Matthias Schweighöfer:Ein deutscher Held

Die Amerikaner haben George Clooney, wir aber haben Matthias Schweighöfer. Der Rotwangige ist "Mann des Jahres" geworden. Er hat all das richtig gemacht, worauf es in Deutschland ankommt.

Ulrike Bretz

Endlich hat das Magazin GQ und damit die breite Masse erkannt, was für ein großartiger Kerl Matthias Schweighöfer ist. Die Erklärung für die Wahl des 29-jährigen Schauspielers zum "Mann des Jahres" liefert das Magazin aus dem Condé Nast Verlag gleich mit: Er habe sich "in seiner lupenreinen Karriere zu einem Aushängeschild des deutschen Films entwickelt".

Matthias Schweighöfer

Wer - ich? Matthias Schweighöfer wurde zum Mann des Jahres gewählt. Und das ist auch kein Wunder.

(Foto: Getty Images)

Eine "lupenreine Karriere"? Was sich im ersten Moment wie ein Kompliment anhört, dürfte für jeden ernstzunehmenden Künstler einer Beleidigung gleichkommen - klingt es doch ganz nach Bürohengst aus der Versicherungsbranche.

Matthias Schweighöfer ist der Typ "süßer blonder Spitzbub mit Sommersprossen" - und hat damit, was die Männlichkeit angeht, wenig gemein mit einem Schauspieler des Formats von George Clooney. Er lächelt viel und hat trotzdem nicht den Humor eines Ben Stiller. Er wirkt zurückhaltend, und ist von einem echten Draufgänger wie Daniel Craig trotzdem Lichtjahre entfernt. Vielleicht mal ein Absturz wie Ben Becker? Ein Ausfall wie Klaus Kinski? Eine Affäre wie Ottfried Fischer? Fehlanzeige.

Und doch ist Matthias Schweighöfer, 1981 in der DDR geboren, ein typischer deutscher Star: Der Mann hat alles richtig gemacht. Quasi von der Geburt an. Die Eltern sind beide Schauspieler, der Sohn spielt mit 16 Jahren das erste Mal in einem Kinofilm mit, und dann gleich unter der Regie von Andreas Dresen. Ein Jahr lang studiert er an der Schauspielschule Ernst Busch in Berlin.

Dann bricht er, bilderbuchreif, das Studium ab - mit hochtrabender Erklärung: "Vor der Schule habe ich bereits einen Film mit Dominik Graf gemacht. Das hat mich menschlich total geprägt, weil das Leben mit diesem Mann so intensiv war. Man musste sich dabei viel mit Truffaut und Jacques Brel beschäftigen." Klar, dass einem die Schule da nur noch wenig beibringen kann.

Mit so viel Lebenserfahrung kann es nur steil bergauf gehen: 2000 erhält er den Deutschen Fernsehpreis als bester Nachwuchsdarsteller, drei Jahre später der Grimme-Preis.

Schweighöfer beweist den richtigen Riecher bei der Auswahl der Drehbücher - etwa in der Verfilmung von Benjamin von Stuckrad-Barres Roman Soloalbum - und spielt an der Seite anderer deutscher Nachwuchshoffnungen wie Jessica Schwarz und Florian Lukas.

Dann entdeckt er das, was er am besten kann: den deutschen Helden geben. Matthias Schweighöfer ist der 68er-Held Rainer Langhans in Das wilde Leben, Kriegsheld Manfred von Richthofen in Der Rote Baron, Dichterheld Friedrich Schiller in Schiller, sogar Marcel Reich-Ranitzki darf er spielen.

Was fehlt da noch, um die lupenreine Karriere perfekt zu machen? Der endgültige große Durchbruch. Den hat Schweighöfer an der Seite von Til Schweiger im Kinoerfolg Keinohrhasen. Weil er aber doch immer ein bisschen experimentell sein will, dreht er nebenbei Musikvideos - etwa mit der deutschen Band Silbermond. Neuerdings versucht er sich auch noch als Regisseur, mit dem Film What a man.

Schweighöfer kann noch mehr. Er verkörpert nicht nur den deutschen Helden, sondern auch den netten Jungen von nebenan, den Frauen einfach süß finden müssen. Nicht nur wegen seines makellosen Oberkörpers, den er im Film Friendship! entblößte.

Seinen zahlreichen weiblichen Fans lebt er das Leben vor, das sie gerne führen würden. Er präsentiert sich auf den Roten Teppichen der Filmpremieren in Begleitung seiner Freundin - und inszeniert seine Liebe zu ihr. Etliche Kussfotos beweisen, wie glücklich er sein muss, mit ihr und der kleinen Tochter in seinem Bauernhaus auf dem Land. Jede Menge romantischer Stoff für die Träume junger Frauen.

Kein Wunder, dass ihm seine Fans in zahlreichen Facebook-Gruppen huldigen. Die Fanseiten tragen Namen wie "...wenn Matthias Schweighöfer lacht, geht für mich die Sonne auf" oder "Wenn ich mal groß bin, heirate ich Herrn Schweighöfer."

Weil der Herr Schweighöfer trotz - oder wegen? - seiner lupenreinen Karriere wohl immer wieder unter Beweis stellen muss, wie kreativ er eigentlich ist, hat er im vorigen Jahr das Modelabel German Garment ("Deutsches Gewand") mitbegründet. Die T-Shirt-Kollektionen sind, wie es zu erwarten war: trendig, cool - aber nichts Besonders. Zum Namen des Labels hat Schweighöfer in einem Interview gesagt: "Wir hatten vor etwa einem Jahr die Idee, gemeinsam etwas Tolles zu entwerfen, was von oben bis unten in Deutschland gefertigt wird, daher der Name."

Vielleicht hat der Mann des Jahres sich damit auch einfach nur selbst beschrieben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: