Kelly Osbourne im Interview:"Ich musste erst lernen, mich zu mögen"

Kelly Osbourne wurde vor laufenden Kameras erwachsen - und als Punk-Tochter von Rocker Ozzy Osbourne berühmt. Mit sueddeutsche.de spricht die 26-Jährige über die Last ihrer Herkunft und die Liebe zu ihrer schrägen Familie.

Lena Jakat

Als Kelly Osbourne die Hotelsuite betritt, fällt ihr Blick auf ein Werbeposter ihrer Sendung Fashion Police. "Wow, sie haben mir längere Beine gegeben, schaut euch das an", ruft sie ihrer Entourage begeistert zu. Kelly - TV-Starlet und Tochter von Rocklegende Ozzy Osbourne - trägt blonde Mähne, ordentlich Make-up und Highheels mit Stahlkappen. Und sie ist in Wirklichkeit ziemlich klein, gerade einmal einsfünfzig. Die 26-Jährige ist nach München gekommen, um den Relaunch des Digital-Senders E! zu bewerben. Sie stürzt sich auf die Honigmelone, die in Schnitzen auf dem Couchtisch steht.

Kelly osbourne München - KEIN ARCHIV

Vom moppeligen Teenager zur Fashion-Kritikerin: Kelly Osbourne ist erwachsen geworden. Zumindest sagt sie das.

(Foto: Gert Krautbauer/E! Entertainment)

sueddeutsche.de: Was sagt die Modekritikerin von heute zu dem rotzigen Teen-Punk, der mit The Osbournes berühmt geworden ist?

Kelly Osbourne: Puh. (Sie verzieht das Gesicht zu einer Grimasse, die keinen Zweifel lässt und grinst.) Aber wissen Sie was, damals war ich auch ein ganz anderer Mensch. Aber anders als die meisten Mädchen in Hollywood habe ich mich nicht unters Messer gelegt. Ich habe einfach abgenommen und zu mir selbst gefunden. Ich will keinen großen Busen, ich mag meine Nase, ich brauche kein Lifting, ich muss mir nicht irgendwo was absaugen lassen. Ich mag mich heute wie ich bin - und ich mag den Schock auf den Gesichtern der Menschen, wenn sie mir begegnen.

sueddeutsche.de: Was denn für ein Schock?

Osbourne: So nach dem Motto (sie senkt die Stimme zu einem Kratzen): "O Gott, du siehst ja in echt viel besser aus". Das ist allerdings nicht wirklich ein Kompliment. Was denken die denn - dass ich aussehe wie Quasimodo? Das ist echt schräg.

sueddeutsche.de: Den äußeren Wandel konnte jeder mit ansehen. Aber was ist in Ihnen vorgegangen?

Osbourne: Klar, ich habe mich innerlich auch verändert. Das eine geht nicht ohne das andere. Ich habe mich früher nicht besonders gern gemocht. Das musste ich erst einmal lernen, bevor ich lernen konnte, auf mich achtzugeben. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu - genauso, wie Fehler zu machen und seine Lehren daraus zu ziehen.

sueddeutsche.de: Nur mussten Sie diese Fehler vor laufender Kamera machen. Als die erste Folge von The Osbournes lief, waren Sie 17, bei der letzten 20.

Osbourne: Teenager zu sein, ist die schwierigste Zeit im Leben. Alles ist ein erstes Mal, alles ist neu. Man versucht rauszukriegen, wo man hingehört, was man machen will. Das ist schwer. Und es vor der ganzen Welt tun zu müssen, ist noch schwerer.

sueddeutsche.de: Inwiefern?

Osbourne: Man wacht morgens auf und liest in der Zeitung die Schlagzeile: "Ozzys fette Kinder". Ich habe nie gemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmt, bis die Medien darauf gezeigt haben. Dann hat es mich sehr unglücklich gemacht.

sueddeutsche.de: Bereuen Sie, bei der Show mitgemacht zu haben?

Osbourne: Auf keinen Fall. Erst dadurch bin ich die geworden, die ich heute bin. Ich bin gescheitert und habe mich wieder aufgerappelt. Die Sendung war ein großartiges Sprungbrett für meine eigene Karriere. Ich habe gelernt, hart zu arbeiten und mir das zu holen, was ich vom Leben will. Ich muss die Sendung also irgendwie mögen. Aber ich sehe sie mir nicht an, weil mich vieles traurig macht, zum Beispiel die Geschichte vom Krebsleiden meiner Mutter.

sueddeutsche.de: Sie stehen Ihrer Familie sehr nahe, oder?

Osbourne: Meine Mutter ruft mich ständig an, dabei bin ich gerade mal 24 Stunden weg. Mein Bruder Jack und ich schicken uns ständig SMS. Ich freue mich so sehr darauf, Tante zu werden, das können Sie sich nicht vorstellen. (Jack Osbourne gab kürzlich bekannt, dass er bald Vater wird.) Ich kann es kaum erwarten. Die Familie kommt für mich an erster Stelle: Nimm mir das Geld weg, den Ruhm, alles. Aber meine Familie will ich behalten.

sueddeutsche.de: Die 08/15-Familie sind die Osbournes ja nicht gerade.

Osbourne: Menschen haben so eine verrückte Vorstellung von unserer Familie. (Osbourne verfällt wieder in den kratzigen Ton): "Er ist ein Rock-'n'-Roll-Sänger, der Fledermäusen die Köpfe abbeißt." Unsere Familie ist die Definition von Liebe. Mein Vater schläft nicht mit seiner Sekretärin und meine Mutter nicht mit dem Gärtner. Die Familien, die die meisten Leute als normal bezeichnen, finde ich total abnormal: Sie reden nicht miteinander, haben keine Beziehung. Es geht nur darum, nach außen hin den Schein zu wahren. Uns ist dagegen egal, was die Leute von uns denken.

sueddeutsche.de: Einen so berühmten Vater hat nicht jeder. Hat Ihnen das bei Ihrer Karriere nicht sehr geholfen?

Osbourne: Wenn du das Kind von jemand Berühmtem bist, musst du doppelt so hart arbeiten, um dich zu beweisen. Wenn ich einen Raum betrete, haben die Leute schon eine Meinung von mir im Kopf und wollen, dass ich versage. So dass sie sagen können: Ist ja doch nur ein reiches Ding, die Tochter von Ozzy Osbourne.

sueddeutsche.de: Sind Sie ja auch.

Osbourne: Fuck yeah! Und ich bin verdammt stolz drauf. Aber ich bin auch Kelly Osbourne und hab mein eigenes Leben. Ich schäme mich nicht für meine Tochter-Rolle, aber es war schwierig, sich davon zu emanzipieren. Die Tür hat sich für mich geöffnet, weil mein Dad ist, wer er ist. Aber ich bin durchgegangen, nicht er.

sueddeutsche.de: Sie sind ja nicht nur in der Modebranche gut im Geschäft. Für So Undercover standen Sie gerade mit Miley Cyrus vor der Kamera. Wie verstehen sich Ex-Punk und Disney-Prinzessin?

Osbourne: Miley und ich sind menschlich gar nicht so verschieden. All diese jungen Leute, die mit Disney zusammenhängen, kämpfen darum, ein bisschen Kante zu zeigen. Zu beweisen, dass sie nicht nur das nette Mädchen von nebenan sind. Bei mir ist es genau andersherum: Ich muss hart dafür arbeiten, den Leuten zu beweisen, dass ich nicht nur ein abgefuckter Loser bin, der seinen Eltern auf der Tasche liegt und allen zur Last fällt. Das denken die meisten Leute nämlich von mir.

sueddeutsche.de: Sie halten mit Ihrer Meinung über andere ja auch nicht hinterm Berg. Liegt das daran, dass Sie in einer Rock-'n'-Roll-Familie aufgewachsen sind?

Osbourne: Nein. Das liegt daran, dass ich eine unabhängige Frau bin, die sagt, was sie denkt. Es gibt viel zu viele Leute auf der Welt, die auf sich herumtrampeln, sich wie Scheiße behandeln lassen. Ich lasse mir nichts mehr gefallen.

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