Millionen Atemwegserkrankungen:Schatten auf deutschen Lungen

Rund drei Millionen Deutsche leiden unter einer chronischen Verengung der Atemwege - in drei Viertel der Fälle durch das Rauchen verursacht. Immerhin: International steht man gut da.

Rund drei Millionen Menschen leiden in Deutschland an einer gefährlichen und meist auf das Rauchen zurückgehenden chronischen Verengung der Atemwege.

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Röntgenbild der Lunge: Jeder Zehnte über 40 betroffen.

(Foto: Foto: dpa)

Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag in Hannover präsentierte Studie des Fraunhofer Instituts für experimentelle Medizin zu "chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen" (COPD) im internationalen Vergleich.

In dem für Deutschland als Modellregion ausgewählten Großraum Hannover zeigten gut 13 Prozent der untersuchten über 40-Jährigen Symptome der auch als Raucherlunge bezeichneten Erkrankung. Eine chronischen Verengung der Atemwege vermindere die Lebenserwartung um acht bis zehn Jahre, sagte der Leiter der Pneumologie in der Medizinischen Hochschule Hannover, Professor Tobias Welte.

Die COPD, die im Endstadium zu einem Lungenemphysem führe, sei mittlerweile die häufigste Todesursache nach Lungenkrebs, Herzinfarkt und Schlagfall. Hochgerechnet auf die Bundesrepublik litten etwa sechs Prozent oder drei Millionen der über 40-Jährigen an einer bereits fortgeschritten Verengung der Atemwege. Weitere gut drei Millionen zeigten schwächere Symptome der Erkrankung.

Nach 15 bis 20 Jahren droht der "Point of no Return"

Ursache des Erkrankung sei in Deutschland in etwa drei Viertel der Fälle das Rauchen, sagte Welte weiter. Wenn sie mehr als 20 Jahre geraucht hätten, litten über 40-Jährige zu 23 Prozent an chronischer Atemwegsverengung. Bei Menschen aus der gleichen Altersgruppe, die weniger als zehn Jahre geraucht hätten, liege die Erkrankungsrate bei nur fünf Prozent.

Raucher könnten nach 15 bis 20 Jahren der Nikotinabhängigkeit den "Point of no Return" erreichen, ab dem die Krankheit auch nach Aufgabe des Rauchens fortschreite.

Die Forscher von Fraunhofer Institut und Medizinischer Hochschule Hannover haben für die in zwölf Ländern durchgeführte Vergleichsstudie im Großraum Hannover 2.000 repräsentativ ausgewählte Menschen zu ihren Rauchgewohnheiten befragt und bei 750 von ihnen die Lungenfunktion getestet.

Im internationalen Vergleich weist Deutschland nach Angaben von Professor Welte zusammen mit Ländern wie Norwegen oder Island bei der COPD eher niedrige Erkrankungsraten auf.

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