Gebräuchliche Impfungen:Tollwut-Impfung

Inge Smolek

Heute wird ein hochgereinigter Impfstoff verwendet, der auf Basis von menschlichen Zellkulturen gezüchtet wird. Er bietet über einen Zeitraum von drei Jahren Schutz.

Nach einem verdächtigen Tierbiss muss die Impfung so schnell wie möglich erfolgen. Bei sicherem Kontakt mit infiziertem Wild wird die vorbeugende Impfung durchgeführt, jedoch werden am Tag zwei Impfdosen gleichzeitig gegeben, eventuell kann auch zusätzlich die Gabe von Tollwuthyperimmunglobulin zur Stärkung der sofortigen Abwehrkraft erforderlich sein.

Erreger und Krankheitsbild

Tollwutviren gehören zur Familie der Rhabdoviridae. Von ihrer Form her erinnern sie mit einem abgerundeten und einem glatten Ende an eine Pistolenkugel. Aufgrund seiner Fetthülle ist das Virus sehr empfindlich gegen seifenähnliche Substanzen und Ammoniumbasen. Tollwut wird in der Regel durch den Biss eines infizierten Tieres übertragen. Der Erreger wird mit dem Speichel ausgeschieden.

Der Speichel von Hunden und Katzen ist maximal zwei Wochen lang bis zum Tod virenhaltig. Falls die Tiere nach dem verdächtigen Biss diese zwei Wochen überleben, so ist die Diagnose Tollwut mit großer Sicherheit auszuschließen. Die Tollwut führt zunächst über den Befall des Gehirns zu einer Hirnhautentzündung und breitet sich danach über die Fasern des Nervensystems in alle Bereiche des Organismus aus. Die Tollwut äußert sich entweder als "wilde" oder als "stille Wut". Bei der wilden Wut wird der Körper unentwegt von Krämpfen geschüttelt. Der Tod tritt während eines Krampfanfalles oder durch Lähmungen und Koma ein. Bei der stillen Wut steigt die Lähmung langsam auf. Die bestehende Tollwut endet praktisch immer tödlich.

Jeder Tierkontakt, ob Biss oder auch nur ein Abschlecken von nicht intakter Haut wird als tollwutverdächtig eingestuft. Das bedeutet, dass auf schnellstem Wege eine Tollwutimpfung begonnen werden muss.

Wirkprinzip der Impfung

Die Tollwut-Schutzimpfung wurde von Louis Pasteur bereits 1885 eingeführt. Pasteur benutzte einen Lebendimpfstoff, der durch die Passage in Kaninchengewebe abgeschwächt war. Und zwar wurde dabei das getrocknete Rückenmark infizierter Kaninchen zu einer Lösung aufgeschwemmt.

Bis in die 70er Jahre wurde ein Impfstoff verwendet, der durch Extraktion aus infiziertem Schafhirn gewonnen wurde. Alle diese Impfmethoden sind heute nicht mehr in Verwendung, weil die im Impfstoff enthaltenen Hirnbestandteile relativ häufig schwere Komplikationen des Zentralnervensystems ausgelöst haben. Heute wird ein hochgereinigter Impfstoff verwendet, der auf Basis von menschlichen Zellkulturen gezüchtet wird. Er ist gut verträglich, hat eine dutzendfach höhere Wirksamkeit und bietet über einen Zeitraum von drei Jahren Schutz.

Nach einem verdächtigen Tierbiss muss die Impfung so schnell wie möglich erfolgen. Bei sicherem Kontakt mit einem infiziertem Wild wird die vorbeugende Impfung durchgeführt, jedoch werden am Tag zwei Impfdosen gleichzeitig gegeben, eventuell kann auch zusätzlich die Gabe von Tollwuthyperimmunglobulin zur Stärkung der sofortigen Abwehrkraft erforderlich sein.

Gegenanzeigen, Nebenwirkungen

Die Impfung ist ausgezeichnet verträglich, selten treten leichte Lokalreaktionen auf. Gelegentlich sind auch leicht fieberhafte Reaktionen möglich. Für die Tollwutimpfung nach einem verdächtigen Tierbiss gibt es keine Gegenanzeigen. Auch Schwangere können geimpft werden.

Experten: Univ. Prof. Dr. med. Herwig Kollaritsch (Tropenmedizin, Reisemedizin, Impfwesen), Dr. med. Gert Vetter (Allgemeinmedizin)

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