Namensforschung:Alles Oscar, Oskar?

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Woher hat der bekannteste Filmpreis der Welt seinen Namen? Warum heißen wir selbst überhaupt so, wie wir heißen? Und welche Vornamen sind in Deutschland verboten?

Von Joachim Retzbach

In der Nacht von Sonntag auf Montag heißt es wieder: "And the Oscar goes to ..." Die wichtigsten Filmpreise der Welt werden in Los Angeles mit genau diesen Worten verliehen "Und der Oscar geht an ..." Aber warum nur trägt die vergoldete 34 Zentimeter-Statue eigentlich diesen Namen? Das ist ja ein ganz normaler Vorname, englisch für Oskar. Warum heißt der Preis nicht Henry, Alfred oder Bob?

Oscar ist ein Spitzname. Offiziell trägt der Preis den Namen "Academy Award of Merit", was so viel bedeutet wie "Preis der Akademie für besondere Leistungen". Das war zu kompliziert. Und schon wenige Jahre nachdem der Preis 1929 das erste Mal verliehen wurde, haben alle nur noch von "Oscar" gesprochen. Wer die rund vier Kilogramm schwere Ritterfigur so getauft hat, weiß heute leider niemand mehr genau. Verschiedene Geschichten kursieren darüber. Die bekannteste lautet: Die Statue sah ein bisschen so aus wie der Onkel einer Mitarbeiterin und späteren Geschäftsführerin der Akademie - und dieser Onkel hieß nun mal Oscar.

Wenn das stimmt, wären also die Eltern dieses Onkels für den Namen verantwortlich. Warum aber haben sie ihren Sohn damals Oscar genannt und nicht etwa Magnus oder Liam? "Manche Vornamen sind zu einer bestimmen Zeit einfach in Mode und andere nicht", erklärt Jürgen Udolph aus Leipzig. Er ist Deutschlands bekanntester Namensforscher. "Das ist wie bei Kleidung. Wenn zehn Jahre lang weite Hosen chic waren, liegen bald darauf mit Sicherheit wieder engere Hosen im Trend." Menschen wollen immer mal wieder etwas Neues ausprobieren, und das gilt auch für Namen.

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(Foto: Matt Sayles/Invision/AP)

Eine glänzende Trophäe, von der jeder träumt, der mit Filmen zu tun hat: der Oscar.

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(Foto: imago)

Wer in einer Mülltonne lebt, muss so griesgrämig sein wie Oscar aus der Sesamstraße.

Oskar Matzerath aus der Romanverfilmung "Die Blechtrommel" kann so hoch schreien, dass Glas zerspringt, und beschließt als Dreijähriger, nicht mehr weiterzuwachsen.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Der Titeljunge aus "Rico, Oskar und die Tieferschatten" ist ängstlich. Den Helm trägt er zur Sicherheit.

Er ist gerade 16 Jahre alt geworden: "Dieseroskar" nennt er sich und erzählt mehr als 200.000 Abonnenten auf Youtube, was er interessant findet: Sneaker, Drohnen und Halloween.

Oskar beispielsweise war zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch in Deutschland ein verbreiteter Name. Zwischen 1940 und 1990 gab es dann fast gar keine neuen Oskars mehr. Erst seit Anfang der 1990er-Jahre tauchte der Name wieder in den Hitlisten auf. Im Jahr 2016 war er dann schon auf Platz 15 der beliebtesten Jungennamen - das ist ziemlich weit oben, wenn man bedenkt, dass es Tausende Namen gibt. Ganz ähnlich erging es dem Namen Frieda. Auch er war früher chic und geriet zwischenzeitlich fast in Vergessenheit. Heute ist er wieder häufig zu hören. Natürlich gibt es auch echte Klassiker. Manche werden sogar schon seit dem Mittelalter immer wieder gern vergeben. In Deutschland sind das etwa Anna, Katharina oder Paul.

Bis zum 11. oder 12. Jahrhundert besaßen die meisten Menschen in Mitteleuropa nur einen Vornamen. Ein Familienname war Königen und anderen Edelleuten vorbehalten. Doch als die Dörfer und Städte immer größer wurden, konnte es vorkommen, dass im selben Ort drei Männer namens Hans und vier Frauen namens Elisabeth wohnten. Deswegen wurden die Nachnamen erfunden. Hans Müller war der, der in der Mühle arbeitete. Hans Lahm hatte ein schwaches Bein. Und Hans Grünbergs Eltern waren aus dem Ort Grünberg eingewandert.

Die meisten Vornamen sind also schon viel älter als die Familiennamen. Und sie hatten ursprünglich einmal eine Bedeutung. Denn Namen drückten früher oft einen Wunsch aus, den die Eltern dem Kind mitgaben. Sohn Armin ("der Große") sollte einmal ein kräftiger Kerl werden, Tochter Adelheid "von edlem Wesen" sein. Im Mittelalter gaben die Eltern dann ihren Kindern bei der Taufe gern die Namen von christlichen Heiligen, in der Hoffnung, dass er oder sie den Nachwuchs vor Krankheiten beschützen würde.

Heutzutage spielt die Bedeutung eines Namens für Eltern oft keine Rolle mehr. Stattdessen achten sie vor allem darauf, ob er sich gut anhört, vor allem in Kombination mit dem Nachnamen. Manche Eltern erfinden auch einfach einen neuen Vornamen. Was erlaubt ist, entscheidet das Standesamt. Das ist eine Behörde, die über alle Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle einer Gemeinde Buch führt.

Feste Regeln gibt es dabei nicht. Ihre Tochter "Pfefferminze" zu nennen wurde Eltern zum Beispiel verboten, "Schokominza" dagegen ist erlaubt.

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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