Leihmütter:Rent a Mum

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Viele unfruchtbare Paare suchen Leihmütter - und finden sie in Kanada. Denn dort wird das Thema sehr "familiär" behandelt.

Bernadette Calonego

Sie reisen aus Frankreich und Australien an, aus Deutschland, Großbritannien und Saudi-Arabien. Sie suchen eine Leihmutter - und sie finden sie in Kanada. In den vergangenen fünf Jahren habe sich die Zahl ausländischer Kunden mehr als verdoppelt, sagt die Inhaberin einer Agentur in Toronto, die Leihmütter vermittelt. Auch in der Fruchtbarkeitsklinik Life Quest Centre in Toronto wird das bestätigt.

Im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern erlaubt Kanada die Leihmutterschaft. In den Vereinigten Staaten sei diese Angelegenheit ein "big business", sagt Anwältin Sherry Levitan, die Paaren bei Verträgen mit Leihmüttern hilft. In Kanada werde das Thema freundlicher und familiärer behandelt. Und anders als in den USA decke die staatliche Krankenversicherung die medizinische Versorgung während Schwangerschaft und Geburt ab. Das mache das Land auf den ersten Blick zu einer preisgünstigen Destination für unfruchtbare Paare.

Ein Gesetz aus dem Jahr 2004 verbietet es kanadischen Leihmüttern jedoch, einen Lohn für ihre Mühen zu verlangen. Ihnen dürfen nur Auslagen bezahlt werden. Die kanadischen Gesundheitsbehörden haben bisher allerdings noch nicht klar festgelegt, was genau mit "Auslagen" gemeint sein könnte.

"Manche Frauen sind einfach gern schwanger"

Die Einschränkung, so monieren Kritiker, brächten unfruchtbare Paare dazu, die Leihmütter heimlich zu bezahlen. Damit riskieren die Beteiligten eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren oder eine Buße bis zu 350 000 Euro. Dieses Gesetz treibe Paare und Leihmütter geradezu in die Illegalität, heißt es auf Seiten der Kritiker.

Auf die Frage, warum Kanadierinnen überhaupt ohne Entschädigung Leihmütter werden wollen, antwortet Anwältin Sherry Levitan: "Manche Frauen sind einfach gern schwanger." Sally Rhoads, eine ehemalige Leihmutter, die eine Webseite unterhält, berichtet, dass sie immer noch sehr viele Anfragen aus dem Ausland erhält. Sie sagt, Leihmüttern werde von verzweifelten Paaren viel Geld offeriert. Und es gebe Wege, das Gesetz zu umgehen, etwa durch mündliche Absprachen. Miss Rhoads findet daher, die Regierung müsse die Bezahlung von Leihmüttern unbedingt erlauben.

Bis die rechtlichen Bedingungen in Kanada nicht geklärt sind, darin sind sich Experten einig, sollten ausländische Paare jedenfalls sehr vorsichtig sein und sich von Anwälten genauestens beraten lassen.

© SZ vom 18.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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