Körperpflege-Trend:Groom dich schön, Mann!

Lesezeit: 4 min

Ganzkörperrasur, Antifaltencreme und Bräunungspuder: "Grooming" ist nichts für Weicheier. Was einst als unmännlich galt, zählt heute zu den Grundlagen der Körperpflege.

Daniela Krispler und Violetta Simon

Als sich 2003 David Beckham als Prototyp des metrosexuellen Mannes entpuppte, ging ein Aufschrei durch die Männerwelt - lackierte Nägel, Haarreif und überschminkte Augenränder? Das war zu viel.

Ein scharfer Blick und ein bisschen Grooming - hört sich doch ganz leicht an. (Foto: Foto: iStockphoto)

Inzwischen beschränkt sich das männliche Körperpflegeprogramm längst nicht mehr auf Duschgel, After Shave und Deo. Doch noch immer steht die Frage im Raum, wie viel Pflege die Männlichkeit verträgt, ohne einen Imageschaden zu erleiden.

Die Antwort liegt in dem Trendbegriff "Grooming", was ins Deutsche übersetzt "Pflege" bedeutet und neue Maßstäbe in Sachen männlicher Körperpflege setzt. Manchmal ist auch ein bisschen Kosmetik mit im Spiel.

Und wenn schon: Warum sollte Er nach einer durchzechten Nacht seinen Teint nicht auch einmal mit ein bisschen Glanzpuder auffrischen dürfen?

Haarstyling mit Methode

Gel, Schuppenshampoo und Bierspülung: Pflege am Kopf ist für Männer oft zum Haareraufen. (Foto: Foto: iStockphoto)

In den fünfziger Jahren benutzten die Herren gern und viel Pomade, um ihr Haar zu bändigen. Heute wird diese fettreiche Creme kaum mehr verwendet. Aus hygienischen Gründen, wie Lothar Ruff Inhaber der Parfümerie English Scent in Berlin, weiß: "Wer sein Haar pomadisiert, muss einen Hut tragen, weil sich sonst auf dem Fett Straßenstaub sammelt".

Ebenso seine Tücken hat Haargel der Kategorie "ultrastrong": Wenn etwa Frau beim liebevollem Durch-die-Haare-Streichen kleben bleibt, wirkt das besonders im Bett ausgesprochen unsexy. Am besten sollten Haargels und -cremes vollkommen unsichtbar sein und sich im Haar dementsprechend anfühlen. Pragmatische Männer sparen Zeit und Nerven, wenn sie in einen guten Haarschnitt investieren.

Je länger die Haare, desto mehr Pflege brauchen sie. Um eine strähnige Mähne zu vermeiden, sollten Männer ihren Haaren regelmäßig Gutes tun, etwa in Form einer Bierspülung. Sie gibt dem Haar Kraft und Energie, der Duft nach Hopfen und Malz verleiht obendrein einen heroischen Touch.

Wer mit Schuppenbildung zu kämpfen hat, sollte die Finger von Haargel lassen, auf pH-neutrale Shampoos zurückgreifen und die Haare gründlich auswaschen.

Diese Haare müssen weg

Durchschnittlich verbringt ein Mann im Leben 3350 Stunden gemeinsam mit seinem Rasierer. Ob Nass- oder Trockenrasur, für die Gesichtshaut ist es völlig egal, welche Methode Mann bevorzugt. Allerdings empfiehlt es sich, den Rasierschaum gut in die Stoppeln einzumassieren und ihn etwas länger einwirken zu lassen. Dies strapaziert zwar die Haut ein wenig stärker, bewirkt aber auch eine gründlichere Rasur, da der Schaum die Haare für die Klinge griffiger macht.

Besonders beliebt sind Rasierer, die in mehreren Körperregionen einsetzbar sind, wie zum Beispiel der Bodygroom von Philips. Mit den entsprechenden Trimmaufsätzen lassen sich Haare an Achseln, Brust, Rücken oder Po auf die gewünschte Länge stutzen - oder komplett entfernen. Immer mehr Männer trennen sich auch an der Intimzone von ihrer Behaarung.

Es versteht sich von selbst, dass Haare weder aus der Nase noch aus den Ohren quellen dürfen. Am besten entfernt man sie mit einem Nasen- und Ohrenhaartrimmer, z.B. von Privileg, oder verwendet spezielle Aufsätze, die auf Allround-Geräte wie zum Beispiel den Philips Multitrimmer passen. Kleiner Tipp für Herrn Waigel: Damit lassen sich sogar Augenbrauen in Form bringen.

Facegrooming statt Facelifting

Die althergebrachte Faltenregel "Frauen werden älter, Männer interessanter", gilt nicht mehr. Deshalb gehört zur Faltenbekämpfung des Mannes die regelmäßige Hautreinigung ebenso wie die Gesichtspflege. Selbst ultraempfindliche Männerhaut bekommt, was sie braucht.

Je nach Hauttyp sollte man sich zweimal täglich, morgens vor der Rasur und abends, mit einem pH-neutralen Reinigungsprodukt waschen und anschließend mit einem Tonic beziehungsweise Gesichtswasser großzügig abtupfen, um Unreinheiten und Entzündungen vorzubeugen.

Anschließend benötigt die Haut Feuchtigkeit in Form einer Gesichtscreme. Auch für die eher fettige Männerhaut gibt es Antifaltenprodukte sowie Tages- und Nachtcremes.

Übrigens: Es schadet nicht, ab und an bei einer Kosmetikerin vorbeizuschauen. Diese kann spezielle Pflegeprodukte auf den jeweiligen Hauttyp abstimmen und verwöhnt den Herrn obendrein mit einer entspannenden Gesichtsmassage.

Der passende Duft

Die Wahl des passenden Dufts ist zuallererst eine Typfrage. Wer sich lieber auf seinen Charme verlässt, sollte ein romantisches, aber unauffälliges Parfum wählen. Zwei Spritzer Eau de Toilette oder ein subtiles After Shave reichen vollkommen aus, um die Nase der Angebeteten zu bezirzen.

Beim Sport beweist stilsicheres Understatement, wer seinen Lieblingsduft in der niedrig konzentrierten Body-Splash-Variante aufträgt.

Im Job sollte man einen Duft - wenn überhaupt - immer der Umgebung angemessen und äußerst sparsam einsetzen. Weibliche Kollegen reagieren auf Parfum grundsätzlich positiver als Männer und finden gut duftende Personen sympathisch. Auf Männer hingegen wirkt ein parfümierter Kollege eher verwirrend.

Beim Ausgehen und überhaupt am Abend darf Mann ruhig zu schwereren Nuancen bzw. orientalischen Kompositionen greifen.

Ein echter Klassiker, der zu allen Lebenslagen passt, ist das Eau Sauvage aus dem Hause Dior. Die Komposition aus Zitrone, Jasmin, Zeder und Leder hat in den vergangenen vier Jahrzehnten nichts an Aktualität verloren: Sie bringt die Verwegenheit des Mannes zum Ausdruck. Wem Wildheit nicht genügt, kann sich inzwischen weiterer Duftnoten bedienen. Zur Wahl stehen: Geist, Energie, Mut und Stärke.

Zuwendung für die Hände

Wie unzählige Studien aus diversen Frauenzeitschriften beweisen, achten Frauen bei Männern vor allem auf das Gesichtsmerkmal Augen und das Körper-Aushängeschild Po. Dann folgen die Hände. Nicht nur Bankiers und Vertreter sollten deshalb in ihrem Terminkalender Zeit für eine regelmäßige Maniküre einplanen.

Eine korrekte Maniküre beginnt mit dem Reinigen der Finger. Ein kurzes, warmes Wasserbad mit einem Spritzer Zitrone macht die Haut und das Nagelbett weich. Falls erforderlich, mit einer Nagelbürste und etwas Seife Schmutz unter den Nägeln entfernen.

Nach dem Reinigen werden die Nägel geschnitten. Dazu unbedingt mit einer scharfen Nagelschere oder Nagelknipser arbeiten. Für den letzten Schliff sorgt eine Saphir- oder Sandfeile. Mit der groben Seite die Nagelränder formen, mit der feinen Seite glätten. Anschließend Hände eincremen, fertig.

Erfolgsfaktor Bräune

Zum westlichen Schönheitsideal gehört eine natürliche Bräune, die Gesundheit und Vitalität ausstrahlt. Neben dem sommerlichen Sonnenbaden und der winterlichen Alternative Solarium gibt es die Möglichkeit, mit Bräune aus der Tube nachzuhelfen.

Leider neigen Männer oft dazu, sich zuviel davon ins Gesicht zu schmieren. Wer unschöne Flecken und Ränder vermeiden will, sollte sich an Produkte halten, die sich wieder entfernen lassen. Mit dem Power Bronze-Pinsel von Biotherm beispielsweise zaubert man sich in wenigen Sekunden flotte Urlaubsbräune aufs blasse Bürogesicht. Anfangs belächelt, entpuppte sich der Puder schon bald als Verkaufsrenner und wurde als Innovation des Jahres mit dem " Maxim Grooming Preis 2007" ausgezeichnet.

Der Grooming-Trend erfasst immer mehr Männer. Mittlerweile tauschen sich pflegewillige Herren sogar in Onlineforen über ihre Erfahrungen aus, der Versand von Pflegeprodukten über das Internet floriert.

Im Vergleich mit den Damen kann der Mann in der Grooming-Disziplin aber nach wie vor nicht mithalten. Und will es auch gar nicht. Denn: Je mehr Hilfsmittel der Mann nutzt, umso eitler wirkt er auf Frauen. Und das kommt weniger gut an.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: