Luft und Liebe:Die lebensgefährliche Frau

Männer sterben früher an Herzinfarkt, bauen mehr Unfälle und sind überhaupt ständig vom Tode bedroht. Und wer ist Schuld daran?

Violetta Simon

Männer, sagt man, leben gefährlicher als Frauen. Die in Lettland sind so ziemlich am schlimmsten dran: Im Vergleich zu den Frauen begehen sie fünfmal so häufig Selbstmord, sterben viermal so oft an Alkohol und tragen das dreifache Risiko, bei einem Verkehrsunfall ihr Leben zu verlieren. Auch die Wahrscheinlichkeit, bei einem Herzinfarkt hops zu gehen, ist - zumindest in jüngeren Jahren - höher.

frau mit revolver

Lebensbedrohlich und dennoch unentbehrlich: die Frau an seiner Seite.

(Foto: Foto: iStockphotos)

Niemand wundert sich darüber. Ist doch klar, Frauen achten auf ihre Gesundheit, verhalten sich stets passiv im Straßenverkehr und machen sich nichts aus Alkohol.

Was kaum einer weiß: In Wahrheit ist es die zarte Seele des Mannes, die ihn in den Ruin treibt. Er ist ein soziales Wesen, stets bestrebt nach Zufriedenheit und Harmonie. Das beweist schon die Tatsache, dass es ihm gesundheitlich immer dann am besten geht, wenn er sich in einer Partnerschaft befindet. Kaum hat er ein liebendes Weib an seiner Seite, sinkt sein Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, auf einen Bruchteil - vorausgesetzt, die Beziehung ist glücklich.

Ist das nicht der Fall, kann sie sich zu einer konkreten Bedrohung für die Gesundheit entwickeln. Wenn nicht gleich das Herz schlapp macht, ist es bestimmt der Alkohol, der ihm den Garaus macht. Da wäre es besser, er bliebe allein. Deshalb sollte eine Frau stets bemüht sein, ihren Mann außer Lebensgefahr zu bringen, indem sie ihm den Beziehungsalltag so angenehm wie möglich gestaltet.

Doch was versteht ein Mann darunter? Viele Frauen glauben, es sei damit getan, ihm ab und zu ein schönes Steak zu braten und seinen Rücken zu kraulen. Damit könnte man vielleicht einen Schäferhund beglücken, aber doch keinen Mann! Hier geht es um weitaus Wichtigeres. Es geht um sein Selbstwertgefühl. Und das ist sensibler als ein ofenfrisches Salzburger Nockerl: Bei der kleinsten Unpässlichkeit fällt es in sich zusammen.

Karrierefrauen sind gesundheitsschädlich

Logisch, dass eine dominante Partnerin deshalb nicht in Frage kommt. Das gilt vor allem für ihren Beruf: Lebt ein Mann mit einer Frau zusammen, die einen anspruchsvolleren Job ausübt als er, kann sie gleich den Notarzt holen. Dann steigt sein Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, auf das Dreifache. Deshalb kann ein Mann es sich schon aus gesundheitlichen Gründen nicht erlauben, sich in eine Professorin, Managerin oder Ärztin zu verlieben. Es sei denn, er ist Bundeskanzler, Nobelpreisträger oder Günther Jauch.

Ein weiterer Risikofaktor für den gesundheitsgefährdeten Mann ist das Auto. Es wird ja immer wieder gern darauf herumgehackt, dass ein Großteil der Unfälle von männlichen Verkehrsteilnehmern verursacht wird. Stimmt ja auch, dass Frauen vorsichtiger fahren. Doch was keiner erkennt: Damit werden sie erst zu Gefahr. Wenn sie durch die Straßen trödeln, ewig nicht abbiegen und die Parklücke großräumig von der Mittelspur aus anvisieren, nötigen sie die anderen Verkehrsteilnehmer zu unberechenbaren Reaktionen. Sie selbst sind dabei fein raus, denn: Der Aggressor, der seine Karre in ihr Blech bohrt, ist immer der andere - ein Mann, was sonst.

Bedrohung durch halbnackte Frauen - Fortsetzung nächste Seite ...

Die lebensgefährliche Frau

Aber hat sich schon einmal jemand die Mühe gemacht, der Sache auf den Grund zu gehen? Der Mann ist ein Getriebener, ständig auf der Suche nach sich selbst. Da kann man schon mal das Tempolimit ein wenig überschreiten. Hinzu kommt die permanente Gefahr der Ablenkung. Wie soll man den Blick auf die Straße heften, wenn die Stadt voll ist von Plakaten mit halbnackten Frauen? Und was die Verkehrsregeln betrifft: Männer halten sich nun mal nicht gern an Regeln. Spätestens im Alter von 32, wenn er von zu Hause ausgezogen ist, bestimmt er selbst, wo es langgeht. Wie soll er da auf jedes Verkehrsschild eingehen können?

Die mit Abstand größte Bedrohung ist natürlich die Beifahrerin. Ständig plappert sie, lenkt ihn ab, verdreht den Rückspiegel, um ihr Make-up zu kontrollieren.

A propos Bedrohung: Was bisher weitgehend unter den Tisch gekehrt wurde, ist die Zahl jener bedauernswerten Kreaturen, die tragisch verunglücken, weil sie eine Frau durch freihändiges Radfahren auf der Schnellstraße, Arschbombe vom Zehn-Meter-Brett oder Pitbull-Streicheln beeindrucken wollen. Hier muss von einer immensen Dunkelziffer ausgegangen werden - die Scham, Sie wissen, das Salzburger Nockerl ...

Überhaupt, die Frauen. Ein ewiges Damoklesschwert sind sie. Entweder durch ihre Anwesenheit. Oder durch das Gegenteil. Sobald sie sich von ihm trennt, steht er bereits mit einem Bein im Grab: Um sage und schreibe 66 Prozent steigt die Sterberate bei geschiedenen Männern. Da kann man sich doch gleich einen Sarg kaufen. Und die Frauen? Bleiben davon unbeeindruckt. Leben und atmen weiter, als wäre nichts gewesen. Und warum? Weil sie über die besseren Netzwerke verfügen. Während ihm jegliche emotionale Unterstützung und Fürsorge entfleucht, ersetzt sie ihn einfach durch ihren Freundeskreis. Daran muss ein Mann ja zerbrechen.

Glücklicherweise gibt es noch so was wie ausgleichende Gerechtigkeit: Die meisten Unfälle passieren nach wie vor im Haushalt. Wenigstens davor bleiben Männer weitgehend verschont.

Eine Sammlung der besten Kolumnen ist unter dem Titel "Hurra, wir lieben noch!" beim Droemer Knaur Verlag erschienen.

Alle "Luft und Liebe"-Kolumnen im Überblick finden Sie gesammelt unter dem Bookmark www.sueddeutsche.de/luftundliebe

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