Nach den Anschlägen in Paris:Weiter!

Nach den Anschlägen in Paris: Frankreichs Nationalmannschaft ließ sich nicht vom Spielen abhalten. Die Zuschauer in London färbten das Stadion in Frankreichs Farben Blau, Weiß, Rot.

Frankreichs Nationalmannschaft ließ sich nicht vom Spielen abhalten. Die Zuschauer in London färbten das Stadion in Frankreichs Farben Blau, Weiß, Rot.

(Foto: Kirsty Wigglesworth/AP)

Die Franzosen trauern, aber sie wollen sich nicht unterkriegen lassen. Auch in den Schulen waren die Angriffe in dieser Woche ein großes Thema.

Von Kathleen Hildebrand

Wie geht es weiter, wenn an einem Tag in Paris mehr als hundert Menschen ermordet worden sind? Wenn die Menschen geweint und Kerzen angezündet haben, anstatt sich zu erholen, Spaziergänge zu machen oder zu spielen? Geht man als Kind in Paris am Montag danach einfach wieder in die Schule und schreibt eine Mathearbeit?

Ja und nein. Seit am 13. November mitten in der Stadt Schüsse fielen und vor dem Fußballstadion Sprengstoff explodierte, trauern die Franzosen. Sie sagen aber auch: Wir lassen uns von Verbrechern nicht so große Angst machen, dass wir unser normales Leben aufgeben. Es ist ihnen wichtig, sich weiterhin Fußballspiele anzusehen, in Cafés und Konzerte zu gehen. Oder eben ganz normal in die Schule und zur Arbeit.

Trotzdem war am vergangenen Montag in den französischen Schulen nicht alles wie sonst. Es gab besondere Regeln für die Sicherheit der Schüler. Vor manchen Schulen durften die Kinder nicht in Gruppen stehen. Sie mussten gleich in die Gebäude hineingehen. Einige Schulen wurden von der Polizei bewacht. Und was geschah im Klassenzimmer? Dort haben die Lehrer mit den Schülern über die schrecklichen Ereignisse gesprochen, über ihre Ängste und ihre Wut. Ein Lehrer erzählte der französischen Kinderzeitung Le Petit Journal, dass seine Klasse einfach malen oder schreiben durfte, was sie wollte. Viele malten Bilder über die Attentate. Eine Englischlehrerin brachte den Schülern Vokabeln wie "Frieden" und "Gemeinschaft" bei und bastelte mit ihnen ein Plakat, auf dem sich Menschen auf der ganzen Welt an den Händen fassen. In allen Schulen des Landes gab es eine Schweigeminute. Schüler und Lehrer dachten gemeinsam an die Opfer. Danach sangen sie zusammen die französische Nationalhymne.

Die französische Fußballnationalmannschaft hat es ähnlich gemacht. Sie hätte am Freitag selbst Ziel der Anschläge vor dem Stadion werden sollen, doch der Plan misslang zum Glück. Die Fußballer ließen ihr Länderspiel gegen England nicht aus Angst vor neuen Anschlägen ausfallen. Vor dem Anpfiff dachten am Dienstagabend alle zusammen an die mindestens 129 Toten und sangen gemeinsam mit den 70 000 Zuschauern Frankreichs Nationalhymne. Auch das englische Team sang mit, um zu zeigen: Wir halten zusammen gegen Verbrecher wie die Terroristen von Paris. Der französische Spieler Lassana Diarra hat bei den Anschlägen seine Cousine verloren. Sie wurde vor einem Café erschossen. Er sagte: "Lasst uns zusammen die Liebe, den Respekt und den Frieden verteidigen." Wie man das macht? Zum Beispiel, indem man vor Tausenden Fans guten Fußball spielt.

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