Kampf gegen das Übergewicht:Magere Diät-Ergebnisse

Ganz unterschiedliche Wege zum Idealgewicht werden Abnahmewilligen angeboten. Doch welche Methoden funktionieren? Forscher der Stanford University haben jetzt vier prominente Diäten verglichen.

Marlies Michaelis

Das Team um Christopher D. Gardner von der Stanford University verglich das Ergebnis vier verschiedener Diäten nach einem Zeitraum von zwölf Monaten.

Atkins-Diät, Zone-Diät, Ornish-Diät, LEARN-Diät
(Foto: Foto: irisblende)

Fast 80 Teilnehmerinnen hatten in dieser Zeit jeweils eine der Methoden ausprobiert - dann wurde gewogen, berichten die Autoren im Fachjournal Journal of the American Medical Association (2007, 297:969-977).

Die Teilnehmerinnen hatten zu Beginn der Diät einen Body-Mass-Index zwischen 27 und 40 und litten nicht unter Bluthochdruck, Diabetes und anderen schweren Erkrankungen. Dann folgten sie je nach Gruppe - entweder der Atkins-Diät, der Zone-Diät, der Ornish-Diät oder der LEARN-Diät.

Die Atkins-Diät - benannt nach ihrem Erfinder Robert Atkins basiert auf der Überzeugung, dass man durch eine kohlenhydrat-arme Diät den Körper zwingen muss, das überschüssige Fett zu verbrennen. Die Teilnehmerinnen dieser Gruppe durften also Fleisch, Fisch, Käse und Eier satt essen, sollen nur Kohlenhydrat-Lieferanten wie Brot und Kartoffeln meiden.

Ganz anders ernährten sich die Teilnehmerinnen der LEARN-Gruppe: Wenig Fett, viele Kohlenhydrate lautete hier die Formel.

Auf Kohlenhydrate statt auf Fett setzt auch die Ornish-Diät. Diese Diät soll zudem gegen Bluthochdruck und zu hohen Cholesterinspiegel wirken und setzt auf Obst, Gemüse und Getreideprodukte auf den Speiseplan.

Schließlich erprobte die vierte Gruppe die Zone-Diät, nach ihrem Initiator Barry Sears auch Sears-Diät genannt.

Diese Diät ist arm an Kohlenhydraten und verlangt vom Teilnehmer, jeden Tag anteilig 30 Prozent Eiweiß, 30 Prozent Fett und 40 Prozent Kohlenhydrate zu sich zu nehmen.

Nach einem Jahr wurde dann abgerechnet: Die Atkins-Gruppe hatte im Schnitt 4,7 Kilo abgespeckt, LEARN befreite die Teilnehmerinnen immerhin von 2,6 Kilo, 2,2 Kilo waren es mit der Ornish-Methode und nur 1,6 Kilo mit Zone.

Während Blutdruck und HDL-Werte (High Density Lipoportein) in allen Gruppen in etwa gleich waren, wies die Atkins-Gruppe etwas erhöhte LDL-Werte auf. (LDL, das sogenannte böse Cholesterin, steht im Verdacht, Arteriosklerose und koronare Herzkrankheiten zu verursachen.)

Wie die Autoren allerdings schreiben, fanden sie innerhalb der zwölf Monate keine Hinweise, die nachteilige Effekte der Atkins-Diät auf den Stoffwechsel untermauern würden.

Warnung vor der Radikaldiät

Kritiker der Diät sagen jedoch, dass die Methode alles andere als gesund ist. Gerade Übergewichtige und Diabetiker sind dabei verstärkt Risiken ausgesetzt, warnte etwa Hans-Georg Joost, wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke, nachdem eine Patientin nach der Diät letztes Jahr lebensbedrohlich erkrankte.

Ein Extremfall zwar, aber wie Lyn Steffen und Jennifer Nettleton von der Universität Minnesota berichteten, können bei der Diät unter anderem Nebenwirkungen wie Stoffwechselstörungen, Verstopfung, Durchfall und Erschöpfung auftreten.

Neben erhöhten LDL-Werten bestehen offenbar auch noch weitere Gefahren: So wanrte Sarah Stanner von der British Nutrition Foundation vor einiger Zeit, dass der höhere Säurewert des Blutes zu einer erhöhten Osteoporose-Gefahr bei Frauen führen, wenn der Körper die Säure mit Kalzium neutralisiert.

Robert Bonow von der American Heart Association betont, dass die hohe Protein-Zufuhr bei dieser Diät für Diabetiker-Nieren ein Problem sein könnte.

Auch die Stanford-Wissenschaftler stellen im JAMA fest, dass die langfristigen Effekte der Atkinis-Diät noch ungeklärt seien.

Immerhin könnten "Ärzte, deren Patienten eine kohlenhydrat-arme Diät beginnen, diesen versichern, dass der Gewichtsverlust wahrscheinlich mindestens so groß ist wie bei anderen Methoden, und dass man sich um die Wirkung auf den Lipidstoffwechsel kurzfristig keine Sorgen zu machen braucht".

Wie bei jeder Diät allerdings "müssten Patienten darauf hingewiesen werden, dass ein langfristiger Erfolg permanente Änderungen in Bezug auf Energieaufnahme und -verbrauch notwendig sind".

Mit anderen Worten: Die richtige Diät ist nicht alles. Und um den Erfolg beim Abnehmen zu vergrößern, sind den Forschern zufolge weitere Maßnahmen wie beispielsweise regelmäßige körperliche Bewegung notwendig.

Dass passt zu der Empfehlung der meissten Wissenschaftler, derzufolge es eigentlich nur einen einzigen vernünftigen Weg gibt, abzunehmen: Ernähren Sie sich ausgewogen und gesund, bewegen Sie sich mehr - und verzichten Sie auf Radikalkuren.

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