Playboy-Chef Hugh Hefner wird 85:Der Letzte seiner Art

Die Ära der Playboys geht zu Ende: Gunter Sachs sammelt lieber Kunst als Mädchen und Rolf Eden hüpft wie ein gelifteter Archäopteryx im Hühnerstall herum. Wie gut, dass es noch Hugh Hefner gibt.

Christian Mayer

Die Diva und der Playboy sind Seelenverwandte; sie teilen das Schicksal, aus der Zeit gefallen zu sein und zu einer aussterbenden Gattung von großen Exzentrikern zu gehören. Gerade hat sich die letzte Hollywood-Diva Liz Taylor verabschiedet, eine Ikone des 20. Jahrhunderts, die nun im Pantheon der Stars einen Ehrenplatz einnimmt.

Auch die Ära der Playboys nähert sich ihrem bittersüßen Ende, das Rollenbild des galanten Draufgängers, der das Leben, die Frauen, schnelle Autos und den Luxus genießen kann, ist ins Wanken geraten. Aus Playboys sind Ex-Playboys geworden, in Deutschland zumindest: Gunter Sachs sammelt lieber Kunstwerke als Mädchen, während die Berliner Ausgabe des amourösen Alten, Rolf Eden, auf Hauptstadtpartys wie ein gelifteter Archäopteryx im Hühnerstall herumhüpft.

Wie gut, dass es wenigstens noch Hugh Hefner gibt. Ihn kann man guten Gewissens als letzten Playboy bezeichnen, sofern man nicht dem windigeren Silvio Berlusconi diesen Ehrentitel verleihen möchte (lieber nicht, denn wer so viel über seine Potenz redet, hat ein Problem).

Hefner also: Der Mann feiert an diesem Samstag seinen 85. Geburtstag. Vielleicht wird er in Los Angeles mit seinen Getreuen zum Essen gehen, doch weil er sehr ungern das Haus verlässt, ist es wahrscheinlich, dass er in seiner Playboy Mansion in Beverly Hills bleibt, den weinroten Hausmantel und die Pantoffeln anzieht und sich eine Extradosis Viagra genehmigt.

Ganz sicher wird mit Hefner auch der Hausmantel aus der Geschichte verschwinden. Sein Vermögen dürfte dagegen in faltenfreie Hände übergehen: Die vollblonde Anwärterin heißt Crystal Harris, ist 24 Jahre alt und die wohl letzte einer langen Reihe von Hefner-Gespielinnen, die sich in der 29-Zimmer-Villa ihres Gönners gegenseitig das Bett streitig machten.

Harris hat das große Los gezogen: Die Hochzeit soll am 18. Juni stattfinden. Es heißt, der greise Playboy-Gründer habe auf einen Ehevertrag verzichtet, "um die Romantik nicht zu stören" - sicherheitshalber lag ein 3,5-Karat-Diamant an Weihnachten unterm Christbaum, verpackt in einer Schatulle in Form der Disney-Meerjungfrau Arielle.

Die Abdankung des vor allem von Männern bewunderten Frauenverführers ist also beschlossene Sache. Vielleicht ist es besser so: Der Mann, der aus dem Playboy-Magazin ein Imperium machte und Millionen mit seiner Marke verdiente, hört auch nicht mehr gut, wenn man ihn nach seinen sexuellen Höchstleistungen fragt - mit mehr als zwölf Mädchen auf einmal hat er nach eigenen Angaben nie geschlafen. Man muss in sein linkes Ohr brüllen, wenn man eine Antwort will; dann allerdings sollte man auf Hefners Geistesgegenwart gefasst sein.

Auf der nächsten Seite: Die Badeveranstaltungen mit planschenden Bunnys sind selten geworden.

Das exklusivste Altenheim von L.A.

Auch die Einrichtung seiner Villa, die an eine Kulisse aus einem alten Billy-Wilder-Film erinnert, wirkt leicht ramponiert, wie Besucher berichten. Dass kürzlich 170 Gäste eines Wohltätigkeitsdinners nach dem Besuch im Hause Hefner mit Fieber, Schüttelfrost und Übelkeit in die Klinik mussten, weil sie sich eine leichte Form der Legionärskrankheit zugezogen hatten, muss aber nichts heißen: Die Bakterien lieben warmes Wasser.

Playboy magazine founder Hugh Hefner poses for a portrait at his Playboy mansion in Los Angeles

Er wird als Playboy ins Grab sinken - und den weinroten Hausmantel mitnehmen. Hugh Hefner in seiner Playboy Mansion.

(Foto: REUTERS)

Das tut auch Hefner. Die Badetage mit planschenden Bunnys sind aber selten geworden, es sind Nostalgieveranstaltungen, die der Welt zeigen sollen, wie lustvoll es im exklusivsten Altenheim von L.A. zugeht. Man hat ja einen Ruf zu verlieren, besonders bei Gästen, die ein paar tausend Dollar bezahlen, um die Silvesterparty ihres Freundes Hugh besuchen zu dürfen.

Vielleicht war Hefner immer mehr Unternehmer als Playboy. Und deshalb will er jetzt seine Firma, die mit mehr als 200 Millionen Dollar bewertet wird, ganz wiederhaben, noch einmal Kontrolle gewinnen über sein Lebenswerk, die Playboy Enterprises Inc. Anfang des Jahres kaufte er Playboy-Aktien zurück, um das Unternehmen von der Börse zu nehmen.

Auch als Chefredakteur des Magazins, das 1953 mit Marilyn Monroe auf dem Titel an den Start ging, will er weiter amtieren. Der Glanz des Männerhefts, in dem es um Sex, Drinks, Stilfragen und manchmal um Literatur geht, ist zwar verblasst, doch noch immer lässt sich Geld damit verdienen.

Sogar der legendäre Playboy Club soll ein Comeback feiern: In London steht die Rückkehr der Bunnys an, wenn im Juni, kurz nach der Hochzeit, ein Hasentempel mit Cocktailbar, Spielsalon und VIP-Lounge eröffnet. Mit dieser Art von Unterhaltung hatte der Unternehmer einst viel Geld verdient, allein der Stammclub in seiner Heimatstadt Chicago lockte 1961 in nur drei Monaten 132000 Besucher an.

Mit 85 hat man nicht mehr so viel Zeit, und Hefner ist wild entschlossen, sie zu nutzen. Es geht längst nicht mehr um ein Spiel und den gehobenen Genuss, der etwas mit aristokratischem Müßiggang zu tun hat. Der Libertin Hugh Hefner, der so gerne gemeinsam mit seinen Freundinnen Pornos anschaut, ist in diesem Punkt Puritaner: Er arbeitet diszipliniert und hart daran, als Playboy ins Grab zu sinken.

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