Gute Taten:Fair kaufen

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Auch solche Schuhe werden inzwischen unter Arbeitsbedingungen hergestellt, die das "Fair-Trade-Siegel" verdienen - zum Teil auch aus Bio-Rohstoffen. (Foto: Kathrin Harms/laif)

Müssen Schokolade, Schuhe und Computer vor allem billig sein? Manchen Menschen geht es um mehr. Sie wollen, dass niemand dafür ausgebeutet wird.

Von Caspar Dohmen

Wer hinterfragt schon den Preis für Kaffee, Tee oder Kakao? Man mag sie mal für hoch oder niedrig halten, aber letztlich nimmt man sie hin. Die großen Lebensmittelfirmen bestimmen den Preis: Mal machen sie sich mit Billigangeboten Konkurrenz, mal verlangen sie mehr Geld. Aber sie versuchen immer, die Rohstoffe so billig wie möglich einzukaufen, damit ihnen viel Gewinn bleibt. Ein Käufer weiß normalerweise nicht, welchen Lohn die Menschen bekommen, die den Kaffee, die Kakaobohnen oder die Baumwolle angepflanzt haben. Ganz anders ist es beim fairen Handel: Der Käufer solcher Produkte weiß, dass der Kleinbauer gerecht entlohnt worden ist.

Die Bauern und Arbeiter in großen landwirtschaftlichen Betrieben erhalten beim fairen Handel einen Mindestpreis für ihre Waren. Er soll ihnen und ihren Familien einen anständigen Lebensunterhalt ermöglichen. Das Geld soll ausreichen, damit die Bauern investieren können und die Natur so behandeln, dass sie sich erholen kann. Sie bekommen außerdem Geld, wenn sie Projekte für die Gemeinschaft umsetzen: Das kann der Bau einer Schule sein, eines Gemeinschaftsladens oder die Verbesserung lokaler Straßen.

Heute beteiligen sich am klassischen fairen Handel weltweit 1,4 Millionen Klein- bauern und Arbeiter in 74 Ländern.

Die Idee für den fairen Handel hatten Christen in Europa und den USA vor etwa 40 Jahren. Sie kauften die Waren direkt von den Kleinbauern in armen Ländern und verkauften sie auf Kirchenbasaren und in Weltläden, von denen es heute alleine in Europa etwa 2400 gibt. Die Menschen, die den fairen Handel organisierten, machten das unabhängig von den gewöhnlichen Läden und Supermärkten. Deswegen sprach man auch vom alternativen Handel.

Heute gibt es faire Waren auch in gewöhnlichen Supermärkten. Dafür haben sich die Organisationen, die den fairen Handel betreiben, entschieden, um mehr Waren zu verkaufen.

Es gibt einige Erfolgsgeschichten: Heute ist zum Beispiel jede zweite in der Schweiz verkaufte Banane fairen Ursprungs und jede fünfte in Deutschland verkaufte Rose. Absolut betrachtet ist der faire Handel jedoch fast bedeutungslos: Nur ein sehr kleiner Teil der landwirtschaftlichen Produkte auf der Welt werden fair gehandelt. Der faire Handel lebt bislang vor allem von Kunden in reichen Ländern. Aber selbst die kaufen vergleichsweise wenige solcher Waren. Wenn man zum Beispiel umrechnet, wie viel in Deutschland pro Jahr für faire Produkte ausgegeben wird, sind es gerade einmal acht Euro pro Einwohner. Mehr als dreimal so viel wie die Deutschen geben die Schweizer und Briten pro Kopf für fair gehandelte Güter aus.

Wer beim Einkaufen versucht, fair produzierte Gebrauchsgegenstände zu kaufen, findet allerdings auch wenig. Denn der faire Handel beschränkt sich bislang fast ausschließlich auf bestimmte Nahrungsmittel. Aber es gibt Fortschritte. Mittlerweile machen sich immer mehr Menschen die Idee des fairen Handels zu eigen und suchen nach neuen Wegen, beispielsweise um Bekleidung, Smartphones oder Computer fair herzustellen. Denn der Gedanke des fairen Preises ist eine Idee, die bis heute Menschen fasziniert.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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