Geburten in Deutschland:Babypause

Trotz Elterngeld, Krippenausbau und stapelweise Windel-Literatur: Im vergangenen Jahr sind so wenige Kinder in Deutschland geboren worden wie noch nie zuvor.

Von Lilly Kerssenberg bis Claudia Schiffer: deutsche Promis zelebrieren das Eltern-werden, die Schwangerschaft wird zum Medien-Event, erste Eindrücke des neuen Familienglücks prangen regelmäßig schon kurz nach der Niederkunft auf Zeitschriftencovern.

Geburtenrückgang setzt sich fort - 24 000 Kinder weniger, dpa

Fast schon seltene Exemplare: Neugeborene in einer Klinik.

(Foto: Foto: dpa)

Wer bunte Illustrierte durchblättert und im Buchhandel die Stapel an Literatur von und für werdende und eben gewordene Mütter und Väter sieht, wer hitzige Diskussionen über den Krippenausbau verfolgt, wer Cafés im Berliner Prenzelberg oder Münchner Glockenbachviertel besucht - der muss den Eindruck gewinnen: Kinder liegen im Trend.

Die nackten Zahlen der Geburtenstatistik beweisen allerdings das Gegenteil: Der Geburtenrückgang in Deutschland hat sich auch 2009 fortgesetzt. Im vergangenen Jahr sind so wenige Kinder in der Bundesrepublik geboren worden wie noch nie zuvor.

Die Zahl der lebend geborenen Kinder sank nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 24.000 oder 3,6 Prozent im Vergleich zu 2008.

Nach vorläufigen Ergebnissen kamen 651.000 Jungen und Mädchen lebend zur Welt,teilt das Statistische Bundesamt mit. Die bislang niedrigste Geburtenzahl hatte es 2006 mit 672.724 gegeben. Mit 684.862 hatte es in den vergangenen Jahren lediglich 2007 einen leichten Anstieg gegeben.

Die bislang höchste Geburtenzahl seit dem Zweiten Weltkrieg wurde in ganz Deutschland 1964 mit 1.357.304 registriert und damit gut doppelt so vielen wie zur Zeit. Bei einer nahezu gleichgebliebenen Zahl von Sterbefällen (rund 842.000 entsprechend minus 0,2 Prozent gegenüber 2008) sank der Saldo zwischen Geborenen und Gestorbenen auf minus 190.000 und damit den zweiniedrigsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg.

Nur 1975 starben mit einem Saldo von minus 207.339 noch mehr Menschen in Deutschland als geboren wurden. 2008 hatte das Verhältnis noch minus 161.925 betragen. Zum letzten Mal im Plus war das Verhältnis im Jahr 1971 mit einem Überschuss von damals 47.773 gewesen.

Die Zahl der Hochzeiten verharrte auf sehr niedrigem Niveau. Nach vorläufigen Berechnungen gab es 376.000 Eheschließungen, im Jahr zuvor war man zunächst von 375.000 ausgegangen. Tatsächlich waren es dann 377.055 gewesen. Das waren in etwa halb so viele wie im bisherigen Hochzeitsboomjahr 1950, als 750.452 Paare sich das Jawort gegeben hatten.

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