Männerkolumne:Jean-Claude

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(Foto: N/A)

Unsere Kolumnistin sieht sich eine französische Talk-Show an, in der Jean-Claude Van Damme auf die französische Gleichstellungsbeauftragte Marlène Schiappa trifft und dabei so viel Blödsinn von sich gibt, dass es fast schon richtig wehtut.

Von Johanna Adorján

Wer der Meinung ist, dass früher alles besser war, dem sei eine französische Talkshow empfohlen, in der Jean-

Claude Van Damme vor Kurzem zu Gast war, bekannt aus Filmen, in denen die Antwort auf alles Mögliche Karate war. Er sieht inzwischen aus wie eine Anti-Nikotin-Werbung mit seinen eingefallenen Wangen, dafür hat er sich wie zum Ausgleich die Zähne zu stark gebleacht. Hauptgast der Sendung war die französische Gleichstellungsbeauftragte Marlène Schiappa, eine dieser Frauen, wie es sie in ihrer Mischung aus ultrafeminin und hardcoreintellektuell wohl nur in Frankreich gibt, leider. Schiappa wurde 1982 geboren, der Belgier Van Damme 1960, was ein paar Mal Googeln brauchte, um es wirklich zu glauben, seinem Aussehen nach würde man ihn auf denselben Abi-Jahrgang wie Alain Delon schätzen, und Delon wurde 1935 geboren. Marlène Schiappa, falls jemand sie nicht kennt, ist brillant. Sie redet wahnsinnig schnell, immer klug, nie Blabla oder politisches Taktieren. Außerdem hat sie Charme und Witz und sieht so aus, dass es Western-von-gestern-Männer verwirren muss, weil es all ihre mühsam gelernten Codes sprengt. Lange rote Haare, knallroter Lippenstift, hohe Schuhe zum kurzen Kleid, so jemandem gibt man in Van Dammes Welt gutmütig einen Klaps auf den Po. Aber man muss einer Frau ja keinen Klaps auf den Po geben, um ihr einen Klaps auf den Po zu geben, geht ja auch verbal.

In der Sendung jedenfalls antwortet Schiappa irgendwann ziemlich ausführlich auf die Frage der Moderatorin, wie oft pro Tag sie sich als Frau fühlt. Tatsächlich spüre sie diese Zuschreibung hauptsächlich von außen, sagt sie, sie fühle sich in erster Linie als Mensch, weder der Bewegung zugehörig, die den Unterschied zwischen den Geschlechtern biologisch begründet, noch der, die alle Unterschiede negiert, außerdem ... Ein leises Pfeifen ertönt, und die Kamera zeigt den erschöpft abwinkenden Van Damme. "Oh - my - God", stöhnt er, "also Entschuldigung, aber ..." Zu Schiappa: "Du bist eine Frau, und ich bin ein Mann." Schiappa: "Bis hier kann ich folgen." Van Damme: "Und du bist eine Frau, die gerne arbeitet." - "Ja?" Er, cleveres Gesicht aufsetzend: "Aber wenn alle Frauen arbeiten, was machen dann die Kinder zu Hause?"

Schiappa, die zwei Kinder hat, erklärt ihm freundlich, was er gerade gemacht habe, nenne man "Mansplaining", also wenn ein Mann einer Frau deren Fachgebiet erklärt. Van Damme verdreht die Augen. Er meine einfach, eine Frau sei eine Frau, ein Mann ein Mann, ein Hund ein Hund. Nach der Affäre Weinstein habe man als Mann ja Angst, überhaupt noch mit einer Frau zu sprechen. Dabei seien Frauen doch wunderbar, "wie Blumen". Sie sagt, jeden dritten Tag werde in Frankreich eine Frau von ihrem Partner getötet, es gebe mehr als 300 000 tätliche Übergriffe pro Jahr, es gehe also um eine konkrete Bedrohung.

Beim Thema gleichgeschlechtliche Ehe etwas später fühlt sich Van Damme dann noch einmal herausgefordert. "Männer heiraten Männer, Frauen Frauen, Hunde Hunde. Alle heiraten", amüsiert er sich. "Aber wenn alle Frauen Frauen und alle Männer Männer heiraten, wie macht man dann bitte Kinder?" Hahaha, lacht das 20. Jahrhundert und zeigt seine blendend weißen Zähne.

© SZ vom 07.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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