Interview mit Dr. Thomas Schulz:"Wasserpfeife ist schädlich"

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Die Wasserpfeife ist keineswegs die harmlose Alternative zur Zigarette. Dr. Thomas Schulz vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) widerlegt im Interview einen gängigen Irrglauben.

Florian Zick

sueddeutsche.de: Wie sieht der aktuelle Stand der Forschung aus?

Nicht weniger krebserregend als die Zigarette: die Wasserpfeife. (Foto: Foto: ddp)

Schulz: Im BfR führen wir gerade eine Reihe von Studien durch, um die Gesundheitsgefährdung durch Wasserpfeiferauchen zu untersuchen. Wir lassen Probanden rauchen und bestimmen anschließend den Gehalt von verschiedenen Schadstoffen in Blut und Urin. Aus unserer Pilotstudie liegen jedoch erst Teilergebnisse vor.

sueddeutsche.de: Wer greift hauptsächlich zur Wasserpfeife?

Schulz: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat im Mai diesen Jahres herausgefunden, dass vor allem Jugendliche zur Wasserpfeife greifen. 14 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren rauchen mindestens einmal im Monat Wasserpfeife.

sueddeutsche.de: Wodurch unterscheidet sich die Wasserpfeife vom herkömmlichen Rauchen?

Schulz: Für die Wasserpfeife benötigt man viel mehr Zeit, das dauert zwischen 45 und 60 Minuten. Meistens wird das zu einem gesellschaftlichen Ereignis, man sitzt zusammen und raucht.

sueddeutsche.de: Ist die Wasserpfeife vergleichbar schädlich wie Zigaretten?

Schulz: Die Wasserpfeife ist kaum weniger schädlich. Man muss jedoch unterscheiden, wie oft geraucht wird. Eine Packung Zigaretten am Tag ist gefährlicher, als eine Wasserpfeife in der Woche.

sueddeutsche.de: Welche schädlichen Substanzen nimmt man über die Wasserpfeife auf?

Schulz: Darüber ist noch recht wenig bekannt. Es gibt eine Studie aus dem Libanon, die besagt, dass im Rauch bedenkliche Mengen an Blei, Chrom und Arsen enthalten sind.

sueddeutsche.de:Nun nimmt man ja gemeinhin an, dass bei der Wasserpfeife der Teer aus dem Rauch gefiltert wird. Ist das so gültig?

Schulz: Die Filterwirkung des Wassers wird deutlich überschätzt. In unseren Versuchen konnten wir Teer im Rauch nachweisen. Man muss aber festhalten, dass sich der Teer aus der Wasserpfeife anders zusammensetzt als der Teer aus dem Zigarettenrauch. Untersucht wird gerade, ob dieser auch ähnlich schädlich ist. Solange das Gegenteil nicht bewiesen ist, gehen wir davon aus.

sueddeutsche.de:Warum ist der Feuchtigkeitsgehalt bei Wasserpfeifentabak in Deutschland begrenzt?

Schulz: Arabische Tabake enthalten sehr viel Glyzerin, das kann bis zu einem Anteil von 50 Prozent hoch gehen. Der Wasserpfeifentabak soll ja nicht verbrennen, sondern nur erhitzt werden, damit er das Nikotin und Aromastoffe abgibt. Bei der Erhitzung des Glyzerins könnte ein ist ein starkes Zellgift entstehen, das krebserregend wirkt und die Lungenzellen schädigt.

sueddeutsche.de: Kann das Rauchen der Wasserpfeife abhängig machen?

Schulz: Ja, kann es. Die Studien syrischer Wissenschaftler zeigen, dass ein Teil der Konsumenten abhängig wird.

sueddeutsche.de: Die Wasserpfeife wird beim Rauchen oft herumgereicht. Kann dieser Umstand weitere Krankheiten in sich bergen?

Schulz: Wenn man das gleiche Mundstück benutzt, können Infektionskrankheiten übertragen werden. Aber das sollte man nicht überdramatisieren. Wir raten immer, ein eigenes Mundstück zu verwenden.

sueddeutsche.de: Was unternimmt das BfR gegen das Wasserpfeiferauchen?

Schulz: Wir gehen nicht in die Läden und machen Kontrollen. Die Überwachung ist Aufgabe der Länder. Das BfR führt Forschungsprojekte durch und informiert die Bevölkerung auf der BfR-Webseite oder auf Veranstaltungen.

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