Ladentheke vs. Online-Shopping:Online gehen statt Schlange stehen

Immer mehr Kunden bestellen ihre Kleidung in Internet-Shops. Was ist dran am Einkauf per Mausklick und wo liegen die Vorteile der Ladentheke? Ein Vergleich.

Julia Weiß

Esprit, Tommy Hilfiger, Marc O'Polo, S'Oliver, Mexx und viele andere Unternehmen sind bereits online, nun auch H&M: Seit Donnerstag ist das Angebot des schwedischen Modehauses auch im Internet zu haben. "Viele Kundinnen und Kunden surfen mittlerweile sicher im Netz und freuen sich über die Möglichkeit, auch nachts oder sonntags einkaufen zu können", sagt eine Sprecherin.

Online-Shoppen vs. Ladentheke

24 Stunden, sieben Tage in der Woche soll H&M für seine Kunden nun erreichbar sein.

(Foto: Foto: Julia Weiß)

Nicht zuletzt deswegen wird Online-Shopping immer beliebter. Kein Wunder: Statt sich von verschwitzten Menschenmassen an zerwühlten Kleiderständern vorbeischieben zu lassen, bestellt man das gewünschte Teil per Mausklick, schlürft nebenbei Cappuccino und wartet auf den gut aussehenden Paketdienst-Fahrer, der einem die Bestellung mit einem bezaubernden Lächeln in die Hand drückt. Nun ja, ganz so perfekt läuft die Sache wohl nicht ab, sonst würde kein Kunde mehr einen Laden betreten.

Was ist nun dran am Online-Hype und wo liegen die Vorteile der guten alten Ladentheke? Wir haben die Online-Shops genauer unter die Lupe genommen.

Online gehen statt Schlange stehen

Ordnung: Hier gewinnt der Online-Shop.

Online-Shoppen vs. Ladentheke

Gegen die Wühlwut der Kunden hat selbst die fleißigste Verkäuferin keine Chance.

(Foto: Foto: Julia Weiß / Screenshot: sueddeutsche.de)

Fleißige Verkäuferinnen wuseln durchs Geschäft und legen, hängen und falten was das Zeug hält. Doch es hilft alles nichts. Irgendwann wird aus dem schönsten T-Shirt-Stapel ein Wühlhaufen, der seinesgleichen sucht. Immer wieder wird er aufs Neue von Kunden in die Mangel genommen, weil sie die richtige Größe ganz unten vermuten. Eine Alternative hierzu stellt der Kleiderständer dar. Doch wenn die zehnte Kundin mit ihrer Riesen-Handtasche an den Ständern vorbeischrammt, gibt auch das beste T-Shirt den Kleiderbügel auf - und fällt zu Boden.

Im Online-Shop hingegen herrscht Ordnung. Er ist aufgeräumt. 24 Stunden und sieben Tage die Woche. Ein Klick, und das gewünschte Modell erscheint. Ein weiterer Klick bietet Zoom, 360-Grad-Drehung, Rückenansicht und so weiter. Ein Grund mehr, der für digitales Shoppen spricht: Man kann sich auf die Ordnung verlassen. Man findet alles wieder, denn die Teile hängen immer am selben Platz.

Online gehen statt Schlange stehen

Kundenservice: Hier gewinnt das Geschäft.

Online-Shoppen vs. Ladentheke

Auf Verkaufsberatung muss man im Internet verzichten.

(Foto: Foto: Julia Weiß / Screenshot: sueddeutsche.de)

Ordnung ist ja schön und gut, aber wer hilft im Online-Shop, wenn der Kunde wissen will, wie heiß er den Pulli waschen darf, welche Farbe im Sommer in ist, ob das Oberteil ein schönes Dekoletée macht oder die Hose auch ohne Kassenbon umgetauscht werden kann?

Im Geschäft steht die freundliche Dame mit der feundlichen Stimme und dem freundlichen Lächeln schon bereit und wartet nur darauf, diesen einen Satz los zu werden: "Was kann ich für Sie tun?"

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Angebot: Hier gewinnt der Online-Shop.

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Ist das Modell in meiner Größe aus oder nur gerade in Umlauf? Das Internet schafft Klarheit.

(Foto: Foto: Julia Weiß / Screenshot: sueddeutsche.de)

Wer kennt es nicht: Da hängt dieses eine Oberteil, das man schon immer gesucht, aber nie gefunden hat und genau zu dieser einen Hose passt - doch leider nicht in der richtigen Größe. Man sucht auf dem Boden, im Nachbarregal, vor den Kabinen, aber es ist einfach nicht mehr da - oder wird gerade anprobiert.

Der Online-Shop macht einem hier das Leben um einiges leichter. Man klickt auf "Größe auswählen" und falls die Größe in dieser Tabelle nicht mehr auftaucht oder rot unterlegt ist, ist sie nicht mehr vorhanden. Ganz einfach. "Viele Menschen nutzen das Internet, um ihre Einkaufstour zu planen oder Stücke zu finden, die in der gewünschten Größe und Farbe im Geschäft vorübergehend nicht mehr zu haben waren", sagt Margareta van den Bosch, Chefdesignerin bei H&M.

Online gehen statt Schlange stehen

Wartezeit: Unentschieden

Foto: Julia Weiß / Screenshot: sueddeutsche.de

Warten auf eine freie Kabine - oder den Boten.

(Foto: Foto: Julia Weiß / dpa)

Die Umkleidekabine. Ein Synonym für langes Warten, stickige Luft und unvorteilhaftes Licht. Aber da muss man durch. Ein kleiner Trost: Beim Online-Shop muss man auch warten.

In diesem Fall wartet man zwar nicht auf eine Kabine, dafür aber auf den Postboten oder den Paketdienst. Und das kann dauern. Obendrein verlangen manche Shops auch noch Versandbühren, die zwischen fünf und 10 Euro liegen.

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Sicherheit: Hier gewinnt das Geschäft.

Foto: Julia Weiß / Screenshot: sueddeutsche.de

Hängt das Teil schon an anderen Türen? Dann trifft man es auch auf der Straße wieder.

(Foto: Foto: Julia Weiß / Screenshot: sueddeutsche.de)

"Ach, Du hast das auch!?" Ein Satz, der schon oft dazu geführt hat, dass Kleidungsstücke in den Schrank gehängt und nie wieder angezogen wurden. Um diesem Schicksal vorzubeugen, muss man die Augen ganz weit offen halten. Wie oft ist das Kleidungsstück im Geschäft noch vorhanden, wer probiert es gerade an und gibt es vielleicht eine Kollegin, die das gute Stück auch schon besitzt? Wenn man diese Fragen geklärt hat, ist man fast auf der sicheren Seite.

Was tun, fragt der Online-Kunde. Hier gilt: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Online gehen statt Schlange stehen

Kasse: Hier gewinnt der Online-Shop.

Foto: Julia Weiß / Screenshot: sueddeutsche.de

Zahlen per Mausklick spart Nerven.

(Foto: Foto: Julia Weiß / Screenshot: sueddeutsche.de)

Man hat es eilig, geht gar nicht erst zu den Kabinen, sondern direkt zur Kasse - um Zeit zu sparen. Es wird schon passen und wenn nicht, dann kann man es ja immer noch umtauschen, grübelt man vor sich hin. Doch dann steht sie plötzlich vor einem: die Kassenschlange. Lang und langsam. Wenn man es dann fast geschafft hat, gibt es nur noch drei Sätze, die die ungeduldigen Schlangenmenschen kurz vor Schluss noch zur Verzweiflung bringen: 1."Ich würde gerne etwas umtauschen." 2. "Da ist aber leider kein Etikett dran." 3. " Die EC-Karte funktioniert nicht."

Die Kasse des Online-Shops ist da wesentlich entspannter. Ein Klick auf den Button "Zur Kasse", die Lieferadresse eingeben, die Zahlungsmethode klären und innerhalb von zwei Minuten ist der Kauf abgewickelt.

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Ladenschluss: Hier gewinnt der Online-Shop.

Foto: Julia Weiß / Screenshot: sueddeutsche.de

"Wir haben geschlossen" - das passiert einem Online-Kunden nicht.

(Foto: Foto: Julia Weiß / Screenshot: sueddeutsche.de)

Dieser Vorteil des Online-Shops liegt auf der Hand: Er ist im Netz 24 Stunden, sieben Tage die Woche erreichbar. Hier kann man shoppen bis der Arzt kommt.

Beim Geschäft hingegen kann es passieren, dass man vor verschlossenen Türen steht oder, wenn man nicht aufpasst, gegen die bereits geschlossene Glastür läuft. Dann kommt auch der Arzt.

Fazit: Rechnerisch schneidet Online-Shopping besser ab. Dennoch kann es eines nicht ersetzen: den "Bummelfaktor". Das Herumstreifen durch Geschäfte, Befühlen der Stoffe und Hin- und Herprobieren gehört zum Shoppen nun mal dazu.

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