Höhentraining:Die ungeliebte List

Lesezeit: 1 min

Der natürliche Weg zu mehr Blutkörperchen.

Oberhalb einer Höhe von etwa 2600 Meter befindet sich für den Körper deutlich spürbar weniger Sauerstoff in der Atemluft. Dadurch gelangt auch weniger Sauerstoff über die Lungen ins Blut.

Dieses Defizit wird von körpereigenen Sensoren registriert und der menschliche Organismus schaltet ein Schutzprogramm an: Die Niere bildet vermehrt das Hormon Erythropoetin (Epo), das wiederum die Bildung roter Blutkörperchen (Erythrozyten) und neuer Blutgefäße anregt. Höhentraining reizt diesen Prozess gezielt an, und erhöht die Produktion von Epo und roten Blutkörperchen.

Höhentraining ist bei Athleten allerdings nicht mehr so beliebt, denn es schlaucht - und während des Trainings ist naturgemäß die Versorgung der Muskeln mit sauerstoffreichem Blut eingeschränkt.

Das mindert den Trainingserfolg und Muskelaufbau ebenso wie auch die Erholung nach einer starken Anstrengung. Zudem wissen Forscher, dass Menschen die dauerhaft in großer Höhe leben, keinen erhöhten Anteil roter Blutkörperchen haben und auch nicht leistungsfähiger sind als andere Menschen.

Um die Strapazen des - vor Wettkämpfen erlaubten - Höhentrainings zu umgehen und trotzdem den Nutzen davon zu haben, haben Sportler und Ärzte einen Ausweg gefunden - das simulierte Höhentraining auf Meereshöhe. Dazu schlafen Sportler nachts in Zelten, in denen ein künstlicher Sauerstoffmangel herrscht, trainieren bei Tage aber in normaler Umgebung.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur diskutiert derzeit ein Verbot dieser Methode. Eine andere Variante, den stimulierenden Effekt der Höhe auszunutzen, besteht darin, tagsüber auf Meereshöhe zu trainieren und nachts in der Höhe zu schlafen, um die körpereigene Produktion von Epo und Erythrozyten anzuregen.

Der finnische Wintersportler Eero Mäntyranta konnte die körpereigene Epo-Produktion ohne Höhenluft nutzen. Er gewann in den 60er- und 70er-Jahren mehrere Goldmedaillen im Skilanglauf. Dies lag an einem seltenen Gendefekt in seiner Familie, der die Andockstelle für Epo in seinem Körper kontinuierlich aktivierte. Er produzierte ständig rote Blutkörperchen, auch ohne künstliches Epo und Sauerstoffmangel.

© SZ vom 7.7.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: