Kolumne "Er sagt, sie sagt":Einmal nichts zu Valentin

Lesezeit: 2 min

Nicht immer einer Meinung: Männer und Frauen. (Foto: iStock)

Schenk mir bloß nichts zum Valentinstag, hatte sie ihn gebeten. Also hat er genau das gemacht. Selber schuld. Auftakt zu einer Kolumne über die Macht der Worte zwischen Männern und Frauen.

Von Violetta Simon

Konfliktfreie Kommunikation zwischen Männern und Frauen gehört zu den größten Herausforderungen zwischen Himmel und Erde. Im Alltag müssen Paare häufig erkennen, dass sie zwar dieselbe Sprache sprechen, aber einander trotzdem nicht verstehen. Die Kolumne "Er sagt, sie sagt" beschreibt diese Situationen und ihre Tücken.

Er: Alles Gute zum Valentinstag, mein Engelein, mein Schnuffelchen, mein Augapfel!

Sie: Ach, mein Frosch! Nun übertreib mal nicht.

Er: Ich wollte diesmal nur alles richtig machen. Hier, für dich!

Sie: Aber wir wollten uns doch nichts schenken!

Er: Wart's ab und pack aus!

Sie: Oh, eine Karte, ganz in Weiß? (Hoffentlich ein Gutschein! Vielleicht sogar für dieses Wellness-Ressort in der Schweiz?)

Er: Jetzt guck doch erst mal, was draufsteht!

Sie: Äh ... "Nothing"!? Ich verstehe nicht.

Er: Na, nothing - nichts! Du wolltest doch nichts zu Valentin. Und das hast du bekommen!

Sie: Ach so! Verstehe.

Er: Stimmt was nicht?

Sie: Aber nein, es ist ... perfekt. Genau, was ich wollte. (Das habe ich nun davon.)

Er: Ich wusste es. Jetzt bist du wieder enttäuscht. Dabei hattest du mich ausdrücklich gebeten, dir diesmal nichts zu schenken, ich hatte extra noch mal nachgefragt, zur Sicherheit!

Sie: Stimmt. ( Ich fass es nicht!)

Er: Ich kapier das nicht! Die Jahre zuvor habe ich mir immer so viel Mühe gegeben, da war es auch nicht recht.

Sie: Entschuldige mal: ein Valentinstags-Schlumpf?! Ein Schokoladenbrunnen?! Ein herzförmiges Plüschkissen mit Armen?!

Er: Valentinstag ist eben romantisch.

Sie: Aber aus dem Alter für Schlümpfe bin ich schon lange raus. Was ich allerdings noch immer habe, ist eine Milchallergie. Ich dachte, du wüsstest das. Und das Herz - war von Ikea.

Er: Aber der Gedanke zählt! Weißt du nicht mehr, diese unglaubliche Live-Performance, die ich damals für dich eingeübt hatte?

Sie: Ich glaube, ich möchte nicht darüber reden.

Er: Aber ich! Nie kann ich es dir recht machen - nicht einmal das italienische Abendessen, das ich damals für dich gekocht habe, hast du gewürdigt.

Sie: Von wegen. Ich fand nur, dass die Bandnudeln mit den Liebesbotschaften viel zu schade waren, um sie zu verspeisen. Na ja, und ein bisschen hab ich mich vor der Tinte gefürchtet. Vielleicht waren sie ja gar nicht essbar?

Er: Und mein eigens für dich zusammengestelltes Parfum hast du auch nie benutzt. Wochenlang hab ich versucht, deinen Lieblingsduft zu kopieren!

Sie: Aber natürlich, bei dieser Vernissage, erinnerst du dich? Susanne hat die ganze Zeit ihre Nasenlöcher so komisch aufgebläht und demonstrativ in meine Richtung geschnuppert, angeblich roch es nach Katzenpisse.

Er: Entschuldige mal, das war kalabrische Bergamotte! Das sollte stimmungsaufhellend wirken.

Sie: Gegen meine miese Laune, oder was?

Er: Das hast jetzt du gesagt!

Sie: Siehst du? Das ist der Grund, warum ich kein Geschenk von dir zum Valentinstag will. Weil du es jedesmal schaffst, mich damit zu beleidigen. Oder etwas kaputtzumachen. Oder mir die Laune zu verderben!

Er: Na toll. Leg ich mich ins Zeug, ist es nicht recht. Schenk ich nix, passt es Madame auch nicht. Nächstes Mal gibt es 'ne Rose, und Schluss.

Sie: Du machst es dir ja wieder einfach! Aber dann wenigstens eine ohne Dornen, ja? Oder einfach mal nichts.

Er: So machen wir's. Nächstes Jahr schenke ich dir nix. Also wirklich: nichts.

Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Beschreiben Sie in wenigen Sätzen Ihre Erfahrungen und senden Sie sie an leben@sueddeutsche.de (Betreff: Kolumne). Unsere Autorin verarbeitet die besten Ideen zu einer Kolumne, die dann auf SZ.de veröffentlicht wird.

© Süddeutsche.de/ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: