Heidi Klums Bodyguard:Phänomen Übergangsmann

67. Verleihung der Golden Globes

Ist doch schön, wenn jemand da ist, der einen beschützt: Martin Kirsten war erst Heidi Klums Bodyguard, dann ihr Lover.

(Foto: picture alliance / dpa)

Heidi Klums Bodyguard muss sich eine neue Freundin suchen - und einen neuen Job. Trotzdem darf Martin Kirsten zufrieden mit sich sein, denn er ist: der perfekte Übergangsmann. Warum diese Rolle besser ist als ihr Ruf.

Von Violetta Simon

Martin Kirsten, der Bodyguard von Heidi Klum, rückte erst ins mediale Bewusstsein, als er der Liebhaber von Heidi Klum wurde. Jetzt, wo er Heidis Ex-Liebhaber ist, kennt ihn die halbe Welt - und hat eine Vorstellung, von wem sich die Moderatorin da gerade getrennt hat. Nun dürfte sich Kirsten fragen: Hätte ich es kommen sehen müssen?

Zumindest der Zeitpunkt, da seine Chefin und Gefährtin die Trennung verkündete, war fast schon absehbar: Die nächste Staffel von "Germany's Next Topmodel" steht bevor und Heidi hatte bereits sämtliche Selbstvermarktungsmaßnahmen auf Facebook und Twitter ausgespielt - sogar den Lack-Dress mit Katzenohren und den Lederslip mit Netzstrumpfhose hatte sie ausgepackt.

Jetzt wird sich Heidis einstiger Leibwächter und Lebensgefährte eine neue Freundin suchen müssen - und einen neuen Job gleich dazu. Kirsten rückt in die Kategorie des Ex. Und damit in eine kunterbunte Reihe von Heidi-Verflossenen: einem Friseur (Ric Pipino), einer Rock'n-Roll-Affäre (Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers), einem pflichtvergessenen Kindsvater (Flavio Briatore) und einem nervtötenden Exmann (Seal).

Es wäre jedoch schäbig, Kirsten dort lediglich als "Teilzeit-Lover" aufzulisten, er war mehr als das. Der 41-Jährige ist: der Übergangsmann. Und als solcher wird er nicht nur uns in Erinnerung bleiben. Wie ein Vertrauter Klums dem US-Magazin People berichtet, werde Heidi ihm immer dankbar dafür sein, dass er ihr in einer schwierigen Zeit beigestanden habe.

Das Leben ist voll von Übergangsmännern. Wenn man Marlene Dietrich glaubt, ist das auch der Grund, warum niemand weinen soll, wenn es auseinandergeht: "Weil an der nächsten Ecke schon ein anderer steht".

Der Mann und sein Image

Da gibt es nur ein Problem: Der Übergangsmann leidet - abgesehen vom Trennungsschmerz - unter seinem miesen Image. Er steht für den Lückenbüßer, den Ersatz, den Trottel, den man nach Gebrauch wieder wegwirft.

Dabei kann man seine Bedeutung gar nicht genug rühmen. Der Übergangsmann ist der Held in der Trennungsbewältigungsphase einer Frau. Er trägt eine nicht zu unterschätzende Verantwortung für ihre seelische Gesundheit. Und er erfüllt eine ganze Reihe an Bedürfnissen - weitaus mehr, als jeder herkömmlich aufgestöberte, mühsam akquirierte Ehemann es vermag: Er spendet Ablenkung und Trost durch seine bloße Anwesenheit. Klebt mit Worten und Taten das angeknackste Selbstbewusstsein Stück für Stück zusammen. Und: Er langweilt nicht. Niemals. Denn dazu bekommt er keine Gelegenheit.

Er ist derjenige, mit dem man ein Leben ausprobiert, für das man auf Dauer eigentlich nicht den Atem hat. Der Übergangsmann ist wie ein Designerfummel: nicht wirklich was für den Alltag - aber warum nicht kurz mal anprobieren? Mit dem Übergangsmann läuft alles anders - Hauptsache, es erinnert nicht an das, was vor ihm war. Die allerwichtigste Eigenschaft am Übergangsmann ist: Er ist nicht der Ex.

Das Schöne daran: Er erfüllt Wünsche und Träume, ohne Erwartungen entsprechen zu müssen. Niemand meckert oder schraubt an ihm herum. Niemals wird einem Übergangsmann die Schmach einer Dressur zuteil. Der Aufwand lohnt sich einfach nicht, das kapiert selbst eine Frau. Sie freut sich, wenn er da ist. Und ist zufrieden, wenn er es nicht ist.

Besser als der ewige Kumpel

Die Rolle des Übergangsmannes ist eindeutig unterschätzt. Und manchen anderen Konstellationen vorzuziehen: der des ewig netten Kumpels zum Beispiel. Solche Männer sind waaahnsinnig verständnisvoll, kultiviert und kulinarisch versiert. Sie können wunderbar zuhören, haben stets gekühlten Prosecco und eine Familienpackung Kleenex im Haus. Kein Wunder, dass alle Frauen nur das eine von ihnen wollen: sich bei ihnen ausheulen.

Noch schlimmer dran ist ein Mann, wenn er diesen Satz hört: "Lass uns Freunde bleiben." Als hätte man nicht genug Freunde. Als wäre Freundschaft eine super Alternative zum Sex. Sicher, die Phrase soll trösten und zeigen, dass man den anderen nach wie vor schätzt - vor allem als Handwerker, Möbelpacker oder Taxifahrer. Doch warum sollte ein Mann ausgerechnet mit der Frau befreundet sein, die ihm sein Leben versaut hat? Würde sie mit zwei Bier vorbeikommen und ihm zuhören, wenn er darüber sprechen wollte, wie mies es ihm jetzt geht?

Auch Heidi behauptet, dass Martin und sie nach wie vor Freunde sind. Über Seal hat sie nach der Trennung dasselbe gesagt. Gestern noch Zehennuckeln unter der Decke - heute der Freund, für den man keine Verwendung hat? Tiefer kann man kaum sinken. Dann doch lieber der Ü-Mann sein: der Mann für den gepflegten Übergang.

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