25 Jahre Baywatch:Rette mich, Mitch!

"Baywatch" machte den Job des Bademeisters sexy, den roten Badeanzug salonfähig und sorgt noch heute dafür, dass Menschen wie in Zeitlupe über den Strand laufen. Acht Dinge, die wir der berühmtesten Beach-Serie der Welt zu verdanken haben.

Felicitas Kock, Violetta Simon, Lena Jakat, Oliver Klasen

8 Bilder

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Quelle: imago

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"Baywatch" machte den Job des Bademeisters sexy, den roten Badeanzug salonfähig und sorgt noch heute dafür, dass Menschen wie in Zeitlupe über den Strand laufen. Acht Dinge, die wir der berühmtesten Beach-Serie der Welt zu verdanken haben.

Beachlook: Malibu-Kens und Malibu-Barbies

1,1 Milliarden Menschen in 144 Ländern können nicht irren, oder? So viele Menschen saßen zur besten Zeit von Baywatch vor dem Fernseher, als die Serie lief. Ähnlich wie heute die Fälle der Tatort-Kommissare wurden früher neue dramatische Entwicklungen am Strand von Malibu in Schule und Uni durchgehechelt. Aber anders als der Tatort war Baywatch auch was fürs Auge. Der Verdacht liegt nahe, dass beim Casting mehr Wert auf die Optik denn auf Witz, Esprit oder schauspielerisches Talent gelegt wurde. Und so tummelten sich Rettungsschwimmer am Strand von Malibu, wie sie sich Michelangelo nicht schöner hätte ausdenken können. Waschbrettbauch, Sonnenbräune, Deckweißlächeln und goldglänzende Haut gehörten quasi zur Grundausstattung eines jeden Baywatch-Darstellers: Der Beach-Look war geboren. Pamela Anderson als Vorzeige-Blondine trug eine wallende Mähne, der auch Sonne und Salzwasser nichts anhaben konnten, im Gegenteil. Auch das Haar der anderen Darsteller war stets perfekt vom Wind zerzaust und sah aus wie in der Drei-Wetter-Taft-Reklame. Die zahlreichen Malibu-Kens und Malibu-Barbies der Serie machten den Beach-Look alltagstauglich. Noch heute orientieren sich Milliarden-Dollar-Unternehmen an Mitch und seinen Kollegen. Warum sonst schickt Abercrombie&Fitch seine Models mit nichts als einer Bomberjacke über dem gestählten Eight-Pack nach draußen?

Jana Stegemann

Pamela Anderson als Rettungsschwimmerin in "Baywatch", 1995

Quelle: DPA

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Der rote Badeanzug: eine neue Dimension

Wer schon mal versucht hat, einen Wochenendeinkauf in eine kleine Jutetasche zu stopfen, der weiß: In wenig Stoff passt wenig rein. Der rote Baywatch-Badeanzug hat uns eines Besseren belehrt. Er hat bewiesen, dass selbst ein Kleidungsstück in Konfektionsgröße 36 erhebliches Fassungsvermögen besitzen kann. So gesehen muss man der prominentesten Badeanzug-Trägerin, Baywatch-Nixe Pamela Anderson, nicht nur zugutehalten, dass sie den roten Badeanzug salonfähig gemacht hat. Sie hat auch die Lehre von Inhalt und Masse auf den Kopf gestellt.

Violetta Simon

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Quelle: Imago Stock&People

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Die Zeitlupe: Keine Sorge, Rettung naaaaaahhhht

Ein Kind ist in den Fluten des Pazifiks in Not geraten, es schreit, ist in Panik, fuchtelt mit den Armen. Doch keine Sorge, Rettung naht. Wenn auch nur seeehr laaangsaaam. Denn bevor sich Pamela Anderson in die Wellen schmeißt, wirft sie eine kleine Ewigkeit lang das blonde Haar zurück, greift im Tempo eines Dreifingerfaultiers zur Rettungsboje und "läuft" los. Sekundenlang schwebt sie zwischen zwei Schritten über dem Boden, Zeit genug für die Kamera, jeden einzelnen Muskel einzufangen, jede Haarsträhne im Wind. Eine Baywatch-Folge besteht grundsätzlich aus zwei Teilen: Aus tatsächlicher Handlung - und aus Menschen, die in Zeitlupe über den Strand laufen. Was der geneigte Zuschauer lange ahnte, hat David Hasselhoff 2012 in einem Interview zugegeben: Das Budget sei knapp gewesen, also habe man Sequenzen in Zeitlupe gefilmt, um die einstündige Sendezeit vollzubekommen. "Wir haben festgestellt, dass es dem Publikum gefallen hat." So gut, dass Menschen im Urlaub noch heute gerne wie in Zeitlupe über den Strand laufen, bevor sie ins Wasser springen. Mit einer Luftmatratze unter dem Arm; und dem trügerischen Gefühl, dabei auszusehen wie ein Rettungsschwimmer von Malibu Beach.

Felicitas Kock

\\"LAMMBOCK\\"

Quelle: dpa

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Redeflash mit Erika: Warum Pam?

Im Marihuana-Rausch, das wissen jene, die schon mal an einem Tütchen gezogen haben, reden manche Menschen dummes Zeug. Redeflash heißt das dann. Die Besetzung der verschiedenen Baywatch-Staffeln liefert die perfekte Vorlage für einen solchen Redeflash. Zu bestaunen ist das in der deutschen Kiffer-Komödie "Lammbock" von 2001. Dort diskutieren die beiden Hauptpersonen, warum Erika Eleniak von Pamala Anderson abgelöst wurde. Bei einem Tütchen auf dem Sofa präsentiert Kai alias Moritz Bleibtreu seinem Kumpel Stefan die Theorie, das habe allein an der unterschiedlichen Qualität ihrer Brustimplantate gelegen (Wen die genaue Argumentationslinie interessiert, bitte hier entlang.) Zwar wird die Realität im Laufe des Erika-Eleniak-Monologs sanft zurechtgebogen. Aber egal: Beim Kiffen geht es ja genau darum, der Realität zu entfliehen.

Oliver Klasen

BAYWATCH - DIE RETTUNGSSCHWIMMER VON MALIBU

Quelle: dpa

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Sexy Erste-Hilfe-Maßnahme: Mitch, rette mich!

Herz-Lungen-Wiederbelebung, die im Englischen wie Casey Jean "CJ" Parker eine sexy Abkürzung hat (CPR) und aus kombinierter Beatmung und Herzdruckmassage besteht, hatte für frühere Teenagergenerationen vermutlich rein gar keine popkulturelle Bedeutung. Doch seit Mitch Buchannon junge Frauen Folge für Folge zurück ins Leben küsste, ist Mund-zu-Mund-Beatmung zur sexiest Erste-Hilfe-Maßnahme überhaupt avanciert. "Das ist kein Kuss, das ist Mund-zu-Mund-Beatmung", schallte es bald aus den Pausenhofecken. "Du siehst ganz blass aus, darf ich dich wiederbeleben?" fand Eingang in die Top-Ten der häufigsten Anmachsprüche. Zwar hat die Beatmung eines Menschen mit Kreislaufstillstand ungefähr so viel mit Küssen zu tun wie der lebensrettende Heimlich-Griff mit einer zärtlichen Umarmung. Den schmachtenden Mädchen vor dem Fernseher war das aber egal. Sie wünschten sich nur eins: Vor Malibu die erste Seenot ihres Lebens vorzutäuschen.

Lena Jakat

David Hasselhoff am Bondi Beach in Sydney

Quelle: dpa

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"Väter gegen David Hasselhoff": personifizierte Provokation

Es gab sie schon immer, die Idole, die Mädchen zum Kreischen brachten. Doch selten dürfte es einem Schauspieler gelungen sein, sämtliche Männer dieser Erde derart in Harmonie zu vereinen - und zwar gegen sich. David Hasselhoff hat nicht nur Väter und Freunde junger Frauen gegen sich aufgebracht, er brachte sie sogar dazu, eine gemeinsame Front zu bilden. In Kleinstädten wie Castrop Rauxel, Bad Salzschlirf oder Viechtach galten Töchter als derart gefährdet, dass Hasselhoffs Gegner sich angeblich sogar in organisierten Gruppen zusammenrotteten. Unbestätigten Gerüchten zufolge wurden gar Vereine mit Namen wie "Väter gegen David Hasselhoff" gegründet. Auch wenn von Formalitäten wie dem Erstellen einer gültigen Satzung und der Eintragung ins Vereinsregister meist Abstand genommen wurde: Der Verein gab seinen Mitgliedern sicher ein gutes Gefühl.

Violetta Simon

Im Bild: David Hasselhoff bei einem Fotoshooting am Bondi Beach in Sydney 2011.

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Quelle: SZ

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Begehrte Bademeister: Imagewandel eines Berufs

Vor dem 23. September 1989 war Bademeister ein Beruf wie jeder andere. In den Schwimmbädern und Badeseen der Republik übten zum Großteil wortkarge ältere Herren in weißen Shorts und Poloshirts mit Adiletten diese Aufgabe aus. Obgleich ihr Job im Ernstfall darin bestand, Leben zu retten, sah die Realität doch meist anders aus: Da wurden Temperatur und Chlorgehalt gemessen (in Schwimmbädern), Stiche von Bienen versorgt und Schnittwunden bei Kindern behandelt (an Badeseen) und natürlich mantraartig der Satz "Bitte nicht vom Beckenrand springen" gepredigt. Doch dann kamen Mitch Buchannon und seine sexy Kollegen und kippte eine große Ladung Salzwasser über das angestaubte Image der Bademeister. Vor allem Matt Brody (David Charvet) war jung, gesund, gestählt und strahlte soviel Coolness und Tatkraft aus, dass halbstarke Jungs zuhauf in die DLRG stürmten. Es lockten Ruhm, Bewunderung und Macht. So sicher wie zum Höhepunkt des Baywatch-Hypes in den 90er Jahren werden die Badeseen in Deutschland wohl nie wieder.

Jana Stegemann

Im Bild: Marco Rieger, Bademeister im Münchner Westbad

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Quelle: imago stock&people

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Strandsehnsucht: Träumen von Malibu

Wohl nie war der Sand weißer, waren Meer und Himmel blauer als bei Baywatch. Und wenn die Serie an einem tristen Novembernachmittag im Fernsehen lief und gleichzeitig der mitteleuropäische Regen gegen das Fenster prasselte, war unsere Sehnsucht nach Urlaub, die Sehnsucht nach genau diesem einen Strand in Malibu, größer als je zuvor. Zugegeben: Vielleicht wirkte der Sand auch nur wegen der braungebrannten Körper derart weiß, dass er fast blendete. Wenn Mitch Buchannon und C.J. Parker dann über den Strand liefen, wollte man ihnen am liebsten sofort Gesellschaft leisten. Runter vom Sofa, raus aus der Stadt, weg von der Arbeit, nichts wie weg nach Malibu.

Hanna Voß

© Süddeutsche.de/leja/feko
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