Nordkorea:Pizza Pjöngjang

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In Nordkorea soll das erste italienische Lokal eröffnet haben. Vermutlich werden sich dort nur die kommunistischen Spitzenkader laben - während das normale Volk unterversorgt ist.

Henrik Bork

Nordkoreas Diktator Kim Jong Il hat seinen Untertanen das erste italienische Restaurant geschenkt. So berichtet es die in Japan erscheinende Zeitung Choson Sinbo, die über gute Kontakte nach Pjöngjang verfügt. Kim habe eigens Köche nach Neapel und Rom geschickt, damit sie lernten, wie authentische Pizzas gebacken und anständige Pasta gekocht werden, schreibt das Blatt. Zuvor seien eigene Versuche fehlgeschlagen, heißt es.

Kim Jong Il liebt westliches Essen. Er kann sich jetzt schon auf das erste italienische Restaurant in Nordkorea freuen. Sein Volk wird davon wenig mitbekommen. (Foto: Foto: AP/AFP)

"General Kim Jong Il sagte, dem Volk solle auch der Zugang zu den berühmten Gerichten dieser Erde erlaubt werden", zitierte das regimetreue Blatt einen gewissen Kim Sang-Soon, der als Manager des Restaurants vorgestellt wird.

Und nach dieser Anweisung von ganz oben waren offenbar nur noch die besten Zutaten gut genug: Mehl, Butter und Käse seien eigens aus Italien eingeflogen worden, wird den Lesern mitgeteilt.

Der Bericht, der vorerst nicht durch eine unabhängige Restaurantbesprechung zu erhärten ist, zitiert die erste begeisterte Kundin. "Ich wusste aus dem Fernsehen und aus Büchern, dass Pizza und Spaghetti weltberühmte Gerichte sind, aber dies ist das erste Mal, dass ich sie probieren konnte", soll die 42-jährige Jung Un-Suk der Zeitung gesagt haben. "Ihr Geschmack ist einzigartig", urteilte sie diplomatisch.

Die besondere Vorliebe des korpulenten Diktators für westliches Essen und feine Weine wird seit langem kolportiert, obwohl er selten den Tisch mit ausländischen Gästen teilt. Auf einer Russlandreise im Zug soll er sich an Hummer und französischem Bordeaux gelabt haben.

Ein japanischer Koch hatte nach seiner Rückkehr aus Nordkorea berichtet, Kim und sein kommunistischer Hofstaat ließen sich auch Sushi schmecken. Dem Koch war es in Nordkorea zu bunt geworden, als er neben seiner Arbeit an den Wochenenden bei Wettrennen mit Schnellbooten gegen den Diktator antreten musste - und Angst hatte, er könnte aus Versehen einmal gewinnen.

Chronisch unterversorgt

Der britische Sender BBC hatte im Jahr 2004 auch schon einen italienischen Koch interviewt, der behauptete, in Nordkorea drei Armeeoffiziere im Pizzabacken unterrichtet zu haben, damit sie ihren "geliebten Führer" damit verwöhnen konnten. Offenbar war Kims Selbstversuch erfolgreich. Dass sich nicht das ganz gewöhnliche "Volk" in dem Restaurant tummeln wird, sondern eher die für Pjöngjang übliche Mischung aus kommunistischen Spitzenkadern, ausländischen Diplomaten und Vertretern von Nichtregierungsorganisationen, davon darf getrost ausgegangen werden.

Auch in diesem Winter herrschte in Nordkorea eine angespannte Versorgungslage. Es gibt zwar keine Berichte über Hungersnöte, aber ein Großteil der Bevölkerung ist chronisch unterversorgt. Die Deutsche Welthungerhilfe etwa hilft den Bauern in der Provinz beim Bau von Gewächshäusern, den Städtern beim Gemüseziehen auf dem Balkon, und andere Hilfsorganisationen versuchen "gefährdete Gruppen" wie schwangere Frauen und Waisenkinder mit Notrationen zu versorgen, wobei sie immer wieder von den Aufpassern des Regimes behindert werden.

Für die Kaderriege, die innerhalb Pjöngjangs in einem von Mauern und Wachposten abgeschirmten Devisenparadies leben, gibt es allerdings schon seit langem allerlei kulinarische Vergnügungen. Es gibt in Pjöngjang hervorragende koreanische Restaurants, die beispielsweise Fasanensuppe auftischen und auch eine sehr gute Konditorei.

© SZ vom 17.03.2009/bre - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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