Hohlmeier über Franz Josef Strauß:"Er war ein knuddeliger Vater"

Ein Himmelreich auf Erden: Die Politikerin Monika Hohlmeier über ihre behütete Kindheit und Franz Josef Strauß als Schiff und Gewitter.

Christian Mayer

"Meine ersten sieben Lebensjahre in Rott am Inn haben mich stark geprägt, denn das war die freieste Zeit meiner Kindheit. Jeden Tag sind wir auf den Bauernhof Engelhauser gerannt, meine Freundin Rosi und ich. Wir waren in der Scheune, beim Kühemelken, auf den Feldern, es war ein Himmelreich auf Erden. Manchmal durften wir sogar Traktor fahren, der Bauer hat uns lenken lassen. Mit meinen älteren Brüdern Max und Franz Georg habe ich mich zwar manchmal gründlich gestritten - aber das war ein frühes Training für mich: Ich habe mich einfach nie mehr unterkriegen lassen!

Monika Hohlmeier; picture alliance

Monika Hohlmeier mit ihrem Vater Franz Josef Strauß beim Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielen.

(Foto: Foto: picture alliance)

Für all unsere Kindersorgen war unsere Mutter da, unsere Mami. Sie hat sehr darauf geachtet, dass wir als Kinder des Politikers Franz Josef Strauß ganz normal aufwuchsen. Ich war immer in meiner geliebten Lederhose unterwegs und in einem Streifenshirt. Es gab ja in Rott am Inn nicht im Entferntesten etwas, das man Modebewusstsein nennen könnte, da war robuste Kleidung gefragt. Als wir dann nach München zogen, hatte ich damit ein Problem, weil ich in meiner kurzen Lederhose und im Ringelshirt in die Grundschule ging. Da war ich natürlich gleich mal die Exotin.

Unsere Papi-Tage

Als mein Vater Finanzminister in der Großen Koalition war, kam er eher selten nach Hause. An den Wochenenden aber nahm er sich Zeit. Er hat mit uns große Radltouren unternommen, und die Geburts- und Namenstage waren für uns reserviert, das waren unsere Papi-Tage!

Er war ein ganz knuddeliger, zärtlicher Vater, allerdings konnte er auch wie ein Gewitter über uns hereinbrechen. Einmal bin ich fast mit meinem kleinen Radl überfahren worden, in einer scharfen Kurve vor dem Haus. Mein Vater hat das mitbekommen und mit einem gewaltigen Donnerwetter reagiert. Er hatte eben panische Angst um mich. Bei der nächsten Radltour hat er mir die Verkehrsregeln von vorne bis hinten erklärt, die habe ich heute noch so in Erinnerung.

Mein Vater hat es verstanden, mit mir, dem kleinen Mädchen, mit Begeisterung zu spielen. Nicht nur Brettspiele wie ,Mensch ärgere dich nicht' oder ,Halma', sondern auch ,Motorboot': Er war mein Schiff, seine Nase der Anlasser, sein Ohr das Lenkrad.

Vielleicht hatte ich als Nesthäkchen die beste Rolle, denn mein Vater war bei mir ganz entspannt, während mein Bruder Max als Ältester mit den hohen Erwartungen fertig werden musste. Ein Bruch war sicher der Umzug nach München, in eine Wohnung in einem Sendlinger Hochhaus. Da war die große Freiheit auf einen Schlag vorbei. Aus Sorge vor Terroristen hatten wir mehr und mehr Sicherheitspersonal um uns herum. Ich habe richtig darunter gelitten, so herausgerissen zu werden aus der Kindheitsidylle."

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