Gedächtnistraining:Vergeblich gehirnjoggt?

Kreuzworträtsellösen war früher was für Omas. Heute aber löst jeder Schlaumeier Sudoku. Vergeblicher "Sport"? Forscher zweifeln die Wirkung von Gehirnjogging an.

Grund zur Freude für all jene, die Zahlen und Worträtsel oder schlimmstenfalls Logiktrainer in den Wahnsinn treiben: Namhafte Neurowissenschaftler und Alternsforscher haben den Nutzen von sogenannten Hirnjogging-Produkten in Frage gestellt.

sudoku

Sudoku soll das Hirn auf Trab halten. Aber tun das softwarebasierte Trainingsprogramme auch?

(Foto: Foto: iStockphotos)

Es gebe derzeit keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass kommerzielle Trainingsprogramme oder Denkspiele einer Demenzerkrankung vorbeugen oder verzögern könnten, heißt es in einer von 30 Experten unterzeichneten Erklärung, die das Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung veröffentlicht hat.

Die Forscher fordern, die Wirksamkeit von Hirnjogging-Produkten wissenschaftlich und unabhängig zu prüfen. Die Experten unterstützen ausdrücklich die weitere Forschung zu softwarebasierten Trainingsprogrammen.

Kein Zaubermittel in Sicht

"Moderne Technik bietet ein großes Potential für die soziale und geistige Anregung im Alter", erklärte Ulman Lindenberger, Direktor am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Kommerzielle Anbieter würden aber häufig "das Blaue vom Himmel versprechen" und damit werben, geistige Fähigkeiten im Alter durch Hirntraining zu erhalten oder zu steigern.

Wissenschaftlich sei dies aber zumeist nicht bewiesen. "Das Zaubermittel, das die alterungsbedingte Minderung der Hirnleistung oder gar Alzheimer aufhält, gibt es bislang nicht", betonte auch Laura Carstensen, Direktorin des Stanford Center on Longevity in den USA und Mitinitiatorin des Memorandums. Trainingsprogramme und Denkspiele können demnach die Fertigkeiten verbessern, die sie trainieren.

Hingegen zeigen nur sehr wenige dieser Programme eine positive Wirkung auf allgemeine geistige Fähigkeiten oder Leistungen. Wird zum Beispiel eine Gedächtnistechnik zum Einprägen von Wortlisten trainiert, so gelingt es einem anschließend besser, sich Listen von Wörtern zu merken.

Es gibt jedoch bislang nur wenig Hinweise darauf, dass dieses Training die Gedächtnisleistung insgesamt verbessert, und es dann besser gelingt, den verlegten Autoschlüssel zu finden. Auch körperliche Bewegung könne zur Verbesserung der Hirnfitness beitragen, betonen die Experten.

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