Maschmeyer und Ferres:Liebe nach Drehbuch

Der Star und ihr Millionär: Veronica Ferres und Carsten Maschmeyer zelebrieren ihre Romanze ganz öffentlich.

Hans-Jürgen Jakobs

Am Anfang war das Gerücht. Es verbreitete sich wispernd in den Salons der Republik oder über anonyme Briefe. Die Beteiligten selbst dementierten oder schwiegen lieber - bis dann Anfang Februar in der Presse die ersten Bilder zu sehen waren, die Bilder eines Techtelmechtels zwischen Geld und Glamour.

ferres maschmeyer

Wenn der Maschi mit der Vroni: Ihre Liebesgeschichte ist offenbar betreut von sehr professionellen Kommunikationsberatern.

(Foto: Foto: montage)

Seitdem ist die Beziehung zwischen der weithin bekannten Schauspielerin Veronica Ferres und dem weithin unbekannten Unternehmer Carsten Maschmeyer eine öffentliche Angelegenheit.

Kaum ein Tag vergeht, an dem die neue Liebe des Fernsehstars, die als "Superweib" oder "Patin" für hohe Einschaltquoten sorgte, nicht erklärt und verklärt wird. Erlebbar ist eine Reality Soap auf dem Regenbogenniveau von RTL - die Geschichte vom großen Glück, das sich trotz aller Wirren seinen Weg bahnt. Es ist eine Liebe nach Drehbuch, offenbar betreut von sehr professionellen Kommunikationsberatern.

Derzeit haben sich bunte Zeitschriften und Boulevardzeitungen ganz auf die Analyse des Millionärs an der Seite von Veronica Ferres konzentriert. Im vergangenen Jahr noch trat der Selfmademan Maschmeyer, 49, persönlich in einer teuren TV-Werbekampagne auf, um seinen Allgemeinen Wirtschaftsdienst (AWD) zu preisen und neue Mitarbeiter zu gewinnen. Das börsennotierte Unternehmen, das mit mehr als 6000 Handelsvertretern Finanzprodukte verkauft, hat bei manchen Verbraucherschützern einen schlechten Ruf.

Tue Dir Gutes und rede darüber

Nun aber, seit Beginn der Romanze mit "La Ferres", ist von der großen Schaffenskraft des AWD-Chefs zu lesen, der sich von ganz unten nach oben gearbeitet hat und als "unabhängiger Finanzoptimierer" firmiert.

Die Bunte titelt in ihrer neuen Ausgabe: "So mächtig ist ihr Neuer" und breitet einen Bilderteppich mit Maschmeyer und Politikern aus. Der AWD-Chef habe "Charisma und Herz" sowie ein großes Reservoir an Sprüchen, à la "Ihre Vision ist die Provision" oder "No pain, no gain".

Es fehlt in der Presse auch nicht an Hinweisen auf das soziale Wirken des Mannes aus Hannover, der Gerhard Schröder zum Freund hat und ihm 1998 eine 650.000 Mark teure Anzeigenkampagne ("Der nächste Kanzler muss ein Niedersachse sein") spendierte.

Eine pfiffige Idee, die man künftig eventuell noch einmal für den derzeitigen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff recyceln könnte, der auch zur Clique rund um "Maschi" zählt. Der CDU-Politiker hatte vor zwei Jahren - am Rande der Berlinale - Maschmeyer mit Ferres bekannt gemacht.

Tue Dir Gutes und rede darüber - für Fragen der PR ist im Finanzkonzern AWD mit Bela Anda, 45, ein Profi des gehobenen Boulevards zuständig. Der Kommunikationsdirektor hat das journalistische Handwerk bei der Bild-Zeitung gelernt und stieg zum Regierungssprecher Schröders auf.

Es dürfte kein Zufall gewesen sein, dass Andas alte Kollegen zuerst auf Seite eins die Exklusivnachricht verbreiten durften: "Er schenkt ihr das Lachen zurück". Gebildet wurde sogar Hermann Hesse zitiert ("Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne"). Einen Tag später zog Bunte mit der Information nach, Ferres wirke "frisch verliebt". Eine Serie von Fotos aus dem südafrikanischen Kapstadt - im Park und auf einer Party - verstärkten den Eindruck vom jungen Glück. Hier waren jedenfalls keine Paparazzi zugange.

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Liebe nach Drehbuch

Rosa Journalismus vom Feinsten

Offenbar ist AWD-Pressechef Anda mit aktuellen Zustandsbeschreibungen der Romanze recht gut vertraut - auch wenn er dies als "Spekulation" kommentiert. Er schulde seine volle Arbeitskraft der AWD Holding AG, sagt der einstige Bild-Journalist: "Private Dinge regelt Herr Maschmeyer auch privat."

Sicher ist, dass die vielen Stories seinem Chef ein rares Produkt verschaffen, nämlich Aufmerksamkeit. Maschmeyer an allen Fronten: In der Neuen Zürcher Zeitung verbreitet er sich über Barack Obama - und die Financial Times Deutschland rätselt über sein rosa Polohemd.

Inzwischen weiß die Republik - Ferres sei Dank - alles über den Marathonläufer, der viel Wasser trinkt, der zur 20-jährigen Jubiläumssause seiner Firma Bill Clinton und Kofi Annan bewirtete, der einen veritablen Disco-Schnauzer der achtziger Jahre trägt und sich jetzt scheiden lässt von seiner Frau Bettina.

Als Unternehmer wisse Maschmeyer "seit mehr als 20 Jahren, Privates von Beruflichem zu trennen", kommentiert sein Medienexperte Anda, im Gegensatz zu vielen anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens habe er "daher bis heute keine Homestory zugelassen".

Der Bekanntheitsgrad von Vorstandsmitgliedern werde nicht ermittelt, der von AWD habe aber 2008 "Rekordwerte" erreicht. Die Fälle, in denen sich Verbraucherschützer gemeldet hätten, seien oftmals schon verjährt, so Anda, im Gegensatz zu Sparkassen und Großbanken habe AWD auch keine Investmentpapiere von Lehman Brothers verkauft.

"Bald frei für Vroni. Millionär macht Scheidung klar", schlagzeilte Bild am Sonntag passend zum Spielstand dieser öffentlichen Liebe. Das Drehbuch sieht vor, dass sich Ferres und Maschmeyer in der ersten Phase voller Verantwortungsbewusstsein nähern, ihr Leben ordnen - und dass SMS und Telefonate nicht mehr reichen.

Noch haben sie nicht via Bild den Satz der Sätze erklärt: "Ja, es ist Liebe!" Dafür ist - vorläufiger Höhepunkt - der Frühling mit seinen Wonnegefühlen vorgesehen. Alle haben mehr davon, wenn sich diese Liebe in Etappen entwickelt. Schon spekuliert die Welt am Sonntag fantasievoll über das neue Leben der siebenjährigen Ferres-Tochter Lilly in Maschmeyers schlossartiger Villa in Hannover: "Man hört es förmlich, wie die Kleine nach dem ersten Besuch zur Mutter läuft und fragt: 'Mama, bleiben wir jetzt hier?'"

In der Bunten schrieb die Chefredakteurin ein Psychogramm der Schauspielerin Ferres ("Eine Frau unter Beobachtung"), das zum Feinsten des rosa Journalismus gehört, während ihre Redakteurin konstatierte, die Maschmeyer-Gefährtin sei "nicht nur Mutter und ein großer Star", sondern auch eine "sehr schöne Frau auf dem Höhepunkt ihrer Weiblichkeit".

Womöglich hilft der neue Schlagzeilenrummel - mitten in der Finanzkrise - auch den früher üppigen Werbeaufträgen des TV-Stars auf. Veronica Ferres, die Tochter eines Solinger Kartoffelhändlers, hatte schon zuvor den Aufstieg in die Gilde gut vermarktbarer blonder Schauspielerinnen geschafft - nun aber ist sie an der Seite des Emporkömmlings von AWD an der Spitze der Gesellschaft angekommen, mit engem Kontakt zu Top-Politikern, Rockstars wie den Scorpions und eigenem Lear-Jet. "Im Hafen der Ehe schaukeln Luxusyachten", werden Bild-Bunte vielleicht einmal schreiben.

Man sieht: Manches Gerücht zahlt sich aus.

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