Nachhaltig heiraten:Hochzeit ganz in Grün

Jawort im Sinne der Natur: Die umweltbewusste Braut fährt nicht in der Stretchlimousine vor die Kirche, sondern im Hybridauto. Und das Kleid ist natürlich recyclebar. "Ökologisch" heiraten ist im Trend.

Mirja Kuckuk

Wie man heiratet, ist ein persönliches Statement. "Wir heiraten im Juli auf La Gomera und freuen uns auf dein Kommen!" - derlei Einladungen nehmen einem die Entscheidung ab, wo im nächsten Sommer geurlaubt wird. Es wird gespart und schließlich ergeben das Zelt eingepackt, um den bekennenden Weltenbummlern die freundschaftliche Treue zu beweisen.

Hochzeit in Grün

Keine Sorge, es muss nicht auf dem Feld geschehen. Und Sie dürfen auch in Weiß heiraten. Aber Secondhand oder Fair Trade sollte das Kleid schon sein.

(Foto: Foto: iStockphotos/sueddeutsche.de)

Oder man findet sich auf einem Schloss im Ländlichen ein, wo die für gewöhnlich jeanstragende Freundin ihre Schleppe in Lady-Di-Maßen über den herrschaftlichen Hof zieht und mit dem Gatten zum Champagnerempfang lädt. Auch hier ist persönliches Engagement gefragt: Man spielt einen Tag lang High Society, als täte man nie etwas anderes.

Um ein Engagement ganz anderer Art geht es bei einer "Green Wedding". Hier sind Gäste und Brautpaar gefragt. Diese Form der ökologisch verträglichen Hochzeit kommt aus den USA und ist mittlerweile auch Trend in Frankreich und England. Dabei geht es nicht darum, dass die Braut in unförmige Jute gehüllt vor den Altar tritt und die bucklige Verwandschaft auf ihre alten Tage in den zweifelhaften Genuss von Grünkernfrikadellen gerät. Es kann durchaus hoch hergehen an einem solchen Tag - aber immer schön nachhaltig.

In Seattle findet einmal im Jahr eine Messe für Öko-Trauungen statt. Amerikanische und französische Internetseiten wie greatgreenwedding.com, greeneleganceweddings.com, organicweddings.com und femininbio.com geben umfangreiche Tipps, wie man sich mit reinstem Umweltgewissen und ohne unnötige CO2-Emissionen das Jawort gibt.

Wer in Grün heiratet, fährt nicht mit der Stretchlimousine oder einer SUV-Dreckschleuder vor die Kirche, sondern mit der Pferdekutsche, dem Rad oder im Hybridauto. Schief gucken wird da keiner, schließlich machen es die A-Promis in den USA längst vor. Leonardo DiCaprio und George Clooney etwa verzichten gänzlich auf dicke Autos - sogar im Alltag.

Nein zu schmutzigem Gold!

Bereits in der Vorbereitung für den großen Tag heißt es "think green". Die Einladungskarten tun das geplante "Ja" zu Partner und Natur kund - sie sind natürlich auf hundertprozentig recyceltem oder besser noch gänzlich holzfreiem Papier gedruckt. Die Qual der Gästewahl erledigt sich quasi von selbst - wer mit dem Auto, oder schlimmer noch, mit dem Flieger anreisen müsste, bleibt bitte zu Hause. Wahre Umweltfreunde muten weder alten Tanten noch dem Ozonloch Fernreisen zu.

Der Verzicht ist programmatisch: Das Paar selbst wünscht sich keinen Zuschuss zu einem Malediven-Flug. Vielmehr möchten die Gäste bitte ihre Großzügigkeit in sinnvolle Spenden fließen lassen. Geflittert wird, wenn nicht im Garten oder auf dem Campingplatz nebenan, so doch wenigstens mit lizensierten Ökotourismusanbietern wie planeta.com und organictravel.com. Sie wissen, wo die schönsten Naturschauspiele in der Heimat liegen und es die besten Ökomärkte gibt - und wie man umweltschonend anreist.

Es geht auch ans Eingemachte: die Ringe. Wer mit wirklich sauberer Weste vor den Altar treten will, darf kein Gold tragen. Denn man bedenke: Bei der Produktion eines schlichten Goldrings entstehen rund 20 Tonnen Minenabfall! Und Diamanten - der Braut bester Freund? Mitnichten! Das Geschäft ist eines der dreckigsten der Welt, im gleichen Atemzug mit Korruption, Ausbeutung und Armut zu nennen. Denn wer feiert schon glückliche Hochzeiten in Sierra Leone? Wohl kaum jemand. Das Land ist reich an Diamantenvorkommen - und auch deshalb so arm dran. Deshalb tun es besser Ringe aus Silber, Holz oder wiederverwerteten Metallen - als Symbol der Naturverbundenheit und Menschenliebe.

Einen weiteren entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Party kann die Braut leisten. Für sie gilt: Überteuerte Kunstfasern sind out. Anstatt Tausende Euros in ein Einwegkleid zu investieren, könnte sie - sofern noch vorhanden - das Brautkleid der Mutter recyclen. Wenn es denn ein neues sein muss, dann natürlich aus Fair-Trade-Baumwolle, Leinen oder Seide. Über den Umweltgedanken hinaus schießen Bräute, die ihr Kleid bei "Brides against Breast Cancer" kaufen. Einer Internetseite, die gebrauchte Kleider anbietet und den Erlös kranken Frauen spendet.

Auf die Festtafeln gehören regionale Spezialitäten. Wird eine Sau geschlachtet, so hatte sie zumindest ein erfülltes Leben in Freilandhaltung. Und auch wenn niemand an diesem Tag darben soll, muss nicht maßlos aufgetischt werden. Sollten dennoch zu viel der guten Speisen übrig bleiben, bekommen die Gäste Lunch-Pakete für den nächsten Tag mit. Oder noch nachhaltiger: Man informiert im Voraus die örtliche Armentafel, dass eine edle Spende zu erwarten sei.

Und so kann man sich am Ende des großen Tages zumindest in einer Hinsicht ganz sicher sein, das Richtige getan zu haben: Das Ja der Umwelt zuliebe.

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