Juli Zeh:Erziehen wir unsere Kinder zu Egoisten?

Juli Zeh

"Wir sind getrieben von antrainierten Versagensängsten", sagt Schriftstellerin Juli Zeh.

(Foto: dpa)

Vielen Eltern ist nichts wichtiger als ihre Kinder. Damit tun sie denen allerdings nichts Gutes. Ein Gespräch mit der Schriftstellerin Juli Zeh über Empathie, Erziehung und die richtige Haltung in der Leistungsgesellschaft.

Interview von Mareen Linnartz und Vera Schroeder

Möglicherweise stehen in der Ferne ein paar Windräder, schwer zu sagen an diesem Tag, an dem dicker Bodennebel über den brandenburgischen Feldern hängt. Die Wind­räder und die Frage, wo sie aufgebaut werden sollen, haben aus der bekannten deutschen Schriftstellerin Juli Zeh eine sehr bekannte Schriftstellerin gemacht: Denn genau darum geht es in ihrem Erfolgsroman "Unterleuten", der Geschichte eines fiktiven Dorfs, das so idyllisch wirkt und in dem doch die Hölle ist. Zeh selbst lebt seit zehn Jahren mit ihrem Mann, dem Schriftsteller David Finck, in einem kleinen Dorf im Havelland, gemeinsam haben sie einen fünfjährigen Sohn und eine dreijährige Tochter. Das Landleben als Lebenseinstellung? Gilt für sie nicht unbedingt, sagt Zeh: "Es war keine Flucht aus der Stadt, sondern hat sich einfach so ergeben."War "Unterleuten" eine fröhlich-sarkastische Komödie, ist ihr neues Buch "Leere Herzen" ein düsteres Zukunftsszenario, ein Thril­ler, der das Bild einer desillusionierten, pragmatischen Generation zeichnet, der jedes Gefühl für gesellschaftliche Verantwortung abhandengekommen ist. Juli Zeh ist immer auch eine politische Autorin. Ihr Vater war Direktor beim Bundestag, sie hat sich als Juristin für mehr Datenschutz eingesetzt und ist seit dem vergangenen Jahr Mitglied in der SPD.

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