Natürliches Potenzmittel:Zweifel an Bio-Viagra

Die Meldung, die Berliner Charité arbeite an einer Potenzpille aus pflanzlichen Extrakten, sorgt für Ärger: Die Universitätsklinik distanziert sich von dieser Behauptung und hat Zweifel an der Forschung.

Das Berliner Universitätsklinikum Charité hat sich von der Untersuchung eines Mitarbeiters über eine neue Potenzpille aus pflanzlichen Bestandteilen distanziert. "Es handelt sich bei dieser Untersuchung um die Aktivität eines Mitarbeiters der Charité in eigener Verantwortung", teilte die Charité mit.

Natürliches Potenzmittel: Mehr Lust auf Sex - die Forscher arbeiten daran.

Mehr Lust auf Sex - die Forscher arbeiten daran.

(Foto: Foto: iStock)

Der Mitarbeiter Olaf Schröder hatte über erfolgreiche Tests mit der Potenzpille berichtet, die 2010 auf den Markt kommen solle. Die Übereinstimmung mit den Richtlinien der Charité zur guten wissenschaftlichen Praxis werde derzeit überprüft, erklärte die Charité. "Die Nennung eines Produktnamens in Zusammenhang mit den Untersuchungen entspricht nicht den wissenschaftlichen Standards der Charité. Die Charité behält sich vor, hierauf geeignet zu reagieren und schließt auch rechtliche Schritte nicht aus", hieß es in der Erklärung weiter. Schröder sei nicht berechtigt, Erklärungen für die Charité abzugeben.

Nach Angaben von des Magazins Spiegel Online arbeitet Schröder nebenbei auch als PR-Berater und Lobbyist für die Pharmaindustrie. Er plane seine Doktorarbeit und habe die Pille lediglich in einen Versuch erprobt, nicht wie angegeben in zwei. Dabei hätten entgegen den Angaben 25 Männer die Pille und 25 ein unwirksames Scheinmedikament erhalten. Anschließend hätten die Teilnehmer die Wirkung mit ihren Erinnerungen an die von Viagra vergleichen sollen.

Diese Methode habe mit seriöser Forschung nur wenig zu tun, kritisierte Fritz Sörgel, Direktor des Nürnberger Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) laut Spiegel Online. Auch an die Wirkungen, die den Pillen-Inhaltsstoffen zugeschrieben werden, wolle Sörgel nicht glauben. Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte habe inzwischen Informationen von der Charité angefordert, um den Vorgang zu prüfen.

Schröder hatte der dpa erklärt, die Mischung verschiedener Pflanzenextrakte erhöhe im Körper den Spiegel des männlichen Sexualhormons Testosteron und verbessere die Durchblutung. Die Pille bestehe vor allem aus Teilen der Pflanze Tribulus terrestris (Erd- Burzeldorn) und weiteren pflanzlichen Substanzen. Die Pressestelle der Charité hatte der dpa den Mitarbeiter als Ansprechpartner genannt, als dpa um Informationen zu der Pille bat.

(dpa/sueddeutsche.de/bre)

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