Michael Jacksons Leben:Die Verwandlung

Michael Jackson alterte nicht. Er verfiel. Sein Gesicht bezeichnete Jason Cowley als "den längsten Abschiedsbrief, den je ein Selbstmörder geschrieben hat".

Violetta Simon

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Er war der "King of Pop" - auch wenn er sich den Namen selbst gab. Aber er war auch der ewige Peter Pan, ein Junge ohne Kindheit, der nicht erwachsen werden wollte. Und noch etwas wollte er nicht: so aussehen wie er. Damit begann die Verwandlung von einem jungen Mann in eine Kunstgestalt, die immer wieder von Skandalen überschattet wurde.

Kugelrunde Krause Michael Joseph Jackson (2.v.r.) wird am 29. August 1958 als siebtes von insgesamt neun Kindern geboren. Die Familie lebt auf zwei Zimmern, der Vater arbeitet als Kranführer in einem Stahlwerk. Abends spielt Joe Jackson in einer kleinen Band, um die Familie finanziell über Wasser zu halten. Schon bald entdeckt er das musikalische Potenzial seiner Söhne. Er hängt seine - erfolglose - Musikkarriere an den Nagel und gründet 1969 die "Jackson Five".

Foto: Getty Images

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Orgelpfeifen mit Discokragen Unter der strengen Hand des Vaters avanciert Michael in der Geschwistergruppe schnell zum singenden Kinderstar, der bereits als Zehnjähriger über die Liebe singt. Kurz darauf hat die Band mit "I Want You Back" ihren ersten Nummer-eins-Hit in der Tasche. Zwei Jahre später bringt Michael sein erstes Soloalbum "Got To Be There" heraus. Die Single "Ben" wird sein erster eigener Nummer-eins-Hit.

Foto: Soul Train 30th Anniversary celebration / Getty Images

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Denkwürdiger Bruch Am 19. April 1979 rutscht der 21-Jährige bei einem Konzert auf der Bühne aus und bricht sich das Nasenbein. Es folgt die erste Operation. Seine Biografen sagen, dass er an diesem Tag begann, von der Realität Abschied zu nehmen.

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Die Verwandlung beginnt Um sich von seinem übermächtigen Vater wenigstens äußerlich zu distanzieren, lässt sich Michael immer wieder operieren. Er möchte aussehen wie Diana Ross: hohe Wangenknochen, dünne Unterlippe, nass glänzende Dauerwelle. Jackson studiert Filme über Gazellen, Leoparden und Panther, um deren natürliche Anmut zu imitieren. Ebenso wie die Stimme dient ihm der Körper als Instrument, das - gerne auch operativ - optimiert werden darf. Die Mühe lohnt sich: Sein "Moonwalk" geht in die Geschichte des Pop ein. 1982 erscheint sein Solo-Album "Thriller". Es wird das erfolgreichste Album aller Zeiten.

Foto: 1983 mit Jane Fonda / Getty Images

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Gesicht zur Wand Quincy Jones erinnert sich, dass Jackson als 21-Jähriger seine Songideen nur vortragen konnte, wenn er sich - mit dem Rücken zu ihm - hinter ein Sofa auf den Boden hockte. Doch hinter der Schüchternheit habe sich ein "grenzenloser Ehrgeiz" verborgen, "der größte Entertainer der Welt zu werden".

Foto: Jackson 5 Victory Tour at Kansas City, 1984 / Getty Images

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Vom Nice Guy zum Freak Am 27. Januar 1984 stehen Michaels Haare bei den Dreharbeiten zu einem Pepsi-Cola-Video plötzlich in Flammen - ohne einer offenen Feuerquelle in der Nähe. Schuld sind die starken Chemikalien im Haar des "King of Pop", die der "Jheri Curls"-Look erfordert. Jackson "kommt mit schweren Verbrennungen an der Kopfhaut ins Krankenhaus. Hier nimmt die Wandlung in Richtung Freak ihre Anfänge: Bei jedem Auftritt fällt das Gesicht des Superstars durch eine weitere Veränderung auf.

Foto: July 1984 / Getty Images

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Künstliches Zwitterwesen Je schmaler die Nase wird, je heller die Haut, umso stärker tritt Michael als autonomes Kunstwerk zutage, das nicht mehr das Produkt eines erfolgshungrigen Vaters ist, sondern sich selbst erschafft: ein androgynes Wesen zwischen schwarz und weiß.

Foto: 1987 in USA / Getty Images

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Sehnsucht nach Kindheit Michael Jackson lebte, mit über 50 Bediensteten, auf seiner "Neverland Ranch" bei Santa Barbara. Das Anwesen wurde dem Reich des Peter Pan nachempfunden, jenes kleinen Jungen, der nicht erwachsen werden wollte. Er empfing dort kranke und unterprivilegierte Kinder, richtete ihnen einen Vergnügungspark ein. Im August 1993 wurden erstmals Anschuldigungen laut, Jackson vergehe sich an den Jungen, die sich dort aufhalten. Die Familie des Jungen, dessen Aussage zu Ermittlungen geführt hatte, zog die Klage zurück - angeblich motiviert durch eine Zahlung von 23 Millionen Dollar.

Foto: 1993 in London / Getty Images

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Zwei Ehen in zwei Jahren Michael Jackson heiratete 1994 Lisa Marie Presley, die Tochter von Elvis. Die Ehe wurde von der Öffentlichkeit als Ablenkungsmanöver interpretiert. Zwei Jahre später reichte Presley "wegen unüberbrückbarer Differenzen" die Scheidung ein. Noch im November desselben Jahres heiratete Michael die Gehilfin seines Gesichtschirurgen, Debbie Rowe, die bereits schwanger war. Im Februar 1997 brachte sie den Sohn, Prince Michael Jackson Jr., zur Welt. Im April 1998 kam das zweite Kind, Paris Michael Katherine Jackson.

Foto: 1995 / dpa

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Ein drittes Kind, doch keine Mutter 1999 ließ sich Jackson von Debbie Rowe scheiden. Zu den Gründen machte er keine Angaben. Während der kurzen Ehe waren wiederholt Gerüchte laut geworden, Frau Rowe sei nur eine "Leihmutter" und werde für ihre Dienste fürstlich entlohnt. Auch ob die Kinder wirklich von ihm stammten, wurde nie geklärt. Im August 2002 präsentierte Jackson der Öffentlichkeit ein drittes, etwa sechs Monate altes Kind, das den Namen Prince Michael II. trägt. Die Mutter ist nicht bekannt. Seine Kinder, deren Gesichter stets mit Tüchern bedeckt sind, gehörten nur ihm allein: Auch das Sorgerecht für die beiden anderen erhielt Jackson nach einer außergerichtlichen Regelung.

Foto: "Michael Jackson & Friends"-Benefizkonzert 1999 / dpa

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Die Luft bleibt weg Der berühmte Griff in den Schritt saß nach wie vor. Doch sonst war nichts mehr wie einst: Die Locken waren verschwunden, die Haut leuchtete weiß. Die Augen wurden runder, die Umrandungen dunkler, die Lippen roter. Und vor allem: Die Nase wurde immer noch schmaler. So klein, dass erste Mutmaßungen durch die Presse gehen, Jackson könne durch seine Nasenlöcher kaum mehr atmen und schlafe deshalb in einem Sauerstoffzelt.

Foto: "Dangerous" 2002 / AP

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Nurmehr im Geiste Brüder Mit seinen Brüdern hatte Michael äußerlich nicht mehr viel gemein. Vielen seiner schwarzen Fans tat es weh, zu sehen, dass der ehemalige "Jackson Five"-Star nicht mehr einer von ihnen sein wollte. Sie hatten sich von ihm abgewandt.

Foto: 2001 / Reuters

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Abbild oder Abziehbild? Am meisten ähnelte Michael noch seiner Schwester Janet ...

Foto: 2000 / AP

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... Kein Wunder: Die beiden schwörten auf denselben Schönheits-Chirurgen, Steven Hoefflin.

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Angst vor Menschen Der "King of Pop" gab sich scheu, ja, geradezu krankhaft schüchtern. Menschen ertrug er am besten in Form eines anonymen Publikums. Seine private Zeit verbrachte Jackson meistens mit Liz Taylor, mit der er regelmäßig nachmittags ins Kino ging. 2001 bezeichnet er die damals 69-Jährige als seine einzige Freundin. NBC online berichtete, der Star habe der einstigen Film-Diva einen Heiratsantrag gemacht. Von nun an wolle er aussehen wie sie in ihren besten Zeiten: das schwarze Haar glatt und schulterlang, die Augenbrauen und Lider schwarz angemalt - wie Kleopatra.

Foto: New York's Madison Square Garden, 2001 / Reuters

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Die Nasenspitze im Fokus In den Medien kursierten 2002 erstmals Gerüchte, dass aufgrund zahlreicher Eingriffe die Nasenspitze abgestorben und schließlich abgefallen sei. Ein Insider berichtete, Jackson trage eine künstlich, angeklebte Nasenspitze. Der englische Autor Jason Cowley bezeichnete Jacksons Gesichtszüge als "den längsten Abschiedsbrief, den je ein Selbstmörder geschrieben hat".

Foto: März 2002 / dpa

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Ein Gesicht, schlimmer als jeder Skandal Nelson George, einer der berühmtesten Musikkritiker der USA und Jackson-Biograf, äußerte sich über Michaels Aussehen folgendermaßen: "Schauen Sie sich den Mann doch heute an. Er sieht aus wie ein fucking Albino." George war der Meinung, dass kein Skandal eine Karriere derart beeinträchtigen könne wie das absurde Aussehen des Superstars, der zunehmend einem Alien ähnle.

Foto: Las Vegas, 2003 / AP

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Nicht schuldig, aber beschädigt 2005 erklärte Jackson in einer BBC-Dokumentation, dass er gerne mit Kindern das Bett teile. Wieder belastete ihn ein Junge, es kam erneut zum Prozess. Einige Sender spielten seine Hits nicht mehr, die Medien kündigten seinen Niedergang an. Jackson, der den Prozess als "Tiefpunkt meines Lebens" bezeichnete, wird in allen zehn Punkten "nicht schuldig" gesprochen. Sein Ruf und Image aber waren beschädigt, die Vorwürfe blieben im Raum.

Foto: 2005 / Getty Images

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Das ewige, einsame Kind Als "King of Pop" hatte Michael Jackson schon lange nicht mehr von sich reden gemacht. Auch aus den Schlagzeilen war er seit dem Prozess wegen Kindesmissbrauchs verschwunden. In einem Interview sagte Jackson einmal, "dass es weh tut, ich zu sein". Am 26 Juni ist der Mann, der nie erwachsen werden wollte, im Alter von 50 Jahren gestorben.

Foto: April 2005 / dpa

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