Musik:Zurück in den Charts

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Die Ärzte wünschen Nazis "schlechte Unterhaltung". (Foto: N/A)

Ein Lied der Band "Die Ärzte" landete jetzt auf Platz 1, obwohl es schon vor 22 Jahren veröffentlicht wurde. Der Grund dafür ist nicht schön.

Von Kathleen Hildebrand

In den Charts stehen normalerweise nur ganz neue Lieder - und keine Oldies. Am 4. September wunderten sich deshalb viele, als über den neuen Songs von Justin Bieber, Cro und Sarah Connor ein Lied aus dem Jahr 1993 stand: "Schrei nach Liebe" von der Band Die Ärzte. Und das auch noch auf Platz eins. In Deutschland wurde das Lied in den vergangenen Tagen so oft heruntergeladen wie kein anderes.

Wie das kam? In "Schrei nach Liebe" geht es um Neonazis, die Menschen aus anderen Ländern mit Gewalt vertreiben wollen. Die Ärzte machen sich in ihrem Lied über diese gemeinen Leute lustig und schreien ihnen im Refrain ein hartes Schimpfwort entgegen, das mit A beginnt. Die Band hat das Lied 1993 veröffentlicht, als schon einmal - so wie jetzt - viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Damals gab es in manchen Orten Angriffe auf sie. In einigen Städten wurden Wohnheime in Brand gesetzt, um sie zu vertreiben. Jetzt, 22 Jahre später, passieren ähnliche Dinge. Viele fühlen sich deshalb an 1993 erinnert.

Deshalb beschloss Gerhard Torges, ein Musiklehrer aus Niedersachsen, "Schrei nach Liebe" wieder in die Charts und ins Radio zu bringen. Auf einer Internetseite und auf Facebook gab er Tipps, wie man dazu beitragen kann: Zum einen natürlich, indem man das Lied kauft und danach positiv bewertet, aber auch durch Klicks auf Youtube oder, indem man es sich bei Radiosendern wünscht.

Die Ärzte haben sich über die Aktion gefreut. Geld verdienen wollen sie mit dem Lied jetzt aber nicht mehr, haben sie in einer Nachricht im Internet erklärt. Alles, was sie am Verkauf des Songs verdienen, wollen sie den Flüchtlingshelfern des Vereins "Pro Asyl" spenden.

Songs gegen Nazis

Nicht nur die Ärzte setzen sich mit ihren Liedern gegen fremdenfeindliche Gewalt ein.

Eine kurze Playlist:

Sportfreunde Stiller: "Antinazibund"

Die Toten Hosen: "Willkommen in Deutschland"

Herbert Grönemeyer: "Härte"

Pur: "Bis der Wind sich dreht"

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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