachter ins Spiel kommen, erscheint wenig verlässlich. Am Ende wird der Suchende selbst testen müssen, welches Portal die zutreffendsten Ergebnisse liefert.

Sinnvoll erscheint dagegen die Bewertung der AGB und Kündigungsmöglichkeiten - was Liebeshungrige im akuten Stadium aber vielleicht weniger interessiert.

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