Katzenplage in Belgien:Radikale Maßnahmen

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Die Belgier wollen der stetig wachsenden Katzenpopulation in ihrem Land jetzt Einhalt gebieten - mit Zwangssterilisationen, auch für Tiere in Privathaushalten. Ein Vorbild für Deutschland?

Belgien leidet unter einer Katzenplage. Nach nicht-offiziellen Schätzungen gibt es weit über eine Million der Tiere im Land - und die Population wächst stetig. Kampagnen, so eine Expertin, hätten nichts gebracht.

Deshalb sollen bis zum Jahr 2016 alle belgischen Katzen sterilisiert werden. Das schließt auch die in Privathaushalten lebenden Stubentiger ein. Wie eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums bestätigte, bereite eine Arbeitsgruppe im öffentlichen Dienst bereits ein entsprechendes Projekt vor. Der Plan soll, so belgische Zeitungen, vom kommenden Jahr an schrittweise umgesetzt werden. Zunächst sollen wild laufende Katzen unfruchtbar gemacht werden, später der Nachwuchs der Züchter und dann auch alle Tiere von Privatpersonen. Im Internet gibt es heftige Reaktionen von Bürgern, die fürchten, bei einem solchen Vorgehen könnte es bald überhaupt keine Katzen mehr geben.

Ein Vorzeigemodell auch für Deutschland mit seinen insgesamt etwa acht Millionen Katzen? Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz äußerte sich auf Anfrage nicht zu aktuellen Plänen. Dabei setzt sich die Bundestierärztekammer schon seit langem für eine entsprechende Änderung des Tierschutzgesetzes ein. Dr. Karl Fikuart, Vorsitzender des Tierschutzausschusses der Bundestierärztekammer: "Wir wollen ein Kastrationsgebot inklusive Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht. Halter sträuben sich jedoch oft dagegen, aus Angst, den Tieren damit zu schaden. Dem ist aber nicht so!" Man solle außerdem auch an seine Mitmenschen denken, da eine rollige Katze eine Zumutung für die Nachbarschaft sei.

Die Stadt Paderborn verpflichtet schon seit November 2008 als einzige deutsche Stadt ihre Bürger dazu, Freigängerkatzen sterilisieren zu lassen. Karl-Heinz Borchmeier vom Paderborner Ordnungsamt: "Wir hatten mit wütenden Leserbriefen an die regionalen Zeitungen und Ähnlichem gerechnet. Aber nichts dergleichen ist passiert. Die Bürger haben unser Vorgehen nicht als Einmischung empfunden, sondern das Gesetz sogar begrüßt."

Es sei in erster Linie darum gegangen, die Bevölkerung zu sensibilisieren. Denn jede geschlechtsreife, fruchtbare Katze, die im Freien unterwegs ist, kann zwei Mal im Jahr vier bis sechs Nachkommen zeugen. Diese können wiederum selbst ab dem 6. Lebensmonat für neuen Nachwuchs sorgen, was rasch zu einer Überpopulation führt, die nicht nur Hunger und Krankheiten unter den Tieren mit sich bringt, sondern auch die Heime sinnlos überfüllt.

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