Gebräuchliche Impfungen:Keuchhusten (Pertussis)-Impfung

Inge Smolek

Alle verwendeten Keuchhusten-Impfstoffe werden intramuskulär injiziert. Die Wirksamkeit der verschiedenen Keuchhusten-Präparate wurde anhand großer medizinischer Studien an Tausenden von Kindern geprüft - intensiver und mit längerer Nachkontrollzeit als bei den meisten anderen Impfstoffen. Allerdings ergab sich eine beträchtliche Schwankungsbreite in der Wirksamkeit. Seit 1999 werden nur mehr azelluläre Keuchhustenimpfstoffe verwendet. Der Impfschutz liegt beim azellulären Impfstoff zwischen 58 und 88 Prozent. Die Impfstoffe werden im Säuglingsalter meist als Kombinationspräparate verabreicht.

Erreger und Krankheitsbild

Keuchhusten ist eine akute Infektionskrankheit, die durch zwei Variationen des Bakterienstammes Bordetella (pertussis, parapertussis) ausgelöst werden kann. Gegen den Stamm Bordetella parapertussis, der bis zu 10 Prozent der Keuchhustenfälle auslöst, gibt es keine Impfung. Zu mehr als 80 Prozent betrifft die Krankheit Säuglinge, Kleinkinder und Schulkinder. Die Sterblichkeit an Keuchhusten beträgt im ersten Lebensjahr zwischen ein Promille und ein Prozent der Erkrankten.

Später nimmt sie ab. Erwachsene sind häufig die Infektionsquelle für Neugeborene in den ersten Lebenswochen. In der Regel wird Keuchhusten von Mensch zu Mensch über eine Distanz von höchstens zwei Metern per Tröpfcheninfektion übertragen. Die meisten Infektionen ereignen sich bei Kontakt mit Bakterienträgern, die ansteckend sind, aber noch nicht die typischen Symptome des Keuchhustens zeigen.

Typische Symptome sind krampfartiger Dauerhusten, Schleimerbrechen und schwere Atemnot. Obwohl Keuchhusten von Bakterien verursacht wird, sprechen Antibiotika-Therapien häufig schlecht an. Dies deshalb, weil Antibiotika zwar die Bakterien ausschalten, allerdings nichts gegen die von den Bakterien erzeugten Giftstoffe (Toxine) ausrichten können. Je früher allerdings Antibiotika gegeben werden, desto weniger Giftstoffe kommen in Umlauf und desto besser ist der Krankheitsverlauf.

Zu beachten ist allerdings, dass Viren, besonders Adenoviren, ein keuchhustenähnliches Krankheitsbild hervorrufen können. Hier sind Antibiotika wirkungslos. Nach durchgemachtem Keuchhusten besteht keine verlässliche Immunität gegen Bordetella pertussis.

Wirkprinzip der Impfung

Erste Impfversuche gegen Keuchhusten wurden bereits seit 1920 durchgeführt. Der Ganzkeimimpfstoff enthält inaktivierte Keuchhusten-Bakterien. Als Adjuvantien werden Aluminiumhydroxid und Aluminiumphosphat zugegeben. Der heute verwendete azelluläre Keuchhusten-Impfstoff besteht nicht aus ganzen Zellen, sondern entweder aus zellfreien Extrakten oder aus gereinigten Einzelkomponenten der Bakterien. Er gilt als besser verträglich.

Da sich die azellulären Impfstoffe biochemisch voneinander unterscheiden, sollten sowohl die Grundimmunisierung als auch die Auffrischung im zweiten Lebensjahr mit demselben Präparat vorgenommen werden.

Alle verwendeten Impfstoffe werden in den Muskel injiziert. Die Wirksamkeit der verschiedenen Keuchhustenpräparate wurde anhand großer medizinischer Studien an Tausenden von Kindern geprüft - intensiver und mit längerer Nachkontrollzeit als bei den meisten anderen Impfstoffen. Allerdings ergab sich eine beträchtliche Schwankungsbreite in der Wirksamkeit. Der Impfschutz lag beim azellulären Impfstoff zwischen 58 und 88 Prozent.

Die geprüften Impfstoffe werden im Säuglingsalter meist als Kombinationspräparate im Rahmen der 6-fach-Impfung zusammen mit der Diphtherie-Impfung, Tetanusimpfung, Kinderlähmungsimpfung, Haemophilus infl. Typ B-Impfung und der Hepatitis B-Impfung verabreicht.

Über die Schutzdauer lässt sich nichts Genaues sagen. Sie liegt jedoch sicher nicht bei mehr als zehn Jahren. Da Keuchhusten nur noch relativ selten vorkommen, wird auch der "natürliche Booster-Effekt" durch Kontakt mit erkrankten Kindern, bei dem die Antikörper sozusagen neu aufgeladen werden, immer seltener. Es ist daher sicher, dass Erwachsene, die als Kinder geimpft wurden, keinen Schutz mehr besitzen. Deshalb wird eine Auffrischungsimpfung für Erwachsene, simultan mit Diphtherie und Tetanus empfohlen.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt in Deutschland aufgrund der aktuellen epidemiologischen Situation von Pertussis-Erkrankungen in Deutschland seit Jänner 2006 die Auffrischungsimpfung gegen Tetanus und Diphtherie im Alter von 5 bis 6 Jahren zusätzlich mit einer Pertussis-Komponente vorzunehmen. Der Zeitpunkt für die weitere Auffrischung zwischen dem vollendeten 9. bis 17. Lebensjahr bleibt unverändert. In Österreich wird die regelmäßige Auffrischungsimpfung gegen Keuchhusten generell für alle Jugendlichen und Erwachsenen als sinnvoll und nützlich erachtet und empfohlen.

Eine hohe Durchimpfungsrate soll verhindern, dass auch noch nicht geimpfte Säuglinge, die besonders schwer erkranken, infiziert werden. Wegen der schwindenden Immunität gegen Pertussis und der zunehmenden Erkrankungshäufigkeit wurde in Österreich 2003 auch für alle Erwachsene eine regelmäßige Auffrischung der Pertussis-Impfung empfohlen. Bei Erwachsenen kann auch bei fehlender Vorimpfung mit nur einer Keuchhustenimpfung ein verlässlicher Schutz für 5-8 Jahre erreicht werden.

Der Impfschutz gegen Keuchhusten gilt als besonders wichtig für: - Frauen bei Kinderwunsch - Personen im Umfeld eines Neugeborenen (Vater, Großeltern, Geschwister, Babysitter, Tagesmutter etc.) - alle in medizinischen Berufen tätigen Personen -Personal von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen -Personen, die älter als 60 Jahre sind - Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter Gefährdung infolge eines Grundleidens (Asthma, COPD, chronische Lungen-, Herz-, Kreislauferkrankung, Immunsuppression) - Raucher -als Reiseimpfung im Rahmen humanitärer Einsätze im Ausland.

Empfohlenes Impfschema: Je eine Teilimpfung im Alter von 2, 3 und 4 Monaten, eine Auffrischungsimpfung zwischen dem 11. und 14. Monat, Auffrischungsimpfungen mit 5 bis 6 Jahren und eine im Kindes- und Jugendalter zwischen 9 und 17 Jahren. Speziell vor der Geburt eines Geschwisterkindes sollte der Impfschutz überprüft werden.

Gegenanzeigen, Nebenwirkungen

Lokale Reaktionen wie Rötung, Schwellung, Muskelschmerzen an der Impfstelle treten relativ häufig innerhalb der ersten drei Tage auf und geben sich rasch wieder. Diese lokalen Reaktionen nehmen mit jeder Auffrischungsimpfung und mit steigendem Alter leicht zu. Deutschland begann erst Anfang der 90er Jahre, etwa gleichzeitig mit der Einführung des azellulären Impfstoffes, erneut mit der Keuchhusten-Prophylaxe, Österreich 1994. Hohes Fieber über 39,5 Grad Celsius als Nebenwirkung tritt nunmehr nur noch bei jedem 200. Impfling auf.

Insgesamt ist die Komplikationsrate einer Diphtherie-Tetanus Impfung ohne Keuchhusten-Komponente heute nahezu identisch mit der Dreier-Kombinations-Impfung. Keinesfalls gegen Keuchhusten geimpft werden sollten Kinder mit fortschreitenden neurologischen Erkrankungen und Kinder, die auf die Adjuvantien (Aluminiumsalze) in Impfstoffen schon zuvor mit schweren Schocks reagiert haben.

Experten:Univ. Prof. Dr. med. Herwig Kollaritsch (Tropenmedizin, Reisemedizin, Impfwesen), Dr. med. Gert Vetter (Allgemeinmedizin)

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