Grabgesänge:Todesrisiko Rockstar

"Live fast and die young" - für berühmte Rockmusiker ist dieses Motto offenbar mehr als nur ein Spruch: Britischen Forschern zufolge sterben sie doppelt so häufig in jungen Jahren wie weniger bekannte Zeitgenossen.

Marlies Michaelis

Jim Morrison, Janis Joplin, Jimmi Hendrix und Kurt Cobain haben nicht nur eine Karriere als Musiker gemeinsam - sie starben alle mit 27 Jahren. Elvis wurde älter - aber alt wurde er auch nicht. Der King starb mit 42 Jahren.

Sind das nur statistische Einzelfälle, die uns auffallen, weil die Verstorbenen berühmt waren? Nein, sagen John Ashton und seine Kollegen vom Centre for Public Health in Liverpool im Fachmagazin Journal of Epidemiology and Community Health (2007, 61; 896-901). Es handelt sich offenbar vielmehr um eine statistische Tatsache.

Die Forscher aus der Beatles-Stadt verglichen die Lebenszeit von über 1000 berühmten Rock-, Pop- und Rapstars der Jahre 1956 bis 1999 mit der Lebenserwartung von "Normalsterblichen".

Das Ergebnis bestätigte den ersten Eindruck: Berühmte Musiker sterben im Vergleich mit dem einfachen Bürger doppelt so häufig bereits jung.

Besonders groß ist das Todesrisiko in den ersten fünf Jahren des Ruhms: In dieser Phase sterben die Künstler sogar mehr als doppelt so oft früher als der einfache Bürger.

Wer diese Zeit dann überstanden hat, kann also etwas aufatmen. Am gefährlichsten lebten dabei die Rockgrößen der sechziger und siebziger Jahre. Sie landeten dreieinhalb Mal so häufig früher auf dem Friedhof als ihre unbekannten Mitbürger.

Musiker wie Sting dürfen allerdings entspannt der Zukunft entgegensehen: Wer wie er aus Europa stammt und die ersten 25 Jahre des Ruhms überstanden hat, dem droht kein frühzeitiges Ableben mehr. Anders sieht es bei den US-Amerikanern aus - bei ihnen ist das Todesrisiko auch nach 25 Jahren noch höher als in der übrigen Bevölkerung.

Die britischen Wissenschaftler untersuchten allerdings nicht, ob Musiker, die schon als Teenager berühmt werden, stärker gefährdet sind als solche, die erst als Twen im internationalen Rampenlicht stehen.

Das Leben der Musiker sei besonders durch jede Menge Stress und einen schnellen Zugriff auf Alkohol und Drogen gefährdet, meinen die Autoren.

Der Drogenkonsum ist schon von den noch lebenden Stars bekannt: Robbie Williams ist für seine Drogeneskapaden bekannt, im Februar 2007 ließ er sich beispielsweise aufgrund einer Tablettensucht in eine Entzugsklinik einliefern. Auch Britney Spears wurde alkohol- und drogensüchtig, begab sich dann aber Anfang 2007 in den Entzug.

Ashton und seine Kollegen fordern, dass Gesundheits- und Musikindustrie zusammenarbeiten sollten, um sowohl die Gesundheit der Stars als auch deren Image und Rollenvorbild entsprechend aufzubessern.

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