Hochzeit von Sarkozy und Bruni:Ja, Herr Präsident!

Eine Blitzhochzeit, wie sie diskreter kaum sein könnte: Nicolas Sarkozy und Carla Bruni haben geheiratet. Und einen Tag später turteln die beiden wieder öffentlich im Garten von Schloss Versailles in der Sonne.

Gerd Kröncke

Auch am Samstag war Nicolas Sarkozy mit Staatsgeschäften beschäftigt, trotz aller privater Verpflichtungen. Sein Außenminister, der einen Krisenstab installiert hatte, erwartete Instruktionen, die Evakuierung französischer Bürger aus dem unruhigen Tschad betreffend. Der Präsident regierte und hat außerdem wieder geheiratet, zum dritten Mal. Nun ist Carla Bruni, die schöne Chansonette, auch Première dame de France. Im Grünen Salon, im Ersten Stock des Elysée-Palastes, durfte der Bürgermeister des vornehmen Achten Pariser Arrondissements einen Höhepunkt seiner Karriere erleben.

In unziemlicher Heimlichkeit, sich auf das Notwendigste beschränkend, hat François Lebel die Zeremonie vollzogen. Zehn Minuten lang verlas der Bürgermeister die einschlägigen Artikel aus dem Code civil, dann sprachen Nicolas Sarkozy und Carla Bruni ihr "Oui". Jede weitere Rede hatte sich das Paar verbeten. François Lebel durfte am Orangensaft nippen, dann eilte er ins Rathaus, den nötigen Papierkram zu erledigen.

Es war eine Blitzhochzeit. Dreieinhalb Monate nach der Scheidung, zwei Monate nach der ersten Begegnung mit Carla Bruni, hatte Sarkozy den Bürgermeister vor zehn Tagen ins Vertrauen gezogen. Lebel, dem nun die Ehrenlegion gewiss ist, hat seinerseits nur zwei, drei Angestellte eingeweiht, "die sich alle als sehr loyal erwiesen". Außerdem brauchte es eine besondere Genehmigung, das öffentliche Aufgebot zu umgehen. Monsieur le Maire wusste zwar den Termin, aber nicht die Uhrzeit - der Anruf aus dem Elysée kam erst eine Viertelstunde vor der Trauung. 55, rue du Faubourg-Saint-Honoré lautet die offizielle Adresse, doch Lebel stahl sich durch einen Hintereingang in den Palast.

Nach all den privaten Eskapaden hat Nicolas Sarkozy wieder die Diskretion entdeckt. Das Turteln vor den Kameras, mit dem er den Franzosen seine neue Braut in Disneyland und anderswo vorgeführt hatte, war seinen Imagewerten nicht bekommen. Besonders ältere Wähler haben sich abgewandt. Zwar ist ein früher Einbruch der Popularität für einen neuen Präsidenten normal, aber mancher Parteifreund bangt um sein Mandat. Zu den Kommunalwahlen am 9. und 16. März haben sich viele Abgeordnete jede öffentliche Unterstützung des Präsidenten verbeten. Deshalb drängten die Berater, die Situation zu bereinigen. Nun wird Ruhe einkehren, vielleicht.

"Sie ist sehr schön, ich weiß, dass die beiden glücklich sein werden", kommentierte Bernadette Chirac die Nachricht von der Heirat: "Es ist gut, eine Gefährtin zu haben, der man alles sagen kann. Es ist nicht gut, allein zu sein." Madame Chirac, die zwölf Jahre lang Erste Dame war, war die einzige, die selbst ein politisches Mandat hatte, wenn auch nur auf regionaler Ebene im Departement Corrèze. Aber jede Präsidentenfrau hatte ihren eigenen Stil: von Danielle Mitterrand, die ihren Mann links überholte und mit Fidel Castro sympathisierte, bis zu Claude Pompidou, die dem Präsidenten die moderne Kunst nahebrachte. Yvonne de Gaulle war wohl die Letzte, die sich als Dienerin eines großen Mannes sah.

Noch länger ist es her, dass ein Bürgermeister in den Elysée bestellt wurde, um einen Präsidenten zu verheiraten - im Juni 1931 hatte Gaston Doumergue, zwölf Tage vor seinem Ausscheiden, seine langjährige Gefährtin geehelicht. Selbst eine Italienerin gab es bereits, die Frau von Raymond Poincaré war eine geborene Benucci, und sogar eine Sängerin war einmal Première dame: Jeanne Nivoit, die Frau von Staatschef Albert Lebrun, war zu ihrer Zeit eine gefragte Sopranistin.

Dazu fehlt es Carla Bruni an Volumen. Ihre Stärke sind die intimen Töne. Immerhin war ihr erstes Album ("Quelqu'un m'a dit") so erfolgreich, dass sie von den Tantiemen ihr Auskommen hätte - wäre sie darauf angewiesen. Aber sie hat ja schon eine frühere Karriere hinter sich. Ihre Einnahmen in den neunziger Jahren, da war sie Fotomodel in der obersten Liga, werden auf zehn Millionen geschätzt. Die inzwischen Vierzigjährige ist zudem eine Frau mit einem reichen Schatz von Erinnerungen an Partner, die teils als Sänger erfolgreich sind - Eric Clapton oder Mick Jagger -, teils als Politiker erfolgreich waren, wie Laurent Fabius, ein Gegner des amtierenden Ehemanns. Die Monogamie gehörte nicht zu ihren Prinzipien; nur mit dem Vater ihres sechsjährigen Sohnes hatte sie es länger ausgehalten. Ihm, den sie nach seinem Vater, dem Philosophen Jean-Paul Enthoven, lieben lernte, gilt eines ihrer hingehauchten Chansons ("Rafaël").

Der Samstagskreis im Elysée war begrenzt. Sarkozys Trauzeugin Mathilde Agostinelli ist Pressechefin von Prada und galt bislang als beste Freundin von Cecilia Sarkozy, der Ex-Frau. Erst abends zur Feier im Jagdschloss La Lanterne in Versailles hatte das Paar den Kreis erweitert. Dabei war auch Jacques Séguéla, der Werbemann, der die beiden zusammengeführt hatte.

Er zählte nicht zu Sarkozys Wählern, so wenig wie die dritte Frau Sarkozy. "Einen spontanen Widerwillen" empfand sie gegen seine DNA-Tests für Ausländer und ihre Kinder. "Was wäre aus mir geworden, wenn meine Eltern den Test hätten machen müssen?" Ihre Eltern waren aus Angst vor den Roten Brigaden nach Frankreich gezogen. Unter den Hochzeitsgästen befand sich auch Carla Brunis biologischer Vater. Er hatte eine kurze Liaison mit ihrer Mutter gehabt, die er nun wiedertraf.

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