Geschmackssache:Unbedingt Fettfondue

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Es scheint kein Jahr zu vergehen, in dem die Fondue-Idee nicht ab Ende November irgendwo aufkommt. Wer das Retro-Dinner wagen will, sollte dringend ein paar Dinge beherzigen.

Marten Rolff

Die fünf widerlichsten Soßen unseres Lebens? Das ist schon deshalb leicht zu erinnern, weil man die alle am selben Tag essen musste. Zwar wissen wir nicht mehr sicher, ob es Silvester 2001 oder 2004 war, eingebrannt hat sich uns indes der genaue Ablauf dieses Tages.

Merke: Ein guter Dip braucht ein Minimum an Zeit, Liebe und Planung. (Foto: dpa-tmn)

10 Uhr: Anruf von Christian, um zu sagen, dass das Essen jetzt wohl doch bei uns stattfindet, "Fondue, oder? Jeder bringt was mit, ach, könntet ihr euch auch um den Topf kümmern?"

11.50 Uhr: Einkauf beim Metzger erfolglos, also weiter zum Supermarkt, wo Rind ebenfalls aus ist.

14 Uhr: Anruf von Katja: Auf keinen Fall isst sie Fettfondue (Burgunder Fondue), "das ist ja so was von eklig". Lieber mit Brühe (chinesische Variante).

16 Uhr: Anruf von Bernhard: "Keine Sorge wegen der Soßen, wir haben welche vom Grillen übrig!"

18.30 Uhr: Isa und Silke sind früher gekommen, um weitere Soßen zuzubereiten, "die machen sich ja quasi von selbst." Isa braucht vier Teller, zwei Schüsseln, ein Sieb, einen Mixer und drei Kochlöffel, um ein Glas Preiselbeeren unter 250 Milliliter Sahne zu heben. Derweil vermantscht Silke etwas Currypulver mit zwei unreifen Bananen und drei alte Knoblauchzehen mit einer fleckigen Avocado.

20.30 Uhr: Isa bietet bei Tisch an, das Rezept für die praktische Preiselbeersahne weiterzugeben - keine Reaktion.

23.50 Uhr: Der dritte Jubiläumsaquavit hat die Übelkeit verdrängt. Alle fassen insgeheim denselben Vorsatz: Fondue? Das war das letzte Mal!

Einerseits ist es uns seither gelungen, eine Wiederholung abzubiegen. Andererseits scheint kein Jahr zu vergehen, in dem die Fondue-Idee nicht ab Ende November irgendwo aufkommt. Wer es trotzdem wagen will, sollte ein paar Dinge beherzigen:

1. Filet beim Biometzger vorbestellen.

2. Selbst für Katja nie auf Fett verzichten.

3. Bernhard, Isa und Silke klarmachen, dass der Mensch ab 35 für seine Soßen selbst verantwortlich ist, was

4. bedeutet, dass ein guter Dip (etwa Kräuterquark aus Joghurt, saurer Sahne, Frischkäse, einer Schalotte, Dill, Petersilie, Schnittlauch, Salz, Pfeffer, Senf, Balsamico oder Zitrone und geröstetem Sesam) ein Minimum an Zeit, Liebe und Planung braucht.

5. Christian nicht nur den Jubi, sondern auch den Champagner aufs Auge drücken. Mit diesen Regeln steht dem Retro-Dinner nichts im Wege.

© SZ vom 17.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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