Neues Portal lebensmittelklarheit.de:Fehlstart für den Verbraucherschutz

Ein neues Portal sollte Verbrauchern dabei helfen, Werbelügen und Mogelpackungen zu entlarven - doch seit dem Start am Mittwoch ist die Seite keine große Hilfe: Sie ist zeitweise überhaupt nicht zu erreichen.

Die Seite war ein Politikum, schon bevor sie am Dienstag online ging: Die Verbraucherzentralen wollten mit dem Portal lebensmittelklarheit.de endliche eine Plattform schaffen, auf der sich Kunden transparent über Mogelpackungen in der Kühltheke beschweren können. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner, deren Ministerium das Portal finanziell unterstützt, nutzte die Gelegenheit, um sich nach all dem Knatsch um weichgespülte Kennzeichnungspflichten als oberste Kämpferin für Verbraucherrechte zu präsentieren. Die Lebensmittelindustrie tobte.

Lebensmittelklarheit

Das schöne neue Verbraucherportal von Verbraucherzentralen und Ilse Aigners Ministerium sah am Donnerstagmorgen recht düftig aus.

(Foto: Screenshot: lebensmittelklarheit.de)

In dem Portal bewerten die Verbraucherschützer die Beschwerden von getäuschten Kunden und bitten die entsprechenden Hersteller um Stellungnahme. Soweit die Idee. Doch seit die Webseite am Mittwochvormittag online ging, war sie über Stunden hinweg nicht zu erreichen. Immer wieder ploppte statt des Vebraucherportals eine Störungsmeldung auf, die Seite wurde nur im reduzierten HTML-Modus angezeigt oder brauchte Minuten, um sich aufzubauen. Offenbar war das Interesse von Bürgern - und Journalisten, die über die Webseite berichten wollten - größer, als Politiker und Verbraucherschützer gedacht hatten.

"Der Ansturm war einfach zu groß", sagt eine Sprecherin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen zu sueddeutsche.de. "Es tut uns sehr leid." Die Server seien der Last schlicht nicht gewachsen. Man arbeite daran, das Problem schnellstmöglich zu lösen - alle Kräfte seine momentan darin gebunden, so die Sprecherin. Jetzt müsse zuerst einmal für ausreichend Serverkapazitäten gesorgt werden. Beim Bundesverband ist man hörbar genervt.

Um Verschwörungstheorien vorzubeugen: Dass hinter den hohen Zugriffen ein Hacker-Angriff der Lebensmittelindustrie steckt, ist trotz aller Kritik an dem Portal - häufig fällt der Begriff des "Prangers" - sehr unwahrscheinlich. Trotzdem blieb die genaue Ursache für die Abstürze zunächst ungeklärt. Dem würde man in einem zweiten Schritt nachgehen, wenn das akute Problem unter Kontrolle gebracht sei, heißt es dazu vom Bundesverband Verbraucherzentrale.

Wann den besorgten Verbrauchern auf lebensmittelklarheit.de wieder zuverlässig eine Kuh statt einer Fehlermeldung entgegenblinzelt, steht noch nicht fest. Sobald wie möglich, heißt es. Die Kritiker des Portals dürften zumindest die Einzigen sein, die sich über diesen Fehlstart freuen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: