Madonna: Adoption gescheitert:Keine Schwester für David

Madonnas Antrag zur Adoption eines Mädchens in Malawi ist abgelehnt. Aus einem Grund, der bei Davids Adoption vor drei Jahren nicht zählte.

Violetta Simon

Madonna ist mit dem Versuch gescheitert, ein zweites Kind aus dem südostafrikanischen Malawi zu adoptieren. Ein Gericht in Malawis Hauptstadt Lilongwe lehnte den Antrag der Sängerin zur Adoption der dreijährigen Chifundo "Mercy" James am Freitag ab. Die Vorsitzende Richterin Esmie Chondo erklärte, das Kind lebe in einem der besten Waisenhäuser des Landes. Damit drohe ihr nicht mehr die Armut, in der sie sich nach dem Tod ihrer Mutter wiedergefunden habe.

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Keine Schwester für David - was vor drei Jahren noch funktionierte, scheiterte heute vor Gericht.

(Foto: Foto: AP)

Zunächst war bekanntgeworden, dass das Gericht seine Entscheidung mit dem Wohnsitz der US-Popqueen begründet hatte. Nach Angaben eines Richters müssen potentielle Eltern vor der Adoption eines Kindes 18 bis 24 Monate in dem afrikanischen Land leben.

Madonna hatte bereits vor Wochen bekanntgegeben, dass sie ein Schwesterchen für David aus Malawi zu holen gedenke. Offizielle Begründung: Der Popstar wolle die Beziehung zu Davids malawischen Wurzeln aufrechterhalten. Die Reaktion der Presse ließ nicht lange auf sich warten und titelte unter anderem: "Madonna auf Einkaufstour in Malawi" (Netzeitung).

Zunächst sah es so aus, als würde ihr Lebenswandel dem Popstar einen Strich durch die Rechnung machen. Wie die New York Daily News berichtete, sollen die Behörden in Malawi Madonnas Scheidung von Regisseur Guy Ritchie sowie ihr Verhältnis zu dem fast 30 Jahre jüngeren Brasilianer Jesus Luz kritisiert haben. Darüber hinaus wird der Sängerin eine Liebesbeziehung zu dem Sport-Star Alex Rodriguez nachgesagt.

Zuletzt ließ die Regierung von Malawi bekanntgeben, sie würde den Adoptionsantrag unterstützen. Am Vorabend hatte Frauenministerin Anna Kachikho gesagt, es gebe unendlich viele Waisenkinder in Malawi, die auf Hilfe angewiesen seien. "Wenn jemand wie Madonna ein solches Waisenkind adoptiert, dann ist das ein Mund weniger, den wir füttern müssen."

Als die Großmutter des Kindes von den Plänen der 50-Jährigen erfuhr, soll sie der britischen Zeitung The Sun gegenüber gesagt haben: "Das ist Diebstahl, ich lasse sie nicht gehen." Später hieß es, habe die Familie der Adoption nun doch zugestimmt.

Gegen alle Proteste

Der Popstar hat bereits 2006 einen Jungen aus Malawi adoptiert, den dreijährigen David. Entgegen aller Widerstände und der malawischen Rechtssprechung - schließlich stammte auch David aus einem Waisenhaus und Madonna lebte auch damals nicht in Afrika, sondern in London - hatte die Sängerin den Jungen zu sich nach Kensington gebracht.

Verschiedene Menschenrechtsorganisationen hatten ihr damals vorgeworfen, ihren Ruhm und Reichtum auszunutzen, um das Adoptionsverfahren zu beschleunigen. Madonna argumentierte, sie habe David aus dem Elend gerettet.

Daraufhin ging sie zum Angriff über. Es sei eine Schande, wie adoptionswillige Eltern durch die Medienschelte entmutigt würden, schäumte sie in einem Interview. Sie richtete ihm ein Safari-Zimmer ein, das sie mit afrikanischer Kunst und Zebra-Motiven schmückte, damit David "in enger Verbindung mit seiner Kultur aufwachsen" konnte.

Eine enge Verbindung zu lebenden Angehörigen zu erhalten, davon hielt die Popdiva weniger. Jahre später, als Madonna wegen ihres Adoptionsantrages für die kleine Mercy in Begleitung von David nach Malawi reiste, durfte David seinen Vater sehen. Bei dem arrangierten Wiedersehen soll der dreijährige David seine Mama gefragt haben: "Wer ist der Mann?"

Prominentes Adoptionskarussell

Die Aufregung um die Adoption des kleinen Jungen brachte damals einen Begriff hervor: "Madonna-Effekt". Der Kinderpsychologe Kevin Browne beschreibt damit in seinen Untersuchungen das Phänomen, dass immer mehr Eltern in armen europäischen Ländern ihre Kinder in dem Glauben aufgeben, dass sie ein besseres Leben im Westen mit einer wohlhabenderen Familie haben werden.

Immer wieder warnen Kinderhilfsorganisationen davor, alle Überlegungen in den Wind zu schlagen und Kinder aus dem Ausland zu adoptieren, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Auslandsadoptionen seien nicht die einzige Lösung zur Verbesserung von Lebensumständen, sagte die Vorsitzende Richterin bei der Verhandlung zu Madonnas Adoptionsantrag. Nicht zuletzt durch Madonnas Wohltätigkeitsstiftung könne das Leben vieler Kinder in Malawi verbessert werden, sagte die Richterin. Sie wünsche sich, "dass Chifundo James die Erste ist, die davon profitiert". Gerichte dürften mit Adoptionsgenehmigungen nicht unwillentlich dem Kinderhandel das Feld bereiten, warnte sie.

Madonna hat ein geschätztes Vermögen von mehreren hundert Millionen Dollar. Mit ihrer Stiftung Raising Malawi unterstützt sie Waisenkinder in dem Land. Ob die 50-Jährige gegen das Urteil juristisch vorgehen wird, war zunächst offen. Ihr Anwalt verließ das Gericht ohne einen Kommentar.

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