Klatschpresse:OK! kommt nach Deutschland

Künftig wird das britische Klatsch- und Tratsch-Magazin auch in einer deutschsprachigen Ausgabe erscheinen.

Viola Schenz

Wenn die Welt erfahren soll, dass Jamie Lynn Spears, 16, Schwester von Britney Spears, 26, und Sternchen der amerikanischen Comedyserie Zoey 101, schwanger ist, dann erfährt die Welt so etwas aus OK!. Wenn Cathrine Zeta Jones Michael Douglas heiratet, oder klar ist, wer der Vater des Babys der toten Anna Nicole Smith ist, darf man davon ausgehen, dass sich OK! die Exklusivfotos gesichert hat.

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Publizistisches Auffangbecken für Glamour-Girls & Co.: das People-Magazin OK!

(Foto: Foto: AP)

In OK! hat eine Glamour-Nichtsnutzin wie Paris Hilton ihr publizistisches Auffangbecken, das britische Wochenmagazin, gestartet 1996, ist der Prototyp eines Society-Klatschblatts. Es steht für die Art Lektüre, zu der man sich nie bekennen würde, zu der man im Wartezimmer des Zahnarztes aber als erstes greift. 26 Millionen Leser beziehungsweise Leserinnen weltweit machen OK! zur führenden Zeitschrift im sogenannten People-Segment. Seit 2005 gibt es eine amerikanische Ausgabe, inzwischen wird OK! auch in Australien, Russland, Mexiko, China oder Bulgarien verlegt.

Lust auf Hollywoods Halbglitzerwelt

Demnächst gesellt sich Deutschland dazu. Der Klambt-Verlag (7 Tage, Die neue Frau, Frau mit Herz, Lea) will am 7. Februar damit starten, als Joint-Venture mit dem britischen OK!-Mutterverlag Northern Shell. Bisher kümmert sich das 1843 gegründete Familienunternehmen aus Speyer publizistisch vor allem um Themen wie Frisuren, Gesundheit, Astrologie, Volksmusik oder Ratgeber.

Doch 2005 hat sich Klambt mit in - Das Star & Style Magazin und einer verkauften Auflage von 255.000 Exemplaren in neue Sphären erfolgreich vorgewagt - und offensichtlich Gefallen an People-Magazinen und Hollywoods Halbglitzerwelt gefunden. Also soll jetzt noch OK! dazukommen.

Weil die gediegene Kurstadt Baden-Baden, wo die Redaktionen der Klambt-Titel ihren Sitz haben, nicht gerade für Tinseltown-Themen steht, wurde Hamburg als OK!-Standort gewählt. In Hamburg gebe es einfach die bessere Infrastruktur, "Autoren, Stylisten, Fotografen", sagt der designierte Chefredakteur Klaus Dahm.

Dass Deutschlands Zeitschriftenmarkt nicht gerade arm ist an Klatschblättern, kann Dahm nicht abschrecken. Er sieht "eine große Leserlücke" in der Altersgruppe zwischen Anfang 30 und Anfang 40, "die eine Zeitschrift haben wollen, die sehr Celebrity-orientiert ist, aber in einer schicken, glamourösen Verpackung Hollywood, Mode und Beauty verkauft". Diese Lücke wolle man mit OK! schließen.

Mehr Angelina Jolie als Veronica Ferres

Möglich sei das, weil man nicht als deutsches Alleinprodukt auftrete, sondern als Teil eines internationalen Netzwerks "große Text- und Bildpakete schnüren" könne, hier sei OK! "weltweit singulär" aufgestellt, da "ganz dicht dran an den Hollywood-Stars". Die deutsche OK! wird also eher von Angelina Jolie beherrscht, weniger von Veronica Ferres. Überhaupt überlege man sich bei deutschen Fernsehstars genau, ob sie inhaltlich passten: "Wenn es in Richtung Vorabendserien geht, sowieso nicht", meint der 49-jährige Blattmacher, der bereits verschiedene Lifestyle-Zeitschriften (Celebrity, Max, Cinema) geleitet hat.

Beim britischen Mutterhaus Northern Shell glaubt man an die Macht globaler Exklusivgeschichten, die für einen regionalen Markt "ästhetisch-optisch" (Dahm) neu aufbereitet werden. Aber nicht jeder Launch eines Ablegers internationaler Titel glückt: Die deutsche Ausgabe von Marie Claire etwa ging 2003 ein, und Vanity Fair muss seit dem Start im Februar 2007 immer wieder mit Schnäppchenpreisen und aufgeklebten DVDs beim Kioskverkauf nachhelfen.

Dahm sagt, er nehme sich daher lieber instyle zum Vorbild, das internationale Star-Mode-Beauty-Magazin, das der Burda Verlag 1998 auf den deutschen Markt brachte - bei einer Auflage von inzwischen knapp 495.000 Stück mit einigem Erfolg. Das große Vorbild wird daher wohl erst mal ein großer Konkurrent für OK! sein.

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