Kolumne: Mein Bauch gehört mir:Jojo-Effekt? Was ist das?

Unser Autor hat nach einer Woche Nulldiät nur ein Ziel: den berüchtigten Jojo-Effekt verhindern. Dafür geht er an seine Grenzen: die Atkins-Diät muss her.

Jürgen Schmieder

Fünfeinhalb Kilo. Fünf-ein-halb. In Zahlen: 5 1/2. In amerikanischen Pfund: zwölf und 200 Ounce. So viel habe ich während der Nulldiät (ich habe übrigens doch nur die fünf Tage durchgehalten) abgenommen. Es wart hart: Ich habe von einer Pizzagne geträumt - das ist eine Pizza, auf die man eine Lasagne packt und alles zusammen isst. Eine Marktlücke, wie ich finde. Sollte mein Plan vom Lottogewinn in drei Jahren nicht funktionieren, mache ich einen Pizzagne-Laden auf.

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Nach fünf Tagen ohne Essen schmeckt ein Apfel wie ein Fünf-Gänge-Menü. Das bleibt nicht so.

(Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Das Schlimmste an der Nulldiät waren die Kommentare meiner Kollegen und Freunde. Ich habe mit Jubel gerechnet, mit Bewunderung, mit unterstützenden Zurufen. Statt dessen nur blöde Sprüche:

"Nächste Woche ist alles wieder drauf - und noch zwei Kilo mehr!" "Mhhhhm - gutes Steak..." "Gott, ist das ungesund, gar nichts zu essen! Und bringen tut's auch nichts!" "Bei einer Nulldiät darf man auch kein Eis essen, oder?" "Hast Du eigentlich Hunger?" "Du nimmst doch nur Muskelmasse ab, sonst gar nichts!"

Es geht um den berüchtigten Jojo-Effekt. Das Gewicht hüpft auf und ab - und am Ende hat man mehr Pfunde auf den Rippen als je zuvor. Schuld ist die radikale Unterversorgung während einer Diät. Der Körper schaltet auf Sparflamme und baut neben Fett auch Gewebe ab. Dieses Gewebe verbraucht permanent Energie. Die einfache Regel: Weniger Gewebe, weniger Grundumsatz. Werden am Ende einer Diät die alten Gewohnheiten wieder aufgenommen und keine Muskelmasse aufgebaut, nimmt man zu.

Der Jojo-Effekt als Nemesis des wild entschlossenen Diät-Junkies: Es gibt Tausende von Webseiten, die sich nur mit diesem Thema beschäftigen. Sie ahnen nicht, was es da für Bilder gibt. Der Jojo-Effekt ist für einen Dicken das, was für einen Stürmer (nein, nicht den Torwart) die Angst vorm Elfmeter ist oder für eine Frau die Vorstellung, dass beim Räumungsverkauf einer Boutique alle Schuhe mit Größe 39 bereits vergriffen sind.

Aber was soll man dagegen tun? Die meisten Anti-Jojo-Webseiten halten goldene Regeln parat:

- Die Diät nicht radikal abbrechen. George B. Shaw sagte: "Jeder Trottel kann fasten. Aber nur ein weiser Mensch kann es richtig beenden." - Auf vitaminreiche und fettarme Kost vor allem in den ersten Tagen nach der Diät achten - Durch Ausdauersport den Kalorienbedarf des Körpers anheben - Durch intensives Krafttraining die verlorene Muskelmasse wieder aufbauen.

Das sind vier Aufgaben auf einmal - bisher habe ich pro Woche eine Diät versucht. Aber gut, es wird zu schaffen sein. Ich setze in dieser Woche auf die Low-Carb-Diät und viel Sport. Ich habe Urlaub, deshalb habe ich erstens Zeit, das alles durchzuziehen und zweitens gibt es keine nervenden Kollegen.

Am Samstag ist das so genannte Fastenbrechen angesagt: ein Apfel. Nach fünf Tagen ohne Essen schmeckt dieser Apfel wie ein Fünf-Gänge-Menü beim Italiener. Danach gehe ich 45 Minuten lang laufen und quäle mich 20 Minuten lang bei Julias Bauchmuskel-Übungen (siehe Folge 19) . Am Sonntag läuft es ähnlich: Einen Maiskolben, ein wenig Salat und eine Stunde Sport.

Am Montag darf ich zum ersten Mal wieder etwas essen, das Eltern hat: Pute mit Salat. Dazu gibt es Orangensaft und Mineralwasser. Robert C. Atkins wäre stolz auf mich gewesen. Am Dienstag wieder ein Apfel, eine Banane, Pute und Salat. Ganz ehrlich: abwechslungsreich ist das nicht.

Dazu merke ich, dass mir irgendetwas fehlt. Ich war am Dienstag beim Fußball mit Kollegen. Allesamt gute Kicker, aber sagen wir es so: ein fünfzehn Jahre altes Auto kann man eben nicht mehr dauerhaft im roten Bereich fahren.

A propos roter Bereich: Am Abend habe ich Krämpfe an Orten, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie zu meinem Körper gehören. Irgendwo zwischen rechter Pobacke und Außenband im Knie zieht sich alles zusammen, danach zwickt es neben dem vierten Lendenwirbel, am Ende habe ich einen Krampf im linken Zeigezeh.

Ich muss einen Mangel haben. Die Low-Carb-Diät verbunden mit Sport tut nicht gut. Nachts träume ich von fettreichem Essen, das ich tagsüber nicht bekomme. Dazu die Krämpfe! Kein Wunder, dass es diese Gerüchte über Robert Atkins gibt, er wäre als dicker Mensch an einem Herzinfarkt gestorben.

--- Der Gang auf die Waage zeigt an: 86 Kilo. Jojo-Effekt? Welcher Jojo-Effekt? Ich denke, ich sollte eine eigene Homepage aufmachen: www.whatthehellisjojo.de.

Hier geht's zur Tabelle mit den Ergebnissen, dem Gewichts-Check und anderen Informationen:

Jojo-Effekt? Was ist das?

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