Outdoor-Bekleidung:Frauen vor!

"Die Frau ist der Ruin des Alpinismus", schrieb der der österreichische Bergsteiger Paul Preuß. Das hat sich geändert - auch optisch.

Immer mehr Frauen begeistern sich für Fels und Eis und betreiben Extrem-Sportarten wie Höhenbergsteigen und Klettern. Es ist fast 100 Jahre her, dass sich der österreichische Bergsteiger Paul Preuß in einem heute legendären Aufsatz über "Die Frau ist der Ruin des Alpinismus" geäußert hat. Doch seitdem hat sich der Bergsport enorm gewandelt.

Outdoor-Bekleidung: Sprung mit dem Snowboard, die Kleidung sitzt - dank neuer Outfits für Frauen.

Sprung mit dem Snowboard, die Kleidung sitzt - dank neuer Outfits für Frauen.

(Foto: Foto: Istock)

Hersteller von Bergsportausrüstung haben auf das wachsende Interesse der Damenwelt reagiert. Sie bieten inzwischen zahlreiche Produkte an, die speziell auf weibliche Bedürfnisse ausgerichtet sind. So gibt es etwa Rucksäcke für kurze Rücken oder schmale Schultern und Schlafsäcke, die im Fußbereich besonders warm sind. "Das ist schon sinnvoll. Frauen haben nun einmal schneller kalte Füße als Männer", sagt der Oberallgäuer Bergführer Hubert Sauter.

Sauter betreibt in Kempten ein Bergsportgeschäft, in dem er einige Frauenprodukte anbietet. Kürzer geschnittene Iso-Matten, Rucksäcke, die im Beckenbereich breiter geformt sind, und Klettergurte mit verstellbaren Beinschlaufen sind nur ein paar Beispiele aus seinem Sortiment. Groß sei auch die Nachfrage nach den speziell für Frauen entwickelten Schlafsäcken, sagt Sauter. Diese sind nicht nur in unterschiedlichen Längen erhältlich, sondern wurden zudem mit zusätzlichen Daunen im Fußbereich und weichem Vlies am Kopf ausgestattet und sind an den Hüften und Knien breiter geschnitten als ein Männermodell. "Es heißt, dass Frauen im Schlaf gerne die Knie anziehen", sagt Sauter.

Neben der Ausrüstung für Aktivitäten am Berg finden Frauen auch an ihre Anatomie angepasste Bergsportbekleidung. Dazu zählen etwa schmäler geschnittene Berg- und Kletterschuhe oder kleinere Kapuzen bei Jacken. Die meisten Produkte sind nach Sauters Angaben schon von der Farbe her als Damenmodell erkennbar. "Frauen legen nicht nur Wert auf Funktionalität und Komfort. Auch die Optik muss stimmen." Der 47-Jährige hält das umfangreiche Angebot für Bergsteigerinnen durchaus für sinnvoll. "Ich habe nicht das Gefühl, dass man den Frauen nur etwas verkaufen will. Die Produkte sind speziell für sie entwickelt worden und passen ihnen einfach besser."

Ines Papert, mehrfache Weltmeisterin im Eisklettern, kann dies nach jahrelanger Erfahrung im Eis und Fels bestätigen. "Bis es Frauenmodelle gab, waren mir die Hosen immer zu lang und die Jacken immer zu groß", sagt die 34-Jährige, die in der Nähe von Bad Reichenhall in Oberbayern lebt. "Es war höchste Zeit, dass die Hersteller endlich realisieren, dass auch Frauen Bergsport betreiben."

Die Entwicklung spezieller Frauenmodelle habe ihrer Ansicht nach sowohl den Spaß als auch die Sicherheit für Bergsteigerinnen erhöht. "Es war oft hinderlich, wenn in den Unisex-Klamotten die Bewegungsfreiheit eingeschränkt war." Nicht zuletzt freut sich Ines Papert auch über die verbesserte Optik. "Auch in den abgelegensten Bergregionen will man sich nicht wie in einem Kartoffelsack fühlen."

Andrea Händel, Sprecherin des Deutschen Alpenvereins in München, hat festgestellt, dass die Outdoor-Branche seit ein paar Jahren verstärkt auf modische Aspekte setzt. Die Bekleidungsindustrie habe darin einen Trend erkannt. "Bergsportbekleidung ist zur Zeit absolut in. Es gibt so hübsche Farben und schicke Schnitte, dass viele Frauen die Sachen nicht nur in den Bergen tragen." Bergsteigerinnen rät sie jedoch, beim Kauf der Ausrüstung weiterhin auch großen Wert auf Funktionalität zu legen. "Es lohnt sich", sagt Andrea Händel, die den Komfort ihres speziell für Frauen entwickelten Schlafsacks sehr schätzt. "Das Gefühl, immer warme Füße zu haben, ist wunderbar."

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