Heiraten am 12.12.12:Die Ehe ist sicher

Schnapszahl-Hochzeiten sind beliebt - nicht zuletzt deshalb, weil man sich das Datum so gut merken kann. Die Sache hat nur einen Haken: Ehen, die an so einem besonderen Tag geschlossen werden, gehen angeblich schneller in die Brüche. Gut, dass diese Gefahr bis auf Weiteres gebannt ist.

Von Jürgen Schmieder

Auf den Standesämtern in Deutschland, man kann es nicht anders sagen, aber in diesen heiligen Hallen ist heute die Hölle los. Die Menschen wollen heiraten, und sie wollen es unbedingt heute tun. Denn die Götter haben ihnen nicht nur die Liebe geschenkt, sondern auch Schnapszahlen.

Beamte machen - ja, wirklich! - Überstunden, der Ansturm soll gewaltig sein. Heute ist der 12.12.12, es werden fünf Mal so viele Paare getraut wie an einem gewöhnlichen Wochentag. Welcher Tag wäre auch besser geeignet zum Heiraten als er zwölfte Tag des zwölften Monats im zwölften Jahr nach der Jahrtausendwende?

Die Zwölf gilt in der Zahlmystik als reine, glatte, vollkommene Zahl. Also dürfen sich an diesem Tag getraute womöglich über eine reine, glatte und vollkommene Ehe freuen.

Steuerberater und Buchhalter mögen nun vielleicht anmerken, dass der 31. Dezember ebenfalls ein ganz prima Datum wäre und das übrigens in jedem einzelnen Jahr. Schließlich bekommt man für die paar Stunden Verheiratetsein die Steuervorteile für das ganze Kalenderjahr. Es soll nicht wenige Steuerberater geben, die tatsächlich an diesem Tag geheiratet haben - doch ist das natürlich völlig unromantisch.

Man könnte sich nun freilich fragen, was romantisch ist an dem Gedanken, am 05.05.05 oder am 10.10.10 oder eben am 12.12.12 zu heiraten - außer vielleicht der Garantie, dass sich selbst der testosterongesteuertste Macho dieses Datum merken kann und dann wenigstens Blumen zum Hochzeitstag besorgt.

Doch diesen Jahrestag wird er womöglich nie erleben. Jürgen Rast, Präsident des Bundesverbandes der Standesbeamten, hat sich einmal näher mit den Schnapszahl-Hochzeiten beschäftigt und ist zu einer erschreckenden Erkenntnis gelangt: Ehen, die an so einem besonderen Tag geschlossen werden, gehen schneller in die Brüche. Besonders schlimm sei es im saarländische Neunkirchen gewesen: Am 8.8.88 wurden dort 16 Ehen geschlossen, zwei davon noch im ersten Ehejahr geschieden. Nur eine von ihnen besteht auch heute noch.

Heutzutage gilt ohnehin: Wer heiratet, ist statistisch gesehen bereits zu 50 Prozent geschieden. 377.831 Hochzeiten im Jahr 2011 stehen 187.000 Scheidungen gegenüber - und bislang suchte man verzweifelt nach einer guten Erklärung für diesen Trend zur Trennung.

Nun wird klar: Die Schnapszahl ist schuld! Seit 1999 gab es jedes Jahr die Möglichkeit für eine Schnapszahl-Hochzeit - kein Wunder, dass das die Quote der Scheidungen in die Höhe treibt. Doch damit ist nun Schluss. Die Götter haben uns neben der Liebe, den Hochzeiten und den Scheidungen auch einen Kalender geschickt, der Schnapszahl-Hochzeiten nun erstmal bis zum 01.01.2101 unmöglich macht.

Für die nächsten 89 Jahre gilt also: Die Ehe ist sicher.

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