Künstliche Befruchtung:Mama, Plastikbecher, Kind

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In Deutschland stoßen Frauen auf rechtliche Fallstricke, wenn sie ein Kind ohne Partner zeugen wollen.

(Foto: Westend61/imago)

Immer mehr Single-Frauen erfüllen sich den Traum vom Kind ohne Partner - trotz aller Widerstände.

Von Harald Hordych

Wer ist mein Papa? Auf diese Frage bekommen Kinder wie Frida eine Antwort, die sich auf verschiedenen Stufen abspielt - Altersstufen. Je älter diese Kinder werden, desto detaillierter und klarer fällt die Antwort aus. Bis irgendwann der Name eines Mannes genannt wird, der seinen Samen in einem Plastikbecher abgegeben hat.

Die Antwort, die Kinder in gängigen Partnerschaften normalerweise bekommen, bleibt Frida vorenthalten. Frida (Wie der Name ihrer Mutter ist er erfunden) ist von einem anonymen Samenspender gezeugt worden. Und zwar als ihre Mutter allein lebte. Maja ist eine Single-Frau, die Mutter werden wollte. Das ist auch heutzutage ein Wunsch, mit dem die bundesdeutsche Gesellschaft ein massives Problem hat.

Keine Behandlung von Single-Frauen in Deutschland

Maja hatte viele Jahre eine Beziehung zu einem Mann, der eigentlich auch so gerne wie sie Kinder bekommen wollte. Doch der Wunsch wurde Jahr für Jahr aufgeschoben. Als sie dann mit 36 tatsächlich schwanger wurde, geschah dies ungewollt, der Mann bestand auf einer Abtreibung. Aus der glücklichen Familie, die sich Maja so sehr gewünscht hatte, wurde nichts; die Beziehung überstand diese Entscheidung nicht. Weil der Kinderwunsch aber immer noch so stark war und Maja keine frustrierte 50-Jährige werden wollte, entschied sie sich dafür, allein eine Familie zu gründen.

Rechtlich eine Grauzone in Deutschland, bei zeugungsunfähigen Vätern fällt dem sozialen Vater die Vaterschaft zu, der Samenspender ist aus dem Spiel. Bei Single-Frauen bleibt der Erzeuger einer Schwangerschaft in der Pflicht, also könnten der behandelnde Arzt oder der Samenspender auf Unterhalt verklagt werden. Die Bundesärztekammer lehnt die Behandlung von Single-Frauen mit Spendersamen ab. Maja war 43, als sie nach Kopenhagen zum Kinderwunschzentrum flog. Nach dem dritten Versuch, war sie schwanger. Heute ist Frida 15 Monate alt. Und Maja überzeugt, das Richtige getan zu haben.

Trotz der Widerstände auf die sie in Deutschland stoßen, wächst der Wunsch bei alleinlebenden Frauen, Kinder von Samenspendern zu bekommen - und allein großzuziehen. Welche Motive sie antreiben - darüber gibt es viele Vorurteile. Zum Beispiel, dass Solomütter Karrierefrauen seien, die ihren Kinderwunsch weit nach hinten verschoben haben. Was dabei unbeachtet bleibt, ist die seelische Not vieler Frauen, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, aber jahrelang nicht den richtigen Partner gefunden haben.

Was Single-Frauen erwartet, die sich zu diesem Schritt durchringen, welche Unterstützung die Familie leisten kann, wie sehr unser traditionelles Bild von Familie auf den Prüfstand gehört, was wirklich wichtig für Kinder ist und was Frauen unternehmen können, wenn sie nicht nach Dänemark reisen wollen, um Spendersamen zu empfangen, sondern in Deutschland einen Spender suchen - das alles erfahren Sie in dem großen Feature.

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