Kristen Stewart:Coming-out? Nein danke!

Kristen Stewart

"Googelt mich doch, ich verstecke mich ja nicht": Kristen Stewart.

(Foto: AP)

Seit Schauspielerin Kristen Stewart mit einer Frau zusammen ist, wird sie gedrängt, sich zu ihrer Sexualität zu erklären. Sie möchte das nicht - und ist damit nicht alleine.

Von Felicitas Kock

Ich bin schwul und das ist gut so! Mit diesen und ähnlichen Worten hatte in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe prominenter Menschen ihr Coming-out. Aufgenommen wurde das meist mit Anerkennung: Wer sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt, traut sich was, so die Wahrnehmung. Der hat Zuspruch verdient für den Mut, den es auch heute noch braucht, um diesen Schritt zu gehen.

Gleichzeitig erklärt gerade eine Riege junger prominenter Frauen das Coming-out für gestrig. "Für mich würde sich sowas nicht richtig anfühlen", sagt Kristen Stewart in der aktuellen Ausgabe der US-Zeitschrift Nylon. Die Schauspielerin war schon länger von der Klatschpresse "verdächtigt" worden, bisexuell zu sein. Ihre Mutter lieferte dann vor ein paar Wochen die Bestätigung: Sie habe Kristens neue Freundin getroffen, sagte sie dem britischen Mirror. Woraufhin viele erwarteten, dass die Tochter sich endlich erklären möge.

"Googelt mich doch, ich verstecke mich ja nicht", sagt die 25-Jährige nun im Gespräch mit Nylon. Um dann eine allgemeine Ansage hinzuzufügen: "Ich glaube in drei oder vier Jahren wird es eine ganze Menge Leute geben, die es nicht für nötig halten werden, festzulegen, ob man homo- oder heterosexuell ist."

Die Freiheit, sich nicht festlegen zu müssen

Eine Meinung mit der sie nicht allein ist. Da ist Rihanna, deren gewalttätige Beziehung mit Musiker Chris Brown früher Schlagzeilen machte und die jetzt immer mal wieder mit unterschiedlichen Männern und Frauen gesehen wird, darunter Leonardo DiCaprio und Schauspielerin Michelle Rodriguez. Da ist das britische Model Cara Delevingne, die gerade mit einer Frau zusammen ist und betont, dass sie nicht nur eine "Phase" durchmacht, wie es die britische Vogue dargestellt hat, sondern dass sie eben "so ist, wie sie ist".

Und da ist Miley Cyrus, die vor drei Jahren mal mit ihrem Kollegen Liam Hemsworth verlobt war, die sich vor kurzem beim Knutschen mit einem weiblichen Model "erwischen" ließ. Von Cyrus stammen auch Aussagen wie diese: "Ich identifiziere mich nicht als Junge oder Mädchen und ich brauche auch keinen Partner, der sich als Junge oder Mädchen identifiziert."

Die These, die da formuliert wird, ist simpel: Du kannst sein, was du willst. Du kannst Mann sein, Frau sein, hetero- oder homosexuell, du kannst von allem ein bisschen sein, gleichzeitig oder abwechselnd. Die Freiheit, die Stewart und ihre Mitstreiterinnen postulieren, ist die Freiheit, sich nicht festlegen zu müssen. Weil sie nicht können oder weil sie nicht wollen. Und weil es letzten Endes auch egal ist.

Was das für das klassische Coming-out bedeutet

Hier gleich von einem neuen Trend zu sprechen, würde wohl zu weit gehen. Und sicher sind derartige Aussagen auch zu einem guten Teil Rockstar-Koketterie. Was Stewart und Cyrus aber entlarven, ist die gesellschaftliche Forderung nach einer Festlegung. Der dringende Wunsch danach, Leute in Schubladen einsortieren zu können, auf denen "homo" oder "hetero" steht. Als würde das irgendjemandem irgendetwas bringen. Als wäre der jeweilige Mensch dann ein anderer. Und als hätte die Öffentlichkeit ein Recht auf diese Einordnung.

Was das nun für das klassische Coming-out bedeutet? Sicher nicht, dass es out ist. Ein bisschen altbacken vielleicht in den Augen aufstrebender Hollywood-Diven. Aber "wenn du dich wirklich festlegen willst und in der Lage bist, das zu artikulieren (...), dann tu es" sagt Stewart. Vielleicht werde dieser Moment auch für sie irgendwann kommen. Einstweilen möchte sie davon jedoch lieber Abstand nehmen.

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