Karlheinz Böhms "Menschen für Menschen":Vorwürfe mit Zerstörungskraft

Karlheinz Böhm Menschen für Menschen

Karlheinz Böhm, Gründer der Stiftung "Menschen für Menschen", mit seiner Frau Almaz bei einer Veranstaltung im Jahr 2010.

(Foto: dpa)

Karlheinz Böhms Stiftung "Menschen für Menschen" hatte bisher einen makellosen Ruf. Doch nun ziehen sich zwei Großspender von der Organisation zurück: Die Stiftung gebe zu viel Geld aus und sorge nicht für genug Transparenz, klagen sie. Böhms Frau weist die Vorwürfe zurück - und spricht von einer "persönlichen Kampagne".

Von Charlotte Theile

Für eine gemeinnützige Stiftung gibt es keinen schlimmeren Vorwurf als den der Geldverschwendung. Ist das Vertrauen erstmal verspielt, laufen die Spender reihenweise davon; der Skandal um das Kinderhilfswerk Unicef vor fünf Jahren ist das beste Beispiel dafür.

Die Stiftung "Menschen für Menschen", die der Schauspieler Karlheinz Böhm 1981 nach einem Spendenaufruf bei "Wetten, dass..?" gegründet hatte, genoss bislang einen makellosen Ruf. DZI-Spendensiegel, Transparenzpreis der Wirtschaftsprüfer Price Waterhouse Coopers und eine Verwaltungsquote im einstelligen Bereich: alles bestens. Doch vor einigen Monaten haben zwei Großspender schwere Vorwürfe erhoben gegen die Stiftung, die in Äthiopien Schulen und Brunnen baut.

Sie richten sich besonders gegen die Vorsitzende Almaz Böhm, Ehefrau des ausgeschiedenen 84 Jahre alten Gründers. Nun sind sie öffentlich geworden. In Briefen, aus denen die Bild-Zeitung zitiert, erklären der Unternehmer Jürgen Wagentrotz und Jürgen Gessner, langjähriger Vorsitzender der "Tafel Deutschland", dass sie ihre Zuwendungen an die Äthiopienhilfe vorerst einstellen.

Der Grund: Mangelnde Transparenz, hohe Verwaltungskosten sowie Ärger darüber, dass Schulbauten irgendwann dem Staat überlassen werden. Von "Gleichgültigkeit" ist die Rede. Eine Kritik, die zumindest Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), nicht teilt: "'Menschen für Menschen' bekommt seit 1992 unser Spendensiegel. Die Stiftung geht sparsam und transparent mit ihren Mitteln um."

Schlag ins Gesicht des äthiopischen Volkes

Anlass für eine Sonderprüfung sieht Wilke nicht. Dabei haben auch andere Kuratoriumsmitglieder, darunter der Koch Eckart Witzigmann, ihre Ämter wegen der Differenzen niedergelegt. Ein weiterer Streitpunkt: Der geplante Bau eines Büroturms in der Hauptstadt Addis Adeba - zu groß und zu teuer sei der, heißt es in den Briefen.

"Haltlos und respektlos" findet Almaz Böhm, 48, die Vorwürfe im Gespräch mit der SZ. Insbesondere die Kritik an der Weitergabe der Schulbauten sei für sie als Äthiopierin "ein Schlag ins Gesicht meines Volkes". Dahinter stehe die Annahme, die Afrikaner könnten es nicht allein. Es sei zwar richtig, dass erst ein unverhältnismäßig großes Bürogebäude geplant gewesen sei, doch nun gebe es die Genehmigung für einen "bedarfsgerechten" Zweckbau für etwa 1,1 Millionen Euro - vorher war von Stiftungskosten von mehr als zwei Millionen die Rede gewesen.

Irgendjemand muss der Bild die Briefe zugesteckt haben

Karlheinz Böhm äußert sich zu den Vorwürfen nicht. Er leide immer noch an den Folgen eines Autounfalls, den er vor einigen Jahren in Äthiopien hatte, sagt Almaz. Zudem sei er "einfach sehr alt." Was sie besonders kränkt: Die beiden Spender kritisierten, sie kümmere sich zu wenig um ihren Mann. Seit Monaten ärgert sich Almaz, die Böhm vor mehr als zwanzig Jahren bei der Entwicklungsarbeit kennenlernte, über diese "persönliche Kampagne."

Auch der ehemalige Spender Jürgen Gessner ist nicht glücklich, dass der Konflikt öffentlich wurde. Eigentlich leiste die Stiftung gute Arbeit. Man müsse nur offen über die Streitpunkte reden. Das sehen offenbar nicht alle Beteiligten so - irgendjemand muss die Briefe der Bild-Zeitung ja zugesteckt haben.

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