"Mongrel Mob" in Neuseeland:Kriminelle Straßengang - ganz privat

"Mongrel Mob" heißt eine der berüchtigsten Straßengangs Neuseelands. Fotograf Jono Rotman hat es geschafft, das Vertrauen der Gang zu gewinnen - und die Mitglieder zu porträtieren.

Von Kathrin Stein

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Jono Rotman Mongrel Mob Portraits

Quelle: Jono Rotman

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Alles an ihm wirkt beängstigend: die wilde Frisur, das Glasauge und natürlich die dunkle Gesichtstätowierung. "Bung-Eye Notorious", so nennt sich der Mann, gehört zu einer der berüchtigsten Straßengangs Neuseelands, dem "Mongrel Mob", manchmal auch "Mighty Mongrel Mob" genannt.

Jono Rotman Mongrel Mob

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Außenstehende lassen die Gangmitglieder nur selten an sich heran. Der neuseeländische Fotograf Jono Rotman hat über die Polizei Kontakt aufgenommen und es geschafft, ihr Vertrauen zu gewinnen. In den vergangenen acht Jahren begleitete er einige der "Mobster", wie sie sich selbst nennen -und konnte sie porträtieren.

Jono Rotman

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Die Gang entstand in den späten 50er Jahren in Wellington und Hawkes Bay, Neuseeland. Vor allem unzufriedene Jugendliche, die aus schwierigen Verhältnissen stammten, schon einmal im Gefängnis waren oder ihre Kindheit in einer Erziehungsanstalt verbrachten, schlossen sich zusammen. Was ihnen die Gesellschaft angetan hatte, das wollten sie ihr zurückzahlen. Heute sind sie in ganz Neuseeland aktiv und beteiligen sich an Drogenhandel, Erpressung, Prostitution. Auch Raub und sogar Mord wird ihnen angelastet.

Jono Rotman Mongrel Mob

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Für sein Projekt reiste der Fotograf quer durch Neuseeland, viele der 200 Porträts entstanden bei den Gangmitgliedern zuhause oder in deren Clubs. "Ich wollte diese Männer wie einzigartige Individuen aussehen lassen - wie ein Produkt aus all dem, das sie zu dem gemacht hat, was sie sind", sagt Rotman. Neuseeland, das seien eben nicht nur schöne Landschaften. "Es ist auch ein Land, in dem die Kriminalitätsrate enorm hoch ist."

Jono Rotman Mongrel Mob

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Die Gangmitglieder sind Maori, weshalb sie als "Mongrels" (deutsch: Mischlinge) bezeichnet werden. Diesen Namen machten sie sich zu eigen und nannten sich "Mongrel Mob". Die Maori-Population macht nur 15 Prozent der Gesamtbevölkerung in Neuseeland aus. Und 51 Prozent der Gefängnisinsassen.

Das Foto zeigt "Toots King Country". Sein gesamtes Gesicht ist in dunkle Farbe getaucht, sogar seine Kopfhaut ist tätowiert. Diese Bemalung ist eine kriegerische Tradition der Maori.

Jono Rotman Mongrel Mob Portraits

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Die Mobster haben aber nicht nur traditionelle Maori-Tattoos, sie schmücken ihre Kutten auch mit Patches und Ansteckern. Vieles erinnert an Biker, auch wenn sich die Gang von dem Begriff "Motorrad-Gang" distanziert. Zudem spielen sie mit Nazisymbolen. Eines der Gang-Embleme ist eine Britische Bulldogge, die einen Stahlhelm der SS trägt - wie dieses Gangmitglied.

Jono Rotman Mongrel Mob

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Die Mongrel Mobs, die selbst ausgegrenzt wurden, wollten mit solchen Nazi-Symbolen provozieren und ihren tiefen Hass auf die weiße Gesellschaft ausdrücken, erklärt der Fotograf. Die Väter und Großväter vieler Mitglieder kämpften zudem im Zweiten Weltkrieg im Maori-Bataillon gegen Hitler und brachten die Gegenstände mit Nazi-Symbolen als Beute mit nach Hause. Später vererbten sie sie ihren Söhnen und Enkeln.

Jono Rotman Mongrel Mob

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Natürlich hatte der Künstler auch ein wenig Angst bei der Arbeit. In einem Interview mit dem Vice-Magazin erzählt er, die Gang-Mitglieder verdienten sich nur durch vollen Körpereinsatz Respekt. "Das ist vielleicht auch der Grund dafür, dass sie nicht lange fackeln. Sowohl ihnen als auch mir war irgendwie klar, dass sie mich töten würden, falls ich sie verarschen oder Scheiße bauen sollte."

Jono Rotman

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Denimz Rogue war sein erstes Fotomotiv - ein Mann mit Hunde-Tattoos im Gesicht. Der Vice erzählte Rotman: "Er wohnt zusammen mit seiner Familie in einem hübschen Haus und ist im Allgemeinen ein sehr ordentlicher Typ."

Jono Rotman Mongrel Mob

Quelle: Jono Rotman

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Wenn die Gang-Mitglieder älter würden, veränderte sich auch ihre Einstellung: "Dann geht es ihnen weniger um den Revierkampf, sondern mehr um das Wohlbefinden ihres Umfelds." Ihm sei viel Gastfreundschaft entgegengebracht worden, erzählt Rotman. Manche der Gangmitglieder betrachtet er heute sogar als Freunde.

Mehr Informationen unter www.jonorotman.com

© SZ.de/afis
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