Milliardärsfamilie Pinault:Mein Palast, meine Firma, meine Salma

Mehr als eine maskierte Hochzeit: Wie die französische Milliardärsfamilie Pinault im Kampf um Geld und Glamour einen Punktsieg erringt.

Gerd Kröncke, Paris

Der eine wird vom amtierenden Präsidenten hofiert. Bernard Arnault gehört zu denen, die von Nicolas Sarkozy bewundert werden, weil er eine Schwäche für das ganz große Geld hat. Der andere hofiert den vormaligen Präsidenten.

Hayek, Pinault

Salma Hayek und Francois-Henri Pinault heirateten am 25. April in Venedig

(Foto: Foto: AP)

François Pinault ist ein alter Freund von Jacques Chirac. Als voriges Wochenende Pinaults Sohn und Kronprinz François-Henri in Venedig die schöne Salma Hayek ("Frida Kahlo") abermals heiratete, nachdem das Paar sich schon am Valentinstag offiziell vermählt hatte, da war neben all den Hollywood- und sonstigen Stars auch Jacques Chirac mit seiner Frau herbeigeeilt.

Pinault senior, der nach der Forbes-Rangliste nicht ganz so viele Milliarden hat wie Arnault, war dem Konkurrenten aber mal wieder ein Stück voraus in den Schlagzeilen.

Arnault und der alte Pinault haben sich gelegentlich bekriegt, wenn es galt, einen großen Coup zu landen. Gemeinsam ist ihnen eine undurchdringliche Ernsthaftigkeit. Arnault, zu dessen Imperium Marken wie Louis Vuitton, Moët & Chandon und Hennessy gehören, hat angeblich noch nie gelächelt.

Private Leidenschaften

Pinault wird nur selten dabei erwischt. Doch pflegt er private Leidenschaften, wie eine Sammlung moderner Kunst - von Andy Warhol bis Mark Rothko und von Jeff Koons bis Damien Hirst. Was Arnault zu kopieren versucht.

Nach einem dieser merkwürdigen Rankings gehört Pinault sogar zu den einflussreichsten Figuren der internationalen Kunstszene. Und damit seine Kollektion richtig zur Geltung kommt, hat er sich in Venedig eines der schönsten Herrenhäuser gesichert, die je zum Verkauf standen. Im Palazzo Grassi, zur Zeit wegen Renovierung geschlossen, stellt er seine Schätze aus.

In einer Art von konkurrierender Eifersucht belauern sich die beiden Milliardäre Pinault und Arnault. Sie suchen den Glanz, den in früheren Jahrhunderten die Fürsten ausstrahlten. So gibt sich Pinault gern als Mäzen, wenn er zeitgenössische Kunst kauft. Und wenn er schockieren kann, nimmt er das gern in Kauf. Zu Ostern lieh er dem Bischof von Gap eine lebensgroße Christus-Figur des Londoner Künstlers Paul Fryer, die Furore machte: Jesus mit der Dornenkrone auf einem elektrischen Stuhl.

Wie es einem richtigen Milliardär zukommt, gehört ihm auch ein Fußballclub. Und nicht irgendeiner, sondern "Stade Rennes", dessen Fan der Bretone Pinault schon als Kind gewesen ist und der nächste Woche im französischen Pokalendspiel steht.

Er ist vor 73 Jahren in Champs-Géraux als Sohn eines Holzhändlers in einen gediegenen Wohlstand hineingeboren. Zu wirklichem Reichtum hat er es dann durch gewagte Unternehmen gebracht. Er kaufte marode Klitschen, sanierte sie und verkaufte sie wieder. Er fasste Fuß in vielen Branchen, bis hin zu Luxusgütern. Seinen Konkurrenten Arnault ärgerte er, als er ihn beim Kauf der Marke Gucci ausstechen konnte.

Anders als Onkel Dagobert begnügte er sich nicht damit, sich seines Geldes zu erfreuen. Der Milliardär gilt als großzügiger Mäzen und als Förderer der Bürgerrechtsorganisation SOS Rassismus.

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Fürstliche Feste

Fürstliche Feste

Sein Sohn François-Henri, der in Venedig die attraktive Mexikanerin heiratete, hatte es nicht immer leicht. Erbe ist kein Beruf, mag der Alte gedacht haben, und ließ den Jungen schuften.

Als er nach dem Studium in den väterlichen Konzern eintrat, musste er alljährlich einem Stiftungsrat Rechenschaft geben, bevor er vor ein paar Jahren schließlich selber an die Spitze aufrücken durfte. Seine bisher wichtigste Entscheidung war die Übernahme von Puma.

Ursprünglich galt der Junior als zurückhaltend. Als er mit der Nachricht überraschte, dass er sich mit Salma Hayek zusammentun würde und sie bereits ein Kind von ihm erwarte, da wussten die fürs Gesellschaftliche zuständigen Fachblätter nicht einmal, dass er inzwischen von seiner ersten Frau geschieden war.

Die gemeinsame Tochter ist schon zwei Jahre alt. Der Eheschließung in Venedig, wo die beiden im großartigen Opernhaus La Fenice ihren Bund noch einmal segnen ließen, folgte ein offenbar fürstliches Fest, wie es im Venedig früherer Jahrhunderte üblich war. Mit Augenmasken feierte man im alten Zollhaus.

Vater Pinault hatte den Palast vor einiger Zeit ebenfalls übernommen. Einen Moment haben alle die Krise vergessen, die den Schauspielern unter den Gästen natürlich weniger zusetzt als den Unternehmern. Neulich hatte sich Pinault senior sogar mit seinem alten Rivalen Arnault zum Essen getroffen, erstmals seit zehn Jahren hatten die beiden miteinander geredet. Daran wurden allerlei Spekulationen geknüpft, die sich bislang nicht erfüllt haben. Nach Venedig jedenfalls war er nicht eingeladen.

Der jüngere Herr Pinault, Jahrgang 62, musste erfahren, dass die Krise auch ihn behelligen kann. Ein paar Tage vor seiner Hochzeit war er von hundert seiner eigenen Angestellten drangsaliert worden. Sie hatten sein Taxi umzingelt. "Pinault, du Drecksack" hatten sie im Chor skandiert, was sich auf Französisch reimt: "Pinault! Salaud!" Erst nach einer Stunde konnten ihn Polizisten befreien. Mit Gelassenheit, heißt es, habe Pinault junior den Angriff hingenommen. Er habe die ganze Zeit telefoniert.

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