"Gregs Tagebuch":"Den genauen Ton zu treffen, ist kniffelig"

Das Buch kommt aus Amerika. Damit man auch in Deutschland darüber lachen kann, übersetzt Dietmar Schmidt es aus dem Englischen.

Interview von A. Hennig v. Lange

Sie übersetzen die berühmten Tagebücher von Greg. Das muss eine sehr witzige Arbeit sein, bei der Sie bestimmt oft loslachen.

Ich zähle nicht mit, aber sicher mehr als einmal in der Stunde lache ich.

Mögen Sie Greg?

Als Person? Tja. Er tut Dinge, mit denen ich nicht einverstanden bin, trotzdem ist er nicht böswillig. Er ist unsicher und versucht sich vor schwierigen Dingen zu drücken, aber er hat Fantasie und ist ein guter Mensch. Ja, ich mag ihn.

Wollten Sie immer Übersetzer werden?

Nein. Eigentlich wollte ich Chemiker werden. Aber als ich mit dem Studium fertig war, sah es mit Arbeitsplätzen nicht so richtig gut aus. Also bin ich erst einmal für ein Jahr nach Amerika gegangen, wo ich die Sprache sehr gut gelernt habe.

Von chemischen Versuchen bis zu "Gregs Tagebüchern" ist es aber ein weiter Weg.

Stimmt. Ganz zu Anfang habe ich erst mal nur wissenschaftliche Texte übersetzt, die es noch nicht auf Deutsch gab. Kompliziertes Zeug. In jedem Fall nichts Lustiges. Irgendwann kam dann ein Freund von mir auf die Idee, dass wir zur Abwechslung ja auch mal Science-Fiction-Bücher übersetzen könnten.

Warum ausgerechnet Science-Fiction?

Wir waren beide große Fans von Raumfahrtgeschichten. Allerdings hatte ich so meine Zweifel, ob wir einfach so in einen Verlag würden spazieren können. Ich meinte zu meinem Freund: "Dafür braucht man doch bestimmt eine Ausbildung." Aber er meinte nur: "Ich probiere es trotzdem."

Und, hat es geklappt?

Ja! Mein Kumpel begann mit Science-Fiction-Romanen. Erst las ich seine Übersetzungen gegen. Irgendwann dachte ich: "Das kannst du doch auch!" Also habe ich mich ebenfalls mutig beim Verlag vorgestellt.

Und wie kamen Sie dann von Science-Fiction zu Greg?

Eines Tages kam jemand vom Verlag zu mir und meinte: "Du könntest doch mal Greg übersetzen." Und ich dachte: "Aha! Das wäre wirklich mal was anderes." Und so kamen Greg und ich zusammen.

Fühlen und denken Sie beim Übersetzen wie Greg?

Ja, sicher! Aber ich muss aufpassen. Denn das Übersetzen ist schließlich eine Menge Arbeit, die ich zu einem bestimmten Termin fertigkriegen muss. Und Greg ist ja nicht gerade bekannt für seinen Ehrgeiz.

Übersetzen Sie "Gregs Tagebücher" wortwörtlich?

Hin und wieder muss ich etwas kreativ werden, damit die Witze vom Englischen ins Deutsche funktionieren. Würde ich den Text wortwörtlich übersetzen, würde er auf Deutsch ziemlich seltsam klingen.

Wie denn zum Beispiel?

Im Englischen wird gesagt: "The tea is too hot to drink." Also: "Der Tee ist zu heiß, um ihn zu trinken." So umständlich würde das bei uns niemand ausdrücken. Wir sagen nur: "Der Tee ist zu heiß." Das finden die Engländer wiederum komisch. Sie würden fragen: "Äh? Für was?" Da den richtigen Ton zu treffen, ist manchmal ganz schön kniffelig.

Haben sie Jeff Kinney, den Autor von "Gregs Tagebüchern", schon mal getroffen?

Ja, auf einer Verlagsveranstaltung. Wir haben uns auch eine Weile lang unterhalten.

Ist er Greg ähnlich?

Nein, nicht so sehr.

Was? Echt? Er ist ganz anders?

Er hat eine große Leidenschaft für Karaoke. Das wollte er dann auch gleich mal machen, als wir uns trafen. Ich habe nicht gesungen - im Gegensatz zu Jeff. Und er isst sehr gerne Hamburger.

Sehen Sie eine Botschaft in Gregs Büchern?

Jeff Kinney zeigt durch seinen Helden Greg immer wieder deutlich, wie man anderen und auch sich selbst wehtun kann. Dadurch, dass man es bequem haben will und Anstrengungen ausweicht. Das ist eine große Lehre, die man aus den Büchern ziehen kann.

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