Knast:Wenn Einbrecher ausbrechen

Aus einem Gefängnis abzuhauen, ist ziemlich schwierig. In Berlin sind in den vergangenen Wochen trotzdem zehn Gefangene entkommen. Wie konnte das passieren?

Von Verena Mayer

Als die Gefängniswärter in die Zelle gingen, dachten sie erst der Gefangene Hamed M. schläft. Doch dann bemerkten sie, dass Hamed M. gar nicht in seinem Bett lag. Da lagen nur seine Anziehsachen. Eine Hose, eine Jacke und eine Pudelmütze, die der 24-Jährige zuvor mit Toilettenpapier ausgestopft hatte. Hamed M. selbst versteckte sich auf dem Gefängnishof. Als die Justizvollzugsbeamten nicht aufpassten, sprang er über eine Mauer und drückte sich von unten an den Boden eins Lastwagens, der Essen ins Gefängnis gebracht hatte. Der Lastwagen fuhr los - und mit ihm Hamed M. in die Freiheit.

Solche Geschichten kennt man eigentlich nur aus Filmen. Denn es ist sehr schwer, aus einem Gefängnis auszubrechen. Die Zellen sind mit Metalltüren gesichert, um das Gefängnis herum sind dicke Mauern mit Stacheldraht. Dazu gibt es Videokameras, die alles aufzeichnen, was die Gefangenen machen. Und alle, die in ein Gefängnis hineingehen, zum Beispiel Besucher, Lieferanten oder Rechtsanwälte, werden sehr gut kontrolliert.

In Berlin konnten in den vergangenen Wochen trotzdem zehn Leute aus Gefängnissen ausbrechen. Mehrere Männer schlichen sich zum Beispiel aus einer Autowerkstatt im Gefängnis weg, in der sie eigentlich arbeiten sollten. Sie nahmen einen Hammer und Winkelschleifer mit und brachen damit das Gitter an einem Lüftungsschacht auf. Von dort krochen sie aus dem Gefängnis hinaus. Für großes Aufsehen haben auch die beiden Ausbrecher gesorgt, die vor vier Jahren aus einem Berliner Gefängnis entkamen. Sie zersägten die Gitterstäbe ihrer Zellen und kletterten über die Mauer.

Sie konnten das, weil es in den Berliner Gefängnissen nicht genug Personal gibt, um die Gefangenen zu bewachen. Auch sind viele Gebäude sehr alt und die Mauern und Türen kaputt. Oft funktionieren die Kameras nicht.

Die Politiker aus Berlin wollen dies nun ändern. Die Gefängnisse sollen renoviert und mehr Aufsichtspersonen eingestellt werden. Auch sollen die Lastwagen, die in die Gefängnisse fahren, besser kontrolliert werden. Mit Taschenlampen und speziellen Spiegeln, mit denen man von unten auf den Boden der Lkw gucken kann.

Es ist übrigens nicht verboten, aus dem Gefängnis zu fliehen. Das Gesetz geht davon aus, dass jeder Mensch unbedingt frei sein will. Und dieser natürliche Drang wird nicht bestraft. Dennoch begehen viele Gefangene bei ihrer Flucht andere Straftaten, zum Beispiel wenn sie jemanden niederschlagen, der im Weg ist.

Hamed M. ist inzwischen wieder geschnappt worden, er war auf seiner Flucht bis nach Belgien gekommen. Doch statt dort seine Freiheit zu genießen, wurde er beim Klauen von der Polizei erwischt. Nun muss er mindestens bis zum Jahr 2022 in seiner Zelle bleiben. Und die Wächter werden ganz genau aufpassen, wer da im Bett liegt.

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