Langzeitstudie zu Ängsten:Wovor sich die Deutschen fürchten

Nicht nur um die Zukunft der Euro-Zone, auch um die ganz persönlichen Konsequenzen der Krise sorgen sich die Deutschen - die Angst ums eigene Geld ist groß. Eine aktuelle Studie zeigt aber auch: In Sachen Gesundheit, Alter und Familie sind wir furchtlos wie selten.

Ängste der Deutschen.

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Sonne in Hamburg

Quelle: dpa

Nicht nur um die Zukunft der Euro-Zone, auch um die ganz persönlichen Konsequenzen der Krise sorgen sich die Deutschen - die Angst ums eigene Geld ist groß. Eine aktuelle Studie zeigt aber auch: In Sachen Gesundheit, Alter und Familie sind wir furchtlos wie selten.

Sorglos in Deutschland? Die Menschen hierzulande haben so wenig Angst wie seit fast zwei Jahrzehnten nicht. Das ergibt die jüngste Langzeitstudie der R+V Versicherung. In der Untersuchungsreihe wird seit 1992 Jahr um Jahr durch eine repräsentative Stichprobe nach den Sorgen und Befürchtungen der Deutschen gefragt. In diesem Jahr sank das bundesweite Angstniveau im Vergleich zu 2011 um drei, in Mecklenburg-Vorpommern sogar um zehn Prozentpunkte. Völlig unbekümmert lebt es sich dennoch nicht: Viele Menschen haben weiterhin Angst davor, dass das Leben teurer wird, sie später einmal zu Pflegefällen werden oder den Politikern die Fäden entgleiten.

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Langzeitstudie zu Ängsten:Platz 1: Steigende Lebenshaltungskosten

Armut

Quelle: ddp

Die Angst, selbst die alltäglichsten Dinge nicht mehr bezahlen zu können, ist und bleibt die größte Furcht der Deutschen. Zum 13. Mal führt sie die Sorgenliste an. Mit 63 Prozent fürchten fast zwei von drei Menschen, dass ihr Lebensstandard sinken könnte. Am häufigsten wird diese Sorge in Mecklenburg-Vorpommern genannt. 76 Prozent der Befragten aus diesem Bundesland gaben an, sich vor steigenden Lebenshaltungskosten zu ängstigen.

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Langzeitstudie zu Ängsten:Platz 2: Überforderung der Politiker

Angela Merkel

Quelle: dpa

Mehr als die Hälfte der Deutschen fürchtet, dass die Volksvertreter in Exekutive und Legislative die Kontrolle verlieren könnten: 55 Prozent gaben an, sich vor einer Überforderung der Politiker zu fürchten, das sind zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Solche Befürchtungen stehen in engem Zusammenhang mit ...

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Langzeitstudie zu Ängsten:Platz 3: Schlechtere Wirtschaftslage

Mercedes-Benz waechst wieder

Quelle: dapd

... der Angst vor einem Konjunktureinbruch. Sie stieg von 48 auf 52 Prozent an. Das sei kaum verwunderlich, kommentiert der Heidelberger Politologe Manfred G. Schmidt die R+V-Studie. "Das hängt eng mit der Euro-Schuldenkrise zusammen. Viele befürchten, dass Europas Schuldenkrise uns noch lange beschäftigt und Deutschlands Steuerzahler teuer zu stehen kommt."

Eine Sonderbefragung außerhalb der Langzeitstudie zeigte auch, dass die Sorge um die Schuldenkrise alle anderen Ängste verdrängt: 73 Prozent aller Befragten gaben an, Angst davor zu haben, die Last der europaweiten Finanzkrise tragen zu müssen.

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Langzeitstudie zu Ängsten:Platz 3: Naturkatastrophen

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Quelle: AP

Ebenso viele Menschen, 52 Prozent, fürchten sich vor Naturkatastrophen; diese Sorge äußerten allerdings acht Prozent weniger als noch 2011. Am größten ist die Furcht vor Stürmen, Überschwemmungen und Feuer in Baden-Württemberg (64 Prozent), am kleinsten in Sachsen (32 Prozent).

Im Bild: Ein Betroffener des Tropensturms Isaac, der jüngst in den USA tobte.

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Langzeitstudie zu Ängsten:Platz 4: Pflegefall im Alter

Pflegedienst in Rosswein

Quelle: dapd

Trotz der Debatten um Qualitäts- und Fachkräftemangel in der Pflege und ungeachtet des demographischen Wandels: Die Furcht, im Alter zum Pflegefall zu werden, nimmt nicht zu. Jeder zweite Befragte gab an, sich davor zu fürchten, das ist der niedrigste Wert seit 14 Jahren. Frauen widmen diesem Thema offenbar mehr Gedanken, bei ihnen ist die Sorge größer (55 Prozent) als bei Männern (45 Prozent). Zudem nimmt die Angst im Alter von 40 Jahren zu.

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Langzeitstudie zu Ängsten:Platz 5: Schwere Erkrankung

Doctors Seek Higher Fees From Health Insurers

Quelle: Getty Images

Es ist eine Grundangst - die Sorge um die eigene Gesundheit. 46 Prozent fürchten sich davor, ernstlich zu erkranken. Besonders ängstliche Patienten finden sich in Niedersachsen und Bremen: Dort liegt der Wert für diese Sorge bei 58 Prozent.

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Langzeitstudie zu Ängsten:Platz 6: Spannungen durch Ausländer

Frau mit Kopftuch

Quelle: dpa

Offener und verdeckter Ausländerhass wird in zahlreichen sozialwissenschaftlichen Erhebungen gemessen, auch in der Ängste-Studie spielt er eine Rolle. 41 Prozent bejahten, sich vor Spannungen durch Migration zu fürchten. Der Wert sank im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte.

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Langzeitstudie zu Ängsten:Platz 7: Sinkender Lebensstandard im Alter

Debatte um Zuschussrente

Quelle: dpa

Ungeachtet der aktuellen Debatte um die Zuschussrente findet sich diese Sorge im Ängste-Ranking 2012 erst auf Platz sieben. Nur 40 Prozent der Befragten gaben an, sich vor Armut im Alter zu fürchten. 

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Langzeitstudie zu Ängsten:Platz 8: Terrorismus

Debatte über ´Profiling" von Passagieren

Quelle: dpa

Keine Angst nahm so stark ab wie die vor Terroranschlägen und einem Krieg mit deutscher Beteiligung. Die Werte beider Sorgen sanken um elf Prozent, die Furcht vor einem terroristischen Angriff ist mit 39 Prozent auf dem niedrigsten Wert seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001, die Angst vor Krieg ist mit 29 Prozent noch geringer. "Die tatsächliche sicherheitspolitische Lage wird als weniger bedrohlich eingestuft als zuvor", sagt der Politologe Manfred G. Schmidt laut R+V Versicherung. "Der angekündigte Rückzug aus Afghanistan dürfte beruhigend wirken." Zudem spielten militärische Konflikte in den Medien eine geringere Rolle und seien den Deutschen damit nicht mehr so präsent.

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Langzeitstudie zu Ängsten:Platz 9: Höhere Arbeitslosigkeit in Deutschland

Kinderdienst: Jahresrueckblick 2010 - Wirtschaft: Weniger Menschen sind arbeitslos

Quelle: dapd

Knapp zwei Fünftel der Deutschen - 39 Prozent - fürchten, die Arbeitslosigkeit hierzulande könne zunehmen. Angst, den eigenen Job zu verlieren, haben allerdings nur 32 Prozent; das ist Rekordtief. Nur einmal in den vergangenen 20 Jahren, 1994, lag dieser Wert so niedrig. Die Zuversicht, was die eigene Karriere angeht, wird in Zeiten der europäischen Schuldenkrise jedoch in Ost und West anders empfunden: Während in den westdeutschen Bundesländern nicht einmal ein Drittel (29 Prozent) um ihren Job fürchtet, sind es in den ostdeutschen Ländern 41 Prozent. 

Insgesamt wurden in der jährlichen Stude 16 Ängste und Sorgen abgefragt. Auf dem letzten Platz landete - den steigenden Scheidungsraten zum Trotz - die Angst vor einem Zerbrechen der Partnerschaft. Nur 16 Prozent der Deutschen fürchten sich vor einer Trennung.

© Süddeutsche.de/leja/vs/joku
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